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Künstlerstätte Heiligenrode Bildende Kunst: Zwei neue Stipendiatinnen in Stuhr

Mit Kathrin Jobczyk und Julija Paškevičiūtė ziehen in den kommenden Monaten zwei neue Stipendiatinnen in die Heiligenroder Künstlerstätte. Was die beiden Frauen künstlerisch auszeichnet.
04.07.2024, 12:10 Uhr
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Von Ina Ulbricht

Die Gemeinde Stuhr vergibt in Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen jährlich zwei Wohn- und Arbeitsstipendien in der Künstlerstätte Heiligenrode für Nachwuchskünstlerinnen und Nachwuchskünstler der Bildenden Kunst aus Niedersachsen und Bremen.

Der Künstlerische Beirat, bestehend aus Bürgermeister Stephan Korte, Ingmar Lähnemann (Städtische Galerie Bremen), Petra Stegmann (Kunsthalle Wilhelmshaven) und als Ersatzmitglied Nicole Giese-Kroner (Syker Vorwerk – Zentrum für zeitgenössische Kunst) wählte bei seiner jüngsten Sitzung die Künstlerinnen Julija Paškevičiūtė und Kathrin Jobczyk aus. Für die Dauer von zehn Monaten erhalten Julija Paškevičiūtė und Kathrin Jobczyk jeweils
ein Wohn- und Arbeitsstipendium von 1400 Euro monatlich sowie die Wohn- und
Arbeitsräume in der Künstlerstätte Heiligenrode, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde Stuhr. Am Ende der Stipendien ist jeweils eine Abschlussausstellung vorgesehen. Die Gemeinde Stuhr gewährt beiden Stipendiaten zudem einen Katalogzuschuss.

"Dieses Jahr gab es 20 Bewerbungen", berichtet Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte. Die Zahl variiere jedes Jahr stark, fügt er hinzu. So habe es in der Vergangenheit auch schon 50 Bewerbungen für das Stipendium in der Künstlerstätte gegeben. "Ausgewählt werden die Stipendiaten nach künstlerischen Kriterien", erläutert er außerdem. Dass in diesem Jahr zwei Frauen ausgewählt wurden, sei also Zufall.

Aufenthalte in Frankreich und Litauen

Julija Paškevičiūtė wird das Stipendium im August 2024 antreten und Kathrin Jobczyk im Dezember 2024. Julija Paškevičiūtė wurde im Jahr 1993 in Litauen geboren, studierte in der Zeit von 2012 bis 2019 Freie Kunst in Groningen und an der Hochschule für Künste in Bremen (HfK). Nach Erasmus-Studienaufenthalten am Rupert Centre of Art in Vilnius in Litauen und an der École des beaux-arts in Marseille in Frankreich wurde sie in der Zeit von 2019 bis 2021 Meisterschülerin an der HfK in Bremen bei Professorin Natascha Sadr Haghighian.

Paškevičiūtė habe sich in jüngster Zeit vorwiegend mit kollaborativen, partizipativen künstlerischen Prozessen beschäftigt, heißt es von der Gemeinde weiter. In verschiedenen von Künstlerinnen und Künstlern organisierten Projekträumen habe sie ihre künstlerische Praxis zur Interaktion erweitert und als Ausgangspunkt Teile der Institutionen gewählt, die nicht als Kunstraum definiert waren. So wurde mehrmals der Außenraum – speziell der Garten – zum Projektort und zum Material für Paškevičiūtės Kunst. Für das Stipendium in Heiligenrode schlage sie einen ähnlichen Ansatz vor, was die Jury gerade in Hinblick auf die spezielle Lage und die Möglichkeiten dieses Residenzstipendiums sehr überzeugt hat, wie diese wissen lässt.

Prozess des Kompostierens

Im Zentrum ihrer sehr offen angelegten künstlerischen Tätigkeit sollen in Stuhr Keramikobjekte stehen, die sie aus früheren Projekten recycelt und die vor Ort neugestaltet und weiterentwickelt werden. Die Künstlerin spricht in diesem Zusammenhang von einem Prozess des Kompostierens.

Kathrin Jobczyk absolvierte ihren Bachelor-Abschluss in Kommunikationsdesign – Multimedia an der Hochschule Hannover mit einem Studienjahr in Wrocław in Polen. Im Anschluss folgte das Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, das sie 2020 abschloss. Jobczyk arbeitet in verschiedenen Medien – Zeichnung, Video, Sound, Installation und Skulptur, teilt die Gemeinde Stuhr mit. Besonders ihre immersiven – also eintauchenden oder in den Bann ziehenden – Videoinstallationen, die sich zwischen Poesie, Installation, Klang und Film verorten, sollen die Betrachtenden in den Bann ziehen, heißt es weiter. Forschend beschäftige sie sich mit gesellschaftlich relevanten Themen – wie Körperbildern, (Für)sorge oder dem Verhältnis von Mensch und Maschine – die sie auf künstlerische Weise hinterfragt, ohne eindeutige Positionen zu postulieren. Von dieser Arbeitsweise, die Ambivalenzen zulässt und ein besonderes Erleben ermöglicht, überzeugte sie laut Pressemitteilung die Jury.

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Jobczyks Vorhaben für das Stipendium in der Künstlerstätte Heiligenrode sei eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem sogenannten “Social Freezing”, also dem Einfrieren befruchteter Eizellen ohne medizinischen Grund. In ihrer Arbeit möchte Jobczyk laut eigenen Angaben auch gesellschaftliche Entwicklungen reflektieren und Fragen danach stellen, inwiefern diese moderne medizinische Möglichkeit Frauen entlastet und wer noch davon profitiert. Auf künstlerischer Ebene werde auch das Thema des „Eingefroren-Seins“ verhandelt.

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