Die Empore ist vom Eingangsbereich mitten in den Raum gerückt, die Stufen im Altarraum sind weg, Altar und Kanzel wurden verändert, die langen Sitzbänke sind Stühlen gewichen – und es gibt jetzt eine Küchenzeile: Fast ein Jahr hat der Umbau der Andreaskirche an der Lütjenburger Straße in Gröpelingen gedauert. Diese Woche wird dort noch emsig eingeräumt und die Evangelische Gemeinde Gröpelingen und Oslebshausen freut sich schon auf die Wiedereröffnung der 74 Jahre alten Kirche: Am Sonntag, 4. Februar, wird sie standesgemäß mit einem Gottesdienst ihrer Bestimmung übergeben, und ab dann sollen wieder umschichtig in Gröpelingen und in der Oslebshauser Nikolaikirche Gottesdienste gefeiert werden.
Mit dem Umbau ist die Andreaskirche komplett barrierefrei und deutlich heller geworden. „Es sieht alles ganz anders aus“, sagt Rosi Schwertfeger vom Geschichtskreis der Gemeinde. Das mag für manche Gemeindemitglieder zunächst gewöhnungsbedürftig sein. Was Schwertfeger auf jeden Fall gut gefällt: Dass nun die Fensterrosette an der Eingangsseite der Kirche auch im Gebäudeinneren deutlich besser als bisher zur Geltung komme: „Bisher stand ja die Orgel davor. Jetzt wirft sie buntes Licht auf den Boden, wenn die Sonne hindurch scheint.“ Erst durch den Umbau seien außerdem der Grundstein und die eingemauerte Zeitkapsel entdeckt worden, erzählt Schwertfeger: „Er war hinter dem Altar, aber das wusste keiner.“ Damit der Inhalt unbeschadet erhalten bleibt, sei die Kapsel nicht geöffnet worden und wurde vom Vorstand durch eine zweite Hülse mit aktuellen Münzen und einer Tageszeitung ergänzt.
Mischung aus Gemeindehaus und sakralem Raum
Nötig geworden war der Umbau, nachdem aufgrund kleiner werdender Gemeindegliederzahlen vor einiger Zeit das Gemeindehauses an der Danziger Straße verkauft und zu der im Sommer 2021 eröffneten Kita „Turmkinder“ umgebaut wurde. „Wir haben versucht, Gemeindehaus und Kirche in einem Raum unterzubringen“, sagt Schwertfeger. Der Umbau der Kirche zu einer Mischung aus Gemeindehaus und sakralem Raum konnte mit dem Erlös aus dem Verkauf ebenso realisiert werden wie eine gründliche Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. So wurden etwa die Wände Stein für Stein gesäubert und auf Initiative des Geschichtskreises die Ikone, die den Namenspatron der Kirche – den Heiligen Andreas – abbildet, und der Kupfer-Aufsatz des Taufbeckens aufgearbeitet.
Zukünftig soll es neben den gemeindeeigenen Veranstaltungen und Gottesdiensten in der Andreaskirche auch kreative und musikalische Angebote wie zum Beispiel Kunstausstellungen geben.
Die von dem deutschen Architekten Otto Bartning erbaute Andreaskirche war 1950 die erste Kirche, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Bremen neu errichtet wurde. Spenden der ehemaligen Kriegsgegner in Amerika hatten den Bau ermöglicht, als noch vieles in Trümmern lag. „Der Lutherische Weltenbund in Amerika gab Geld, die Gemeinde musste nur für das Fundament und die Glocken sorgen“, hat Rosi Schwertfeger vor einiger Zeit bei Recherchen herausgefunden. Und apropos Glocken: Die läuten nach fast zwei Jahren Pause seit Kurzem wieder sonnabends das Wochenende ein und haben auch schon Silvester das Neue Jahr mit begrüßt.