Auch nach dem Rückgang der großen Wassermassen und der Aufhebung der Allgemeinverfügung bleibt die Lage nach dem Hochwasser in Weyhe weiter angespannt. Die Pegelstände sind auch jetzt noch immer hoch, wie Henning Wrede von der Gemeindeverwaltung am Dienstagabend dem Ausschuss für Ordnung und Soziales berichtete. Auch der Grundwasserspiegel ist in ganz Niedersachsen nach wie vor sehr hoch, nachdem dieser Ende vergangenen Jahres ziemlich stark angestiegen war.
"Der ergiebige Niederschlag, den wir vor den Feiertagen hatten, wirkte sich stark auf den Grundwasserspiegel aus", erklärte Wrede. Damals seien auch die Talsperren im Harz schon so gut gefüllt gewesen, dass diese teils Wasser ablassen mussten. Auch das Ochtumsperrwerk und das Weserwehr hätten zeitweise komplett zumachen müssen und die Wassermassen regulieren müssen, sodass die Pegel im Gemeindegebiet kontinuierlich angestiegen sind, bis sie an Silvester ihren Höchststand erreichten: Beim Pegel Dreye lag der Wert an Silvester bei 5,42 Metern.
12.000 Sandsäcke befüllt
Bereits an Weihnachten, als die Pegelstände sichtbar gestiegen waren, bereiteten sich Gemeinde, Feuerwehr und DLRG an den Feiertagen auf das Hochwasser vor und beschafften 12.000 Sandsäcke, die am ersten Weihnachtstag noch abends gefüllt wurden. Am nächsten Tag beschloss man dann nach einer Lagebesprechung, die Deichscharte schließen zu lassen, weil dort teils viele Schaulustige unterwegs waren, um einen Blick auf die Wassermengen zu werfen. Auch das Wieltsee-Gelände wurde geräumt. "Es wurde eine Allgemeinverfügung erlassen, um dem Katastrophentourismus Einhalt zu gebieten", erläuterte Wrede. Ab 27. Dezember wurden dann auch entsprechende Kontrollen vor Ort durchgeführt.
Als dann der Höchststand an Silvester erreicht war, standen die Grünflächen an den Gewässern teils komplett unter Wasser. "Am Deich selbst war aber immer noch genug Luft nach oben", betonte der stellvertretende Fachbereichsleiter Ordnung und Soziales. Zum Jahreswechsel musste dann aber auch die Feuerwehr mehrfach Keller oder Grundstücksflächen abpumpen und mit Sandsäcken Schlimmeres verhindern. "Vereinzelt konnten sich die Bürger nicht mehr selber helfen", so Wrede.
Teilweise hätten die Anwohner aber auch bei der Feuerwehr angerufen, weil sie einfach nicht mehr weiter wussten. 41 Erkundungen wurden so bei Betroffenen vor Ort durchgeführt. "Wir mussten die Leute oft auch einfach nur beruhigen", sagte Gemeindebrandmeister Bernd Scharringhausen. Die Feuerwehr konnte bei Wasserhöhen unter 15 Zentimetern mit ihren Pumpen ohnehin nicht unterstützen, weil diese für geringere Wassermengen nicht geeignet waren. "Es sind dann auch viele selbst aktiv geworden", erinnerte sich Scharringhausen.
Zwischenzeitlich sind die Pegel dann bis Mitte Januar wieder deutlich gesunken. Mit 2,90 Metern lag der Wert in Dreye aber immer noch über dem mittleren Wasserstand von 2,70 Metern (im Zeitraum von 2005 bis 2015). Im Februar gab es sogar wieder einen Anstieg auf über vier Meter. Inzwischen liegt der Pegelstand wieder bei gut drei Metern. "Aber die Pegel sind immer noch gut gefüllt", so Wrede.
Und auch einige Anwohner haben offenbar immer noch mit den Auswirkungen des Hochwassers zu kämpfen. "Seit dem 20. Dezember stehen meine Frau und ich jeden Tag im Keller, um das Grundwasser rauszukriegen", erzählte ein Anwohner in der Sitzung. Allein am Dienstag habe er rund 150 Liter aus einem der Kellerräume rausgeholt. Die nun vorgestellten Informationen über die Grundwasserspiegel und Pegel hätte er sich früher gewünscht, so der Bürger. "Dann hätten wir besser planen können", sagte er.
Dass er mit dem Problem nicht alleine ist, bestätigten auch einige der Ausschussmitglieder. "Es gibt viele Leute, die seit Monaten in Wechselschichten die Tauchpumpe anschließen", berichtete Claus-Peter Wessel (CDU). "Das ist wirklich schlimm. Aber das hätte keiner verhindern können." Und auch Ausschussvorsitzender Hans-Wilhelm Niemeyer (SPD) betonte: "Sie sind da nicht der Einzige." Er hoffe darauf, dass nun der Frühling richtig kommt und der Regen deutlich nachlässt, sodass auch die Keller in der Gemeinde bald wieder trocknen könnten.