Es ist Fütterungszeit: Mit einer überdimensionalen Schubkarre macht sich Tierarzt Dr. Heinz-Christian Steiner auf den Weg durch seinen Tierpark. Und der Weg ist lang – auf einer Fläche von acht Hektar leben mehrere Hundert Tiere. Schafe, Esel, Fischotter, Lamas, Kängurus, Luchse, Polarfüchse, Emus und viele andere Arten haben im Tierpark Cux-Art ihr Zuhause gefunden.
Angefangen hat alles vor fast 20 Jahren, als der Beverstedter Tierarzt auf dem Areal des ehemaligen Bauernhofs aus Familienbesitz den Tierpark gründete. Ursprünglich geplant als Domizil für vom Aussterben bedrohte Haustierrassen, hat sich das Konzept im Laufe der Jahre verändert. Bis zur offiziellen Zulassung als Tierpark war es ein langer Weg. Heute sind dort Haustiere, Wildtiere und Exoten zu Hause. Manche kommen aus schlechter Haltung oder sind über Auffangstationen vermittelt worden. Das gilt etwa für die Wildschweine, die Lamas und die beiden Riesenesel.

Auch Alpakas sind im Tierpark zu Hause.
Manche Bewohner wiederum stammen aus anderen Tierparks, mit denen Dr. Heinz-Christian Steiner in einem regen Austausch steht. So wie Esel Emilio, der aus dem Tiergarten Kleve nach Beverstedt gekommen ist. Der Thüringer Waldesel, auch als Mülleresel bekannt, hat keine Berührungsängste und inspiziert auch schon mal die Taschen der Besucher genauer – insbesondere dann, wenn sich passendes Futter darin befindet. Für das direkte Futtererlebnis können im Tierpark ganze Eimer mit Wurzeln und Kohl sowie Päckchen mit Futterpellets gekauft werden.
Steiner liegt es, wie er sagt, am Herzen, die Tiere mit ihren Eigenarten und Vorlieben besonders den Kindern näher zu bringen. „Dabei geht es nicht um große biologische Kenntnisse, sondern um das Kleine“, sagt er. Gerade zeigt er den jungen Tierpark-Gästen Caroline, Hanno und Joris bei einem Rundgang, wie gerne Wildschweine Fisch essen. „Das sind Fischstäbchen“, scherzt er über den tiefgefrorenen schweren Fischblock, der mit einem Satz über den Zaun in den Wildschwein-Käfig fliegt.

Im Tierpark Cux-Art sind jede Menge direkter Tierbegegnungen möglich.
Zu vielen zahmen Tieren gibt es unterdessen im Tierpark Cux-Art keine große Distanz. Auch die Ryeland-Schafe, aufgrund ihres wolligen Aussehens auch Teddybärschafe genannt, sind auf den Wegen unterwegs. Alle tragen royale Namen aus dem britischen Königshaus: „Wir haben zum Beispiel Prince Charles, Harry, Lady Di und Meghan“, erzählt Susanne Steiner, die Ehefrau des Tierparkleiters. Die meisten Tiere haben Namen: Die Steppenfüchse, die schon einige Jahre dort leben, heißen Rasputin und Anastasia. Die Lamas hören auf Hannes und Luise. Bonny und Clyde sind die beiden Riesenesel. Und Olga Ottilia ist, wie sollte es anders sein, eine Fischotter-Dame.
Heinz-Christian Steiner ist, soweit es eben möglich ist, der direkte Kontakt zwischen Mensch und Tier wichtig: „Hier kommt man nah an die Tiere ran, kann sie streicheln und füttern“, sagt er über die zahmen Bewohner. Für die Raubtiere gebe es naturbelassene Gehege. Und man müsse mit den Tieren sprechen: „Das mögen sie gerne. Es kommt nicht darauf an, was man sagt. Wichtig ist Freundlichkeit in der Stimme“, so sein Tipp.

Tierparkleiter Heinz-Christian Steiner macht sich zur Fütterungszeit mit einer überdimensionalen Schubkarre auf den Weg durch seinen Tierpark
Ein großes Problem für den Tierpark ist zuletzt die Geflügelpest gewesen, denn auch allerhand Federvieh lebt normalerweise in einem großen Teich auf dem Areal. Nach einem Ausbruch der Tierseuche in der Gemeinde Beverstedt lag der Tierpark allerdings innerhalb der behördlich vorgegebenen Sperrzone. Das Federvieh musste für mehrere Wochen in den Stall. Kein Kontakt war erlaubt. Daher sei bis zur Aufhebung der Sperrfrist – an diesem Freitag, 9. September – wochenlang keine Ente mehr auf dem Teich gewesen, bemerkt Steiner.

Die Bunten Bentheimer Schweine haben es sich im Schatten gemütlich gemacht.
Eine Ausnahmeregelung habe es immerhin dank eines Laufvogel-Gutachtens für die Emus und die Nandus gegeben, die ihren Auslauf auch dringend bräuchten. „Geimpft werden die Tiere nicht“, bemerkt der Tierarzt, der die Impfung für seine Vögel und das Geflügel durchaus begrüßen würde. Doch eine Impfung gegen die Geflügelpest ist in Europa nicht zugelassen. An einem passenden Impfschutz werde derzeit geforscht. Die Tierliebe liegt übrigens in der Familie: Gleich neben dem Tierpark ist mittlerweile eine Kleintierpraxis zu finden. Geleitet wird sie von Dr. Katja Steiner-Valentin, der Tochter des Tierparkchefs.

Auch landschaftlich hat der acht Hektar große Tierpark Cux-Art viel zu bieten.