Arbergen. Alle zwei Jahre ist es so weit. Dann werden die German-Boogie-Awards „Pinetop“ verliehen. So auch in diesem Jahr. Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen einer Gala in „Grothenn’s Gasthaus‘ in der Arberger Heerstraße. Die Jury bilden Jo Schumacher, Viona Schumacher und Thomas Aufermann.
Nach der Begrüßung durch Aufermann eröffnen Jo Schumacher am Piano und Torsten Zwingenberger am Schlagzeug musikalisch den Abend. Nach einem vorzüglichen Buffet hält Jo Schumacher die Laudatio für Michael Hortig. Der Österreicher sei ein Meister des Blues- und Barrelhouse-Pianos, sagt Schumacher. Barrelhouse ist eine einfache Schankstube mit entsprechend ausgelassener Stimmung und Lautstärke, bei der sich Pianisten erst mal durchsetzen mussten. Kurzum: Das Barrelhouse-Piano ist nichts für Musiker mit einem zarten Anschlag. Michael Hortig bedankt sich für den Preis mit einem mitreißenden Beispiel seiner Kunst.
Steve Martin und Frank Zappa wird manchmal der Ausspruch zugeschrieben, dass „über Musik zu reden ist, wie über Architektur zu tanzen.“ Trotzdem wird immer wieder über Musik geredet. Zum Beispiel über die Musik von Daniel Paterok. Er bekommt den Preis für das Swing- und Boogie-Piano. Paterok hat zunächst eine klassische Musikausbildung genossen. Im zarten Alter von 17 Jahren hat er in den USA den Film „The Majestic“ gesehen. So hat er sich mit dem Boogie-Virus infiziert. Sein Piano-Solo zum Dank für den Preis beschreibt eine Reise nach Moskau, in der er verschiedene musikalische Stile auf mitreißende Weise verbindet. Christian Christl wird nun für besondere Verdienste um den Boogie Woogie ausgezeichnet. In seiner Dankesrede beklagt er, dass zu wenige junge Leute den Boogie zu lieben scheinen. Er fordert das überwiegend reifere Publikum dazu auf, Kinder und Enkelkinder mit zu Boogie-Woogie-Veranstaltungen zu nehmen. Notfalls möge man den Nachwuchs zwingen, sagt er. Ob das den Mangel an Nachwuchs heilt, kann wohl keiner sicher sagen.
Virtuose Preisträger
Der folgende Preisträger ist Jean Paul Amouroux, der in die Hall of Fame aufgenommen wird. Der Komponist, Pianist und Dirigent ist einer der prominentesten Protagonisten des Boogie Woogie in Frankreich. Er ist der einzige Franzose, der mit Boogie-Größen wie Memphis Slim, Sam Woodyard, Milt Buckner, Sammy Price und Jay McShann zusammen Aufnahmen gemacht hat. Entsprechend virtuos ist sein folgendes Piano Spiel, bei dem er von Torsten Zwingenberger unterstützt wird.
Die große Blütezeit des Boogie Woogie waren einmal die 30er und 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. In den 70ern ereignete sich ein Boogie-Woogie-Revival, das mit den Namen der Pianisten Vince Weber und Axel Zwingenberger verbunden ist, und nicht zuletzt auch mit dem Namen „Pinetop (Kiefernspitze)“, der auf Clarence Pinetop Smith zurückgeht. Er soll der Vater des Boogie Woogie gewesen sein. Den Spitznamen ‚Pinetop‘ hat er als Junge bekommen, weil er so gerne auf Bäume geklettert ist, so erzählt man sich heute. Ende 1928 komponierte er den „Pinetop Boogie Woogie“, der im folgenden Jahr die Hitparaden stürmte und einer neuen Musikrichtung den Namen gab. Er selbst konnte den Erfolg allerdings nicht mehr erleben. Bei einer Wirtshausschießerei 1929 traf ihn eine verirrte Kugel tödlich.
Auch heute noch hat Boogie Woogie eine Fanbase, auch in Bremen, wo erfolgreiche Boogie-Woogie-Musiker mit dem renommierten „Pinetop-Award“ ausgezeichnet werden, den Axel Zwingenberger als den „Oscar der Boogieszene“ bezeichnet. 2009 wurde er als erster Musikpreis für Boogie Woogie in Deutschland von Thomas Aufermann, Uwe Esselmann, Andreas Merk, Jo Schumacher und Viona Schumacher ins Leben gerufen. Die ‚Entdeckung des Jahres‘ 2017 ist die Sängerin Izi Onslow aus Dorset in England. Onslow ist eine schöne und schüchterne junge Frau, die auf der Bühne eine beeindruckende Verwandlung erfährt. Sie singt ein sehr dynamisches Stück. Sie hat Stimme, Rhythmus und Swing und wird für die Dauer ihres Auftritts zum Mittelpunkt der Veranstaltung. Sie ist so mitreißend, dass keine und keiner im Publikum still sitzen kann.
Der ‚Pianist des Jahres‘ ist der Letzte der Preisträger: Chris Conz. Er kommt aus Uster, einem kleinen Ort östlich von Zürich. Er spielt Boogie Woogie-, Blues- und Jazzpiano in verschiedenen Formationen in vielen europäischen Ländern. Mit dem „Chris Conz Trio“ ist er vielerorts ein gern gesehener und gehörter Gast. Er sagt, es sei nicht einfach gewesen, für das Trio Buchungen zu akquirieren, bis er 2011 den „Swiss Jazz Award“ erhielt. „Danach lief es wesentlich besser.“ Der Pinetop Award als Pianist des Jahres wird seine Karriere zweifellos weiter beflügeln. Sein Dank trägt den Titel „Just For You“, den er ausgesprochen virtuos vorträgt.