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Pleite in Bremen "Der erste Gedanke war: Warum habe ich ausgerechnet bei FTI gebucht?"

Die Insolvenz von FTI traf Reisende in Bremen unerwartet. Viele fragen sich, wie es nun weitergeht. Für Pauschalreisen ist die Rückzahlung abgesichert. Eine Verbraucherschützerin gibt noch einen anderen Tipp.
05.06.2024, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Karolina Benedyk

Kurz vor den Sommerferien hat es viele Reisende kalt erwischt: Europas drittgrößter Reiseanbieter FTI hat am Montag Insolvenz angemeldet. Betroffene in Bremen sind verunsichert. Kann ich meinen Sommerurlaub doch antreten? Kriege ich mein Geld zurück?

Auch Annika Bartels aus Bremen-Walle hat erst vor einem Monat ihre Pauschalreise bei FTI gebucht – sechs Tage Ägypten, "Sonnenurlaub", wie sie es nennt. Gemeinsam mit ihrer Tochter wollte sie eine schöne Zeit verbringen. Es sollte ein kleiner Abschied werden, bevor die 16-Jährige für ein Jahr nach Dänemark geht.

Unsicherheit, ob die Reise stattfindet

Im Moment befinde sich Bartels in einem Zwischenstadium: "FTI hat die Reise noch nicht storniert. Wir würden aber gerne zusammen in den Urlaub, sodass wir überlegen, eine andere Reise zu buchen. Gleichzeitig wollen wir nicht auf den Kosten zweier Buchungen sitzen bleiben", sagt sie. Hinzu komme, dass sie an das genaue Datum, also den 29. Juni, gebunden sei. Ihr Mann würde arbeiten und die zwei Pflegesöhne sind auf Kinderfreizeit.

FTI schreibt auf seiner Webseite, dass es auf den Einzelfall ankomme, ob die Reise stattfände. Markus Hagge von der Verbraucherzentrale Niedersachsen zweifelt daran. Rückerstattung erhalten Pauschalreisende aus dem Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF). "Wie lange der Fonds dafür braucht, ist schwer vorherzusehen", sagt Hagge.

Einzelleistungen wie Hotel-, Flug- oder Mietautobuchungen sind von dem Fonds nicht abgesichert. In solchen Fällen empfiehlt Hagge, sich beim Insolvenzverwalter zu melden. Betroffene müssen einen Anspruch auf Rückerstattung geltend machen, um das Geld zurückzuerhalten. Die Chancen dafür seien gering.

Die Bürokratie

Bartels sagt, dass sie das Geld für eine alternative Reise vorstrecken könne. Sie wisse, dass es bei manchen Familien anders aussehe. Beim WESER-KURIER hatten sich mehrere Betroffene gemeldet. Viele schrieben, dass ihr Sommerurlaub ausfallen müsse, falls die Rückerstattung lange dauere.

Bartels ist dennoch von der Bürokratie genervt. "Man investiert viel Zeit darin, alle möglichen Menschen zu erreichen", sagt sie. Gestern habe sie FTI angerufen. Die angegebene Nummer war den ganzen Abend nicht erreichbar. Auch bei Facebook schrieb sie das Unternehmen an. In ihrer Antwort baten sie um Geduld. Mit dem Reisebüro habe sie mehrfach telefoniert. Heute teilten sie ihr den Namen des Insolvenzverwalters mit. Wie sie vorgehen müsse, wisse Bartels: Bereits 2019 sei ihr Urlaub von dem Insolvenzverfahren von Thomas Cook betroffen gewesen.

An die Bank wenden

Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg rät Reisenden, sich bei der Bank zu melden. "Häufig können Zahlungen, die gerade erst getätigt wurden, zurückgebucht werden. Bei Kreditkartenanbietern kann man es mit dem Chargeback-Verfahren probieren."

Das versucht auch Oliver Schaad. Der 30-jährige Bremer hat kürzlich für einen Urlaub im August über FTI einen Mietwagen gebucht. FTI tritt dabei als Vermittler auf, das Auto stellt in diesem Fall Europcar. Das Geld, etwa 250 Euro, habe FTI bereits von der Kreditkarte abgebucht, sagt Schaad. Bei Europcar habe er nachgefragt: Dort sei bislang kein Geld für den Wagen eingegangen. Dass das noch passiert, hält Schaad für unwahrscheinlich. Er hat sich nun an seine Bank gewandt und hofft auf das Chargeback-Verfahren.

Das versucht auch Bartels. Die Zahlung für die Reise hatte FTI erst am Montag von ihrer Kreditkarte abgebucht. Der Kreditkartenanbieter wolle die Zahlung erst zurückerstatten, wenn feststeht, dass die Reise storniert wird, erzählt sie.

Im Moment wünscht Bartels sich, dass FTI die Reise schnell storniert, um Sicherheit zu haben. Daneben fragt sich Bartels: "Wieso verkaufte der Reiseanbieter noch so lange Reisen und buchte Zahlungen ab, wenn er doch weiß, dass er bald Insolvenz anmelden muss?"

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