Die 36 Vereine der beiden Fußball-Bundesligen haben ein Finanzproblem. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) schüttet im Juni für die abgelaufene Saison viel weniger TV-Geld aus als ursprünglich geplant. Rund 80 Millionen Euro fehlen am Ende der Spielzeit insgesamt. Vor allem die ohnehin klammen Clubs haben Schwierigkeiten, weil es das angekündigte Geld nun erst im Dezember geben soll. Der SV Werder Bremen kann das Warten auf die ausstehende TV-Rate hingegen gut verkraften.
Werder kann Ausfall abfedern
"Wir sind bezüglich Liquidität gut aufgestellt und können es von daher abfedern", erklärt Geschäftsführer Klaus Filbry. Und weiter: "Das Geld kommt ja am Ende des Jahres, deshalb ist es für uns in Ordnung." Eine Zwischenfinanzierung sei für Werder nicht erforderlich. "Das sieht bei anderen Vereinen, die eine engere Liquiditätsplanung haben, sicherlich anders aus", sagt Filbry, dessen Bremer vor allem durch den 38 Millionen Euro schweren Einstieg einer regionalen Investorengruppe wieder mehr finanziellen Spielraum besitzen.
Ende April hatte die DFL ein Schreiben verschickt, das viele Vereine aufgeschreckt hat. "Die Auskehrungsrate Juni 2024 wird von ursprünglich 127 Mio. Euro auf 47 Mio. Euro gekürzt", hieß es in dem Papier, aus dem die Deutsche Presse-Agentur zitiert. In Summe verringere sich "die derzeit prognostizierte Gesamtauskehrungssumme" in der laufenden Saison von 1,179 auf 1,099 Milliarden Euro. "Der Zeitpunkt, auch im Kontext der laufenden beziehungsweise ausgesetzten Auktion der Bundesliga-Medienrechte, war überraschend", sagt Eric Huwer, Finanzvorstand des Zweitligisten Hamburger SV. Der vorübergehende Ausfall habe in der heterogenen Clublandschaft der 1. und 2. Bundesliga verschiedene Auswirkungen, erklärt er.
Jedem Verein fehlen jetzt rund sieben Prozent des eingeplanten Geldes in der Kasse. Für den SV Werder Bremen, dem für die vergangene Saison rund 40,6 Millionen Euro an TV-Geld zustehen, ist das Loch also etwa 2,8 Millionen Euro groß. Beim VfL Bochum geht es mit fehlenden 2,5 Millionen Euro um eine ähnliche Summe, die Probleme beim Bundesliga-Rivalen sind aber deutlich größer als an der Weser. "Das ist schwierig für uns", sagt Ilja Kaenzig, Geschäftsführer der Bochumer, "das können wir nicht überbrücken, das müssen wir einsparen".
Bei einem Zweitligisten wie dem HSV beträgt der Ausfall etwa 1,2 Millionen Euro. Dennoch versichert Finanzchef Huwer: "Uns betrifft es ehrlicherweise nicht in besonderem Maße, wir nehmen es zur Kenntnis. Die Handbreit Wasser unterm Kiel, also die Risikovorsorge, die wir für solche unvorhersehbaren Ausfälle bis zu einem gewissen Grad vorhalten, ist ausreichend."
Gerade für die bereits verschuldeten Clubs oder für Vereine mit einer größeren Abhängigkeit aus den Medienerlösen ist es hingegen schwierig, das Loch zu stopfen. Wer bereits finanzielle Problem hat, bekommt nicht so einfach einen Kredit bei der Bank oder muss möglicherweise die Einnahmen aus dem Dauerkartenverkauf zur Überbrückung nehmen. Auch hat nicht jeder ein Festgeldkonto wie der FC Bayern München, dem durch die vorläufige Reduzierung des TV-Geldes schätzungsweise 6,3 Millionen Euro fehlen. Es gibt aber auch kleinere Clubs, die nicht ins Straucheln geraten. Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück kann das Minus nach Angaben von Geschäftsführer Michael Welling abfedern. "Das stellt uns nicht vor große Probleme", versichert er.
Das versprochene Geld soll später fließen, "da Zahlungen von Partnern nicht zu den vertraglichen Fälligkeitsterminen erbracht werden konnten", schreibt die DFL. "Auf Veranlassung der betreffenden Partner mussten insofern Vereinbarungen über spätere Zahlungen getroffen werden." Der Großteil der nun fehlenden Einnahmen mit rund 50 Millionen muss vom Sport-Streamingsender DAZN nachgezahlt werden, der wegen der unterbrochenen Auktion der TV-Rechte mit der DFL streitet und vors Schiedsgericht gezogen ist. Um welches Unternehmen es neben DAZN geht, oder ob es mehr als zwei Schuldner sind, ist derzeit nicht bekannt.
Von DAZN fehlen die Raten im März und April. In Abstimmung mit dem DFL-Präsidium wurde die fehlende Summe zunächst durch "ein kurzfristiges Bankdarlehen zwischenfinanziert", heißt es in dem Brief von den Geschäftsführern Steffen Merkel und Marc Lenz sowie Finanzdirektor Jörg Degenhart. "Für die Auskehrung im Juni 2024 ist jedoch nunmehr eine Kürzung der Auskehrungen unumgänglich." Die Frage, warum die DFL kein Bankdarlehen bis Dezember aufgenommen hat, blieb unbeantwortet. Das Medien-Unternehmen DAZN schrieb dazu an die Vereine: "Dass die Finanzierung für die Clubs offensichtlich nicht ausreichend vonseiten der DFL abgesichert wurde, kam auch für DAZN äußerst überraschend."