Norddeutsches Wetter ist nicht immer eitel Sonnenschein, sondern zeigt sich häufig mit Regen, Sturm und Kälte. Wer dennoch nicht aufs Campen verzichten oder sich daran gewöhnen möchte, dem eröffnen sich mit dem Konzept des Indoor-Campings neue Möglichkeiten. Einer dieser besonderen Campingplätze mit dem Namen Hafentraum befindet sich in der Bremer Überseestadt.
Dort haben Claudia Geerken, Ulrich Möllmann und Matthew Schmidt vor knapp fünf Jahren auf 400 Quadratmetern das Indoor-Hostel-Camp geschaffen. Wetterunabhängig lässt sich in urigen Unterkünften übernachten – inklusive Gemeinschaftsbad und nächtlicher Ruhezeiten. An der Rezeption gibt es die Infos zum Konzept sowie die Schlüssel zu den persönlichen Herbergen auf Zeit. Die stehen dicht aneinandergereiht unter dem Dach der Lagerhallen und bieten Schlafplätze auf kleinstem Raum. Dass man aufgrund des begrenzten Platzes schnell mit seinen Nachbarn in Kontakt kommt, bleibt selbstverständlich nicht aus.
In den miteinander verbundenen Hallen liegt die Mexiko-Unterkunft direkt neben dem Kanadawagen – und gegenüber nächtigt man auch schon im Vietnam-Anhänger. Verbunden werden die kleinen Mottotrailer mit einem kleinen Holzsteg.
Im Hafentraum überzeugen alle Unterkünfte mit Gemütlichkeit
Doch zunächst ein Rückblick: Claudia Geerken überzeugte Matthew Schmidt sowie Ulrich Möllmann von ihrem persönlichen Hafentraum, der seit einem Besuch in Berlin besteht. Als die Hallen einer ehemaligen Stauerei in der Cuxhavener Straße zum Verkauf standen, war die Entscheidung gefallen. Während einer zehnmonatigen Umbauphase machte sich das Trio auf die Suche nach Wohnwagen. „Wir haben Onlineportale durchstöbert und Wagen aus ganz Deutschland auf Trailern nach Bremen geholt”, erinnert sich Schmidt an mitunter abenteuerliche Trips, bei denen sie Unterführungen passiert haben, unter denen die Konstrukte just hindurch passten. So stehen heute elf kleine Unterkünfte in ihrem Camp. Und alle überzeugen mit einer gemütlichen Einrichtung und einem Ländermotto.
Der frühere Werftmitarbeiter Schmidt ist heute Betriebsleiter des Hafentraums und selbst leidenschaftlicher Camper. Dank seines Berufs ist der gebürtige Schotte viel in der Welt herumgekommen. „In 80 Prozent der Länder, die es im Hafentraum gibt, war ich schon selbst”, sagt er. Daher konnte er zahlreiche Impressionen einbringen. In allen Unterkünften sowie in den Zimmern für Backpacker und Familien finden sich liebevolle Details: Private Fotografien zeigen Geerkens Reisen in Vietnam in dem mit Bast behangenen Wagen, griechische Skulpturen thronen im hellenischen Tiny House.
Häufig haben die Gäste nur eine kurze Anreise, etwa wenn sie in Walle oder dem niedersächsischen Umland wohnen. „Urlaub vor der eigenen Haustür ist durch Corona beliebt geworden”, sagt Schmidt. Er ist froh, dass der überdachte Campingplatz die Pandemie überstanden hat. Schließlich investiert das Team täglich viel Zeit, Ehrgeiz und Herzblut in das ungewöhnliche Hostel.