Weyhe. Mit großen Emotionen und Superlativen wurde am Donnerstagabend im Ratssaal des Weyher Rathauses wahrlich nicht gegeizt. Bei der Auszeichnung zur Weyherin des Jahres gab es stehende Ovationen, minutenlangen Applaus der rund 70 Anwesenden und am Ende stockte sogar Bürgermeister Frank Seidel die Stimme.
"Heute ist wieder inoffiziell unser Feiertag des Ehrenamts", leitete Seidel die Feierlichkeiten in seiner Ansprache ein. 17 Namen seien für die Auszeichnung zur Weyherin beziehungsweise zum Weyher des Jahres vorgeschlagen worden. 17 Menschen, die "sich über das normale Maß hinaus" für das Gemeinwohl einsetzen und die Auszeichnung allesamt verdient hätten, war sich der Rathauschef sicher. Am Ende kann allerdings nur eine oder einer gekürt werden, was die Auswahl für die Jury bestehend aus Thomas Brugger, Christine Burda, Rudolf Dyk, Hans-Wilhelm Niemeyer, Vincent Myska, Christa Rödiger, Hannelore Roitsch-Schröder, Rainer Zottmann und Frank Seidel selbst nicht einfacher machte. Ende Februar hatte das Auswahlgremium dann die finale Entscheidung getroffen: "Wir haben uns wieder auf eine gute Wahl verständigen können", bilanzierte der Bürgermeister.
Zunächst zeichnete Frank Seidel die Weyher Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) als Organisation des Jahres aus: „Wir alle können froh sein, einen solchen Partner an unserer Seite zu haben, der sich darum kümmert, dass es allen Geschöpfen in Weyhe gut ergeht." Der Bürgermeister zählte in der Folge einige Projekte auf, mit denen sich der Nabu um den Umweltschutz in der Gemeinde verdient gemacht hat: die Renaturierung von Gewässern, die Rettungsaktion für Fische aus dem trockengefallenen Hombach, die Weiterentwicklung des Biotops an der Ochtum oder auch die Betreuung der Wasserbüffel in der Leester Marsch.
Kinder als Naturschützer von morgen
Bernd Daneke, erster Vorsitzender der Ortsgruppe, nahm die Auszeichnung in Form einer Urkunde und eines Duftbaums dankend entgegen. Daneke verwies in seiner Ansprache auf das Engagement der Nabu-Ortsgruppe, die 1170 Mitglieder aus Weyhe zählt und die mehrere Tausend Stunden an ehrenamtlicher Arbeit pro Jahr leistet: "Ohne die Aktiven wären viele Projekte nie realisiert worden", zeigte sich Daneke voll des Lobes für seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Als wichtigstes Anliegen der Ortsgruppe sah Daneke die Kinder- und Jugendarbeit an: "Das sind die Naturschützer von morgen." Die Kooperationen mit Schulen und die Gründung der Nabu-Kindergruppe strich Daneke in seiner Rede gesondert heraus.
Im Anschluss zeichnete Bürgermeister Frank Seidel Sonja Eden als Weyherin des Jahres 2022 aus. Die Würdigung der Verdienste Edens nahm im Anschluss einige Zeit in Anspruch: Asylbegleiterin der ersten Stunde, Gründungsmitglied des Runden Tisches gegen Rechts – für Integration, Streetwatcherin, Mitwirkende im Weyher Präventionsrat, treibende Kraft bei der Pflege der Frankreich-Partnerschaft mit Coulaines, 16 Jahre lang Mitglied des Gemeinderates, zählte Seidel auf. Länger war Eden nur für ihre "absolute Herzensangelegenheit" engagiert: die Schulelternarbeit und damit die Förderung der Weyher Kinder.
Angefangen hatte sie als Elternsprecherin der Grundschule Leeste, an der sie einst auch Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung angeboten hat, später war sie Vorsitzende des Schulelternrates der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Leeste und auch des Gemeindeelternrates für alle Schulen der Wesergemeinde. Viele Jahre war sie zudem Vorsitzende des Förderkreises der KGS Leeste. Zum heutigen Format aufgebaut habe sie vor allem die Ehemaligenbörse, die vielen Schülern die berufliche Orientierung erleichtert hat. Seidel dankte: „Die Entwicklung der KGS Leeste, ja der gesamten Weyher Schullandschaft wird auf ewig auch mit dem Namen Sonja Eden verbunden sein.“
Dankend und zu Tränen gerührt nahm Sonja Eden die Auszeichnung entgegen. Krankheitsbedingt konnte sie ihre Rede nicht selbst halten, sodass es an ihrem Ehemann Gerd Eden war, die Dankesworte zu überbringen. "Heute hier zu sein und Weyherin des Jahres zu werden, bedeutet für mich sehr viel", sagte Eden. Eden strich heraus, dass ihr die Schulpolitik sehr am Herzen liegt: "Die Schule war für mich immer ein besonderer Ort." Die Auszeichnung erfülle sie daher "mit viel Stolz und Dankbarkeit". Im Anschluss spendeten die Anwesenden ihr minutenlang Beifall und stehende Ovationen. Sonja Eden und die Vertreter des Nabu trugen sich ins Goldene Buch der Gemeinde ein.
Besondere Ehrung für Birgit und Ninja Sündermann
Für ein "musterhaftes Beispiel für Zivilcourage" ehrte Frank Seidel zum Abschluss Birgit und ihre Tochter Ninja Sündermann. Die Gemeinde würdigte damit ihr beherztes Eingreifen, als im August 2022 eine 18-Jährige aus Linsburg im Landkreis Nienburg bei einem Unfall auf der B 6 in Melchiorshausen ums Leben kam. Ninja und Birgit Sündermann waren zufällig vor Ort und ohne zu zögern als Ersthelferinnen zur Stelle. "Sie leisteten der schwer verletzten jungen Frau Beistand, sorgten dafür, dass sie in ihren letzten Minuten nicht alleine war", sagte Frank Seidel sichtlich gerührt, ehe ihm unter Tränen die Stimme versagte.

Frank Seidel ehrte Ninja (links) und Birgit Sündermann für ihr beherztes Eingreifen als Ersthelferinnen bei einem schweren Verkehrsunfall.
Die Mutter der Verstorbenen hatte als Dank dafür um eine entsprechende öffentliche Anerkennung für die beiden Weyherinnen gebeten. Die Gemeinde kam dem Wunsch nach. Als Seidel die Fassung wiedererlangt hatte, warb er noch für Zivilcourage: "Das Einzige, was man in einer solchen Situation verkehrt machen kann, ist, dass man gar nicht hilft."