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Wärmewende Auch Bremer halten sich zurück: Nachfrage nach Wärmepumpen bricht ein

Monatelang wurde über das Gebäudeenergiegesetz gestritten. Jetzt scheint alles geklärt, doch die Wärmepumpen werden zum Ladenhüter. Woran liegt das?
31.05.2024, 05:00 Uhr
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Auch Bremer halten sich zurück: Nachfrage nach Wärmepumpen bricht ein
Von Christoph Barth

Klimafreundlich heizen mit der Wärmepumpe: Mit diesem Rezept will die Bundesregierung die sogenannte Wärmewende schaffen – spätestens 2045 soll Schluss sein mit Öl und Gas im Heizungskeller. Doch der Absatz der dafür nötigen Geräte ist zuletzt regelrecht eingebrochen: Bundesweit halbierte sich der Verkauf von Wärmepumpen im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr. Und auch in Bremen stellen Berater und Installateure zurzeit eine deutliche Zurückhaltung gegenüber der neuen Heiztechnologie fest.

Wie entwickelt sich der Absatz von Wärmepumpen?

Nach Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) wurden im ersten Quartal des Jahres 46.000 Wärmepumpen in Deutschland verkauft. Das waren nicht einmal halb so viele wie im ersten Quartal des Vorjahres, als 96.500 Geräte abgesetzt wurden. Nach Ansicht des Verbandes gerät damit das Ziel der Bundesregierung – 500.000 Wärmepumpen in diesem Jahr – in weite Ferne. Der BDH schätzt, dass bis zum Jahresende weniger als 200.000 Wärmepumpen abgesetzt werden. Die aktuelle Marktentwicklung sei "ein Rückschlag für die Wärmewende insgesamt".

Werden stattdessen wieder mehr Gas- und Ölheizungen gekauft?

Auch der Verkauf fossiler Heizungen ging im ersten Quartal zurück: bei Gasheizungen um 18 Prozent, bei Ölheizungen um 33 Prozent. Aber: Mit gut 120.000 verkauften Geräten stellten Gasthermen immer noch mehr als die Hälfte aller neu eingebauten Heizsysteme in Deutschland. Das Thema Heizungsmodernisierung sei aktuell geprägt von einer "tiefen Verunsicherung der Verbraucher“, erklärte BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt in einer Mitteilung des Verbandes. Vor allem die "langwierige und öffentliche politische Debatte" um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) der Bundesregierung habe dafür gesorgt, dass bei den Menschen Vertrauen verloren gegangen sei.

Wie läuft der Absatz von Wärmepumpen in Bremen?

Auch in Bremen stockt das Geschäft mit den Wärmepumpen. "Als Obermeister der Innung muss ich sagen: Ja, das ist so", bestätigt der Heizungsbauer Steffen Röhrs. Zahlen hat er allerdings nur für seinen eigenen Betrieb, und da stellt sich die Lage nach eigenen Angaben anders dar: 150 Wärmepumpen baut Röhrs im Jahr ein, Tendenz zuletzt steigend. "Aber das ist für die Branche im Moment tatsächlich nicht repräsentativ", räumt er ein. Dabei sei eigentlich alles geklärt in Sachen Wärmepumpe – "technisch, gesetzlich und auch, was die Förderung angeht", sagt Röhrs. "Aber das ist bei vielen Leuten noch nicht angekommen."

Wie schätzen Bremer Hausbesitzer die Lage ein?

"Unsere Mitglieder sind verunsichert", hat Ingmar Vergau beobachtet, Geschäftsführer des Bremer Landesverbandes von Haus und Grund. Viele Hausbesitzer warteten die kommunale Wärmeplanung ab, die im kommenden Jahr vorliegen soll. Darin wird festgelegt, wer wann mit einem Fernwärmeanschluss oder einer anderweitigen Versorgung seines Quartiers rechnen kann – und wer sich nach einer Einzellösung umsehen muss. Zu dieser Unsicherheit kämen die hohen Kosten, sagt Vergau: Während eine Gastherme unlängst noch für 6000 Euro zu haben gewesen sei, könne eine mit Strom betriebene Wärmepumpe samt fälliger Gebäudeisolierung und Anbindung an eine Solaranlage "ruckzuck 60.000 bis 80.000 Euro" an Kosten verursachen, rechnet der Chef des Hausbesitzerverbandes vor. Trotz staatlicher Förderung könnten sich viele das nicht leisten.

Verhindern hohe Kosten die Wärmewende?

Dazu gibt es aus Sicht von Heizungsbauer Röhrs keinen Grund: Im Schnitt koste der Einbau einer Wärmepumpe in ein Einfamilienhaus gut 32.000 Euro – "und das funktioniert in fast allen Häusern in Bremen", versichert er. Der Staat fördere den Einbau zurzeit in den meisten Fällen mit 55 Prozent, bleiben 14.400 Euro für den Hausbesitzer. In Bremen kommt in vielen Fällen sogar noch ein Bonus vom Land oben drauf. Zum Vergleich: Eine gute Gasheizung koste mittlerweile 10.000 Euro. "Wer heute noch in Öl oder Gas investiert, macht einen Fehler", mahnt Röhrs.

Droht die Wärmewende zu scheitern?

Nein, glaubt man bei der Bremer Beratungsagentur Energiekonsens. "Wir gehen davon aus, dass das Ende von Öl und Gas naht", sagt Werner Müller, Projektmanager Wärmewende bei Energiekonsens. Auch er stellt in seinen Beratungsgesprächen eine große Verunsicherung und abwartende Haltung der Verbraucher fest. Viele hätten den Heizungstausch wegen der Debatte um das Gebäudeenergiegesetz vorgezogen. Doch wer jetzt noch eine Gasheizung installieren lassen, riskiere immer höhere Kosten durch steigende CO2-Abgaben auf fossile Brennstoffe, warnt der Experte: "Auf Dauer heizt man mit einer Wärmepumpe günstiger als mit jeder anderen Anlage."

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