"Lesen ist Denken mit fremdem Gehirn", zitiert Brigitte Kyas den argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges. Damit hat sie selbst das Schlusswort gesprochen bei ihrer offiziellen Verabschiedung durch Bürgermeister Christian Porsch im Rathaus in Bassum. 30 Jahre hat Kyas ehrenamtlich in der Stadtbücherei geholfen. Sie gehört zu den Mitgliedern der ersten Stunde des Freundeskreises der Stadtbücherei, der sich 1995 gegründet hat. "Du hast Deine Leidenschaft fürs Lesen zum Hobby gemacht und uns damit über viele Jahre sehr geholfen", bedankte sich Bassums Bürgermeister bei der engagierten Rentnerin. Sie habe immer mehr als den normalen Dienst geleistet. Dabei sei ihr auch ihre freundliche und kommunikative Art zugutegekommen. "Es ist schön, dass es dir solange Spaß gemacht hat", so Porsch.
"Für mich war diese Arbeit immer ein Vergnügen, sie hat mir viel Spaß gemacht", erinnert sich Kyas mit einem Lächeln. Mit den Lesern habe sie immer nur gute Erfahrungen gemacht. Vermutlich werde sie die Arbeit vermissen. "Aber ich werde in diesem Jahr 81 und habe gesundheitliche Probleme. Deshalb habe ich mich entschlossen, aufzuhören." Ihrer Leseleidenschaft werde sie natürlich weiter treu bleiben. Diese hat sie auch an ihre drei Söhne und Enkelkinder weitergegeben. So liest Oma Brigitte ihren Enkeln in Frankfurt per Facetime Bücher vor. "Das finden sie großartig. Bislang scheine ich ihren Geschmack getroffen zu haben", freut sich Kyas über die positive Rückmeldung ihrer Enkel. Die fanden zum Beispiel die Abenteuer des Drachen Kokosnuss spannend.
Kyas selbst ist durch ihre Mutter zum Lesen gekommen: "Meine Mutter hat viel gelesen und auch vorgelesen." Später sei sie dann selbst in die Bücherei gegangen und habe sich Bücher ausgesucht, von Astrid Lindgren oder Otfried Preußler, wie den "Kleinen Wassermann". Eigentlich lese sie querbeet fast alles: Romane, Sachbücher, Krimis, Biografien, nur Science-Fiction und Fantasy liegen ihr nicht so, sagt die leidenschaftliche Leserin. Zurzeit liest sie einen Roman von Konrad Lorenz, dem bekannten "Gänsevater". Ein schöner Nebeneffekt bei ihrer Arbeit in der Stadtbücherei waren die Buchtipps der Kolleginnen, auch die Kunden waren dankbar für Beratung und Empfehlungen. Sie habe in der Ausleihe mitgeholfen, dem sogenannten Tresendienst. Dort wurden die Bücher anfangs noch auf Karten ein- und ausgetragen, telefonisch Auskunft erteilt, Bücher foliert.
Digitale Ausleihe war die größte Herausforderung
Die größte Herausforderung sei 2005 die Umstellung auf die digitale Ausleihe gewesen. "Eigentlich bin ich skeptisch, was Neuerungen angeht, aber jetzt sehe ich, welche Erleichterung diese Technik gebracht hat." Das bestätigt Susanne Tietje, die Leiterin der Bücherei: "Wir hatten 2016 16.000 Ausleihen, 2024 waren es 37.000. Das könnten wir ohne die digitale Technik gar nicht mehr leisten." Sie würde sich freuen, wenn sich neue ehrenamtliche Helfer für die Stadtbücherei melden würden. "Wir hatten mit Brigitte neun Helferinnen, jetzt sind es nur noch acht." Da werde es eng bei den Angeboten und Veranstaltungen. "Wir gehen gern in die Kindergärten und Schulen, haben damit eine sehr gute Vernetzung erreicht." Tietje und ihre ehrenamtlichen Kolleginnen würden sehr bedauern, wenn sie diese Angebote nicht mehr machen könnten und suchen deshalb engagierte Unterstützer.