Stuhr. Zum neuen Kita-Jahr wird es eng in den Kindertagesstätten in Stuhr. Das ist am Donnerstag im Ausschuss für Jugend, Freizeit, Kultur und Soziales deutlich geworden. Insgesamt sind 1322 Anmeldungen für Kindergarten und Krippe eingegangen. Im aktuellen Kita-Jahr waren es 25 weniger. Die kommunalen Einrichtungen bieten jedoch lediglich 995 Plätze an, für 27 Kinder wäre dort also kein Platz vorhanden. Dennoch sagte die zuständige Fachbereichsleiterin Kerstin Frohburg: "Es stehen knapp ausreichend Plätze zur Verfügung." Denn es hat 40 Doppelanmeldungen bei den freien Trägern gegeben, wo die Kinder auch größtenteils berücksichtigt werden können.
Für den Frühdienst gab es 332 Anmeldungen (aktuell: 303) und für den Spätdienst 235 (aktuell: 201). Am stärksten nachgefragt ist auch im Kita-Jahr 2023/2024 die Betreuung über sechs Stunden mit Essen mit 399 Anmeldungen, gefolgt von vier Stunden (ohne Essen) mit 254. Der stärkste Rückgang ist bei der Betreuung über acht Stunden mit Essen zu sehen. Dafür gab es 111 Anmeldungen, 20 weniger als im laufenden Kita-Jahr. Für später angemeldete Kinder stehen aufgrund der Zahlen nur noch vereinzelte Plätze zur Verfügung.
Besonders eng wird es aber im Krippenbereich. Für 394 angemeldete Kinder gibt es lediglich 255 Plätze. "Durch die umgehende Wiederbesetzung der Plätze, die durch diesen Wechsel in den Kindergarten frei werden, können im Kindergartenjahr jedoch insgesamt 349 Kinder betreut werden", heißt es in der Sitzungsvorlage. 45 Kinder, deren Eltern nicht berufstätig sind, bekommen aktuell keinen Platz. Die Gemeinde versucht, diejenigen bei Tagespflegepersonen, freien Trägern oder in den in Heiligenrode und Brinkum eingerichteten Eltern-Kind-Treffs an zwei Nachmittagen unterzubringen. Wie berichtet, waren diese 2022 geschaffen worden, als viele Geflüchtete aus der Ukraine ankamen.
Rückkehr zum Ganztag
In der Kita Brinkum-Jahnstraße können zum neuen Kita-Jahr alle vier Krippengruppen wieder ganztägig angeboten werden. "Das Personal ist motiviert und will das umsetzen", sagte Frohburg. Auch in der Kita Brinkum-Marsstraße geht eine der beiden Fördergruppen wieder in den Ganztag. In Varrel wird die Ganztagsgruppe dagegen in eine Gruppe mit verlängerter Betreuungszeit umgewandelt. In allen anderen Kitas bleiben die Gruppen unverändert. "Sonderdienste sind teilweise in der Prüfung", sagte Frohburg. Die Umsetzung sei vor allem an die personelle Entwicklung geknüpft. Derzeit gebe es vakante Stellen, die in der Ausschreibung sind. Zudem laufe die Arbeit an einer Marketingkampagne.
Auch im Kita-Jahr 2023/2024 werden zehn Integrationsgruppen gebildet, aber nur neun sind derzeit besetzt. An der Kita Moordeich hätten Kinder doch keine Anerkennung erhalten, außerdem wartet die Gemeinde noch auf Bewilligungen durch den Landkreis. "Wir werden die 40 Plätze in den zehn Gruppen benötigen", sagte Frohburg. Es komme aber darauf an, wie der Kreis entscheidet.
Was ist, wenn es nicht so positiv läuft, wie im Bericht der Verwaltung dargestellt? Diese Frage trieb Gudrun Klomburg (SPD) angesichts des Fachkräftemangels um. "Ich finde die Situation sehr bedrückend." Britta Buttelmann (Die Grünen) freute sich über die wieder stattfindende Ganztagsbetreuung in Brinkum und lobte die eingerichtete niederschwellige Betreuung. Andererseits bereiten ihr die fehlenden Krippenplätze Sorgen. Buttelmann erkundigte sich, wie weit die Absprache mit freien Trägern erfolgt ist und nach dem Stand des geplanten runden Tisches mit den Tagespflegepersonen. Laut Frohburg ist die Gemeinde im Austausch mit der DRK-Kita Neukrug, die einen ähnlichen Anmelderhythmus hat. Der Zeitraum von St. Paulus ist aber einen Monat länger und die Kita Löffelchen "hat einen ganz anderen Turnus". Die Verwaltung sei im Kontakt, um die Anmeldezeiträume zu synchronisieren. Mit den Tageseltern habe es ein Gespräch gegeben, Inhalte daraus sollen nun in die politische Beratung gehen.
Forderungen der Kindertagespflege
So etwa die Forderung einer anwesenden Tagesmutter, für bei Tageseltern betreute Geschwisterkinder einen "Rabatt", genau wie in der Kita, anzubieten. Weyhe gewähre diesen bei den Tageseltern bereits. Die geringeren Kosten würden viele Eltern dazu verleiten, die Kinder doppelt anzumelden. Bekommen sie einen Platz für das Geschwisterkind in der Kita, nehmen sie diesen aus Kostengründen dann oft wahr. Die Folge laut der Tagesmutter: "Viele Tagesmütter hören auf." Um die Vergünstigung zu gewähren, müsste die gemeindeeigene Richtlinie geändert werden, so Frohburg. Dies könnte erfolgen, noch bevor die Gebührenbescheide rausgehen.
Daniel Biermann (CDU) lobte die Verwaltung für ihre Planung: "Sie holen das Maximale heraus." Auf Bundes- und Landesebene sei vieles versäumt worden. Einiges könne aber auch kurzfristig nachgeholt werden. Daher ging sein Appell an den Ausschussvorsitzenden Dennis True (SPD), zudem Landtagsabgeordneter, Früh- und Spätdienste weiterhin auch mithilfe von Sozialassistenten anbieten zu können. Seine Fraktion freue sich derweil darauf, das Kita-Entwicklungskonzept auf den Weg zu bringen.
Dragan Miletkovic (CDU) fragte, was die Gemeinde gegen den Fachkräftemangel im Erzieherbereich unternimmt und wie es zur Verlängerung der Betreuungszeiten in einigen Einrichtungen gekommen ist. Die Initiative sei aus den Teams gekommen, sagte Frohburg. Die Einrichtung Jahnstraße liebäugele ohnehin damit, eine Art Familienzentrum zu werden. Jede Stellenausschreibung sei inzwischen auf die jeweilige Einrichtung ausgerichtet und die Bewerbungsgespräche finden vor Ort statt. "Das findet mehr Anklang", sagte sie.
Gudrun Klomburg wies darauf hin, dass die Küchen in den Kitas teilweise an ihre Grenzen stoßen. Auch das sollte frühzeitig berücksichtigt werden. Frohburg schlug vor, dies im Kita-Entwicklungskonzept zu ergänzen. Der Ausschuss nahm den Bericht einstimmig zur Kenntnis.