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Fotoreportage Der Elf-Quadratmeter-Schlachthof

Christian Dodenhoff betreibt eine mobile Geflügelschlachtung. Der Schlachtermeister fährt zu seinen Kunden und zerlegt die Tiere auf dem Hof.
06.08.2023, 06:00 Uhr
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Von mok

Flügel, Beine und Füße des Huhns verkrampfen, als Kopf und Nacken im Betäubungsgerät verschwinden. Dieses grüne Betäubungsgerät erinnert optisch an die gleichfarbigen Notaus-Türwächter, die in Kindergärten oder Schulen unter Klinken angebracht sind.

Notaus – vielleicht nicht nur optisch eine Referenz für das, was in Christian Dodenhoffs mobiler Geflügelschlachtung passiert: Der Anhänger, mit dem der Schlachter zu Bauernhöfen fährt, ist ein elf Quadratmeter großer Schlachthof. Was manchen als WG-Zimmer zu klein ist, reicht dem Schlachtermeister, um an diesem Tag etwa 60 Hühner zu zerlegen. „Ich hab auf dieser Fläche alles, was ich für meine Arbeit brauche“, sagt der 48-Jährige.

Dass die Tiere singen, zeigt mir, dass sie nicht gestresst sind.
Christian Dodenhoff, Schlachtermeister

15 Kisten mit vier bis fünf Hühnern stehen auf Europaletten. In den Kisten sind die Hühner, die in etwa einer Stunde ohne Kopf und Innereien im Kühlwagen hängen werden. Aber von vorne: Christian Dodenhoff greift sich eine der Hühnerkisten und stellt sie vor seine mobile Schlachterei. „Dass die Tiere singen, zeigt mir, dass sie nicht gestresst sind“, erklärt der Schlachter. Er öffnet den schiebbaren Deckel der Box und greift sich das erste Huhn. Das Tier scheint das Hochheben nicht gewohnt zu sein, flattert etwas mit den Flügeln. Dodenhoff greift das Huhn am Nacken und drückt es in das Betäubungsgerät. Nach sechs Sekunden – so lange muss Strom fließen, um das Tier sicher zu betäuben – kommt ein Piepton, der bizarrerweise an einen Hühnerschrei erinnert. Kopfüber wird das Tier an den Füßen aufgehängt, umgehend folgt der Schnitt durch die Kehle – deutlich ist das Reißen der Haut und der Adern zu hören.

90 Sekunden blutet jedes Tier jetzt über einer Wanne aus. Im Anschluss kommen die Hühner in ein Edelstahlbecken mit 60 Grad heißem Wasser. Das macht es im nächsten Schritt einfacher, die Federn vom Tier zu lösen. Genau das passiert in einer sich drehenden Wanne mit vielen großen Gummifingern. Dodenhoff muss nicht einen Schritt machen, um das Huhn aus der Brühwanne in die Rupfmaschine zu legen. Aus der Maschine geht es auf den Tisch direkt daneben, wo Dodenhoffs Frau Sabine die Innereien aus dem Tier holt.

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Diesen Arbeitsschritt machen sie heute 60 Mal. Einer der Vorteile am mobilen Schlachten: „Wir haben einen Transportweg von circa 40 Metern“, sagt Dodenhoff. Kurze Wege auch außerhalb des Mobils.

Alles passiert sehr schnell, jedoch entsteht nie der Eindruck, dass sie etwas ohne Bedacht machen. Die schwüle Luft drückt, ist sehr feucht und dicht. Der Schlachtprozess ist zu sehen, zu hören und nun auch zu riechen. Zwischendurch drückt Dodenhoff seinen Zeigefinger auf das Ende des Wasserschlauchs und lässt den dünnen, aber harten Wasserstrahl an die Wand prasseln: „Damit nichts festtrocknet und das Putzen später einfacher klappt.“ Etwa 45 Minuten braucht das Ehepaar, um das Schlachtmobil zu reinigen, ähnlich lang wie für die gesamte Schlachtung: „Zum Saubermachen ist selbst die kleinste Bude zu groß“, sagt der Schlachter Dodenhoff.

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