Die Energiekrise hat im vergangenen Jahr einen Ansturm auf Wärmepumpen ausgelöst. Wer eine solche Heizung einsetzen wollte, musste wegen der langen Lieferzeiten Geduld aufbringen – teils bis heute. Jetzt berichtet die Branche von einem Stillstand am Markt. Die Auftragseingänge bei der Wärmepumpe seien deutlich zurückgegangen, sagt Steffen Röhrs, Obermeister der Bremer Innung Sanitär Heizung Klima. Seit die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bekannt geworden seien, die damals noch eine Pflicht zum Einbau klimafreundlicherer Heizung vorsahen, ließen sich Kunden vermehrt Gas- und Ölheizungen einbauen.
Wie haben sich die Zahlen entwickelt?
Die Zahl der Förderanträge für eine Wärmepumpe haben sich bundesweit im ersten Halbjahr halbiert auf 48.804. Der „Spiegel“ berichtete zunächst über die Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums. Der Rückgang zeigt sich im Norden ebenfalls: Im Vorjahr sind beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) 315 Anträge aus Bremen gestellt worden: Die Zahl fiel auf 159. In Niedersachsen gab es mit 5899 Anträgen ebenfalls weniger als 2022 mit 9687.
In der Branche wird die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes als Hängepartie wahrgenommen. „Die Heizungsbauerbetriebe sind seit Monaten mit einer wachsenden Verunsicherung ihrer Kunden konfrontiert“, beklagen der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Selbst Modernisierungswillige könnten womöglich ihre Investitionsentscheidung aufschieben.
„Manche Irrungen und Wirrungen in der politischen Diskussion haben in den vergangenen Wochen zweifellos für Fragen und Verunsicherung gesorgt“, sagt Uwe Meyerdiercks, Gesamtverkaufsleiter des Unternehmens Cordes & Graefe Bremen, das Wärmepumpen anbietet. Die starke Dynamik der Nachfrage sei zwar gebremst worden, die Wärmepumpe bleibe aber eine „Schlüsseltechnologie auf dem Weg der Energiewende“.
Woran liegt die Zurückhaltung?
Aus Sicht von Steffen Röhrs, selbst Geschäftsführer eines Fachbetriebs, setzen die Verbraucher aus Unsicherheit weiter auf Öl und Gas. Energiepreisdeckel sorgten für ein Gefühl der Sicherheit. Die Investitionskosten der Wärmepumpe spiele auch eine Rolle. Die Kunden sollten aber besser nicht mehr auf fossile Energieträger setzen. Inse Ewen, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Bremen, sieht die Entwicklung ebenfalls kritisch: „Das ist ein Schnellschuss, der weder klimaverträglich ist, noch für den eigenen Geldbeutel die richtige Investition.“ Öl- und Gasheizungen seien „Auslaufmodelle“, deren Betrieb künftig teurer werde.
Wie sollten Kunden vorgehen?
Die Förderung für Wärmepumpen soll sich verändern. Aktuell gibt es über das BAFA einen Zuschuss von bis zu 40 Prozent. In Zukunft könnte die Förderung von Fall zu Fall höher ausfallen, weil es neben dem Grundfördersatz von 30 Prozent weitere Zuschläge als Klimabonus geben soll.
Sollte man den Kauf der Heizung hinauszögern, um von einer womöglich größeren Unterstützung zu profitieren?
Die Antwort ist laut Expertin Ewen nicht leicht. Für Haushalte mit geringeren Einkommen, die zusätzlich Geld bekommen sollen, könne das Abwarten sinnvoll sein. „Wir wissen aber auch, dass sich mit jedem Förderprogramm die Preise ein bisschen anpassen“, sagt die Verbraucherschützerin. Es sei darum in vielen Fällen zu empfehlen, schon jetzt die Anträge zu stellen, wenn der Heizungstausch bevorstehe. „Wir haben das nachgerechnet“, sagt dagegen der Bremer Heizungsobermeister Röhrs. Im Großteil der Fälle falle die Förderung künftig besser aus. „Deswegen würde ich jetzt noch mit dem Antrag warten.“ Die Unterschiede könnten sich um die 200 bis 500 Euro bewegen.
Wie geht es bei den Preisen weiter?
Wärmepumpen gingen bis rund 37.000 Euro über den Tisch. „Alles, was darüber ist, wird kaum bis gar nicht mehr beauftragt. Sobald eine Vier vorm Preis steht, ist die Wärmepumpe eigentlich tot – auch rechnerisch mit Blick auf die Laufzeit“, sagt Röhrs. In Industriekreisen heißt es, dass die Preise in naher Zukunft fallen könnten. Er selbst gehe mittelfristig von gleichbleibenden bis sinkenden Preisen aus. Das hänge auch mit künftig schnelleren Lieferzeiten zusammen. Die Hersteller signalisierten, zum Jahreswechsel zügiger liefern zu können. Es soll dann nur noch um Tage gehen. Doch ob die Montage durch die Betriebe sofort erfolgen könne? Röhrs rechnet damit zunächst nicht. Im Moment müssten die vielen Aufträge aus dem Vorjahr abgearbeitet werden: "Unterm Strich dürfte die Vorlaufzeit bei acht Monaten bleiben."
Welche Förderung gibt es in Bremen?
Wer seine Ölheizung gegen klimafreundlichere Lösungen austauscht, bekommt dafür zusätzliches Geld. Seit Kurzem werden über das Bremer Programm auch Wärmepumpen und solarthermische Anlagen gefördert. Das sei eine wichtige Ergänzung, sagt Heinfried Becker von Energiekonsens. Wer seinen Ölheizkessel gegen eine Wärmepumpe tausche, könne damit bis zu 60 Prozent der Kosten erstatt bekommen.