Es wird keine zweite Förderschule mit dem Schwerpunkt "Geistige Entwicklung" (GE) im Norden des Landkreises Diepholz geben. Stattdessen soll die Lindenschule in Sulingen weiter ausgebaut und mindestens zweizügig werden. Dafür stimmte der Schulausschuss des Landkreises Diepholz, der am Mittwochnachmittag in der Oberschule Schwaförden zusammengekommen war.
Thorsten Abeling, Fachdienstleiter Bildung beim Landkreis, hatte zuvor skizziert, was es bedeuten würde, eine zweite Förderschule zu gründen. Weil der Klassenteiler bei sieben liegt, müsste in jeder Stufe schon bei acht angemeldeten Schülern die Klasse geteilt werden – angesichts des Lehrermangels nicht zu verwirklichen. Derzeit seien in der ersten Klasse an der Edenschule sieben Schüler angemeldet, dies jedoch nur, weil es eben keine zusätzliche Lehrkraft für eine zweite Klasse gebe.

Schulleiter Mazen Hamade (rechts) stellte dem Schulausschuss des Landkreises Diepholz seine Oberschule Schwaförden vor. Allein dort werden von 330 Schülern 54 mit Förderbedarf beschult.
Der Schulausschuss hatte unter anderem getagt, um auch den Haushalt für 2025 zu besprechen. Zunächst ging es jedoch mehr als eine Stunde lang um das Thema Inklusion. Denn der Kreiselternrat hatte die Verwaltung aufgefordert, ein regionales Inklusionskonzept für die Schulen zu erstellen. Dass das nicht so einfach ist, zeigte sich im Verlauf der Sitzung.
Alle Kinder mit Förderbedarf haben einen Schulplatz
Zunächst stellte Kreisrätin Britta Korfage klar, dass alle Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf beschult werden, auch wenn es im August "unglaublich viele Anmeldungen im Förderbereich GE" (Geistige Entwicklung) gegeben habe. "Alle sind untergebracht." Das sei "keine Frage von Raum", sondern eher eine der Lehrerversorgung.
Thorsten Abeling verwies darauf, dass der Passus zum Integrationsplan aus dem Schulentwicklungsplan herausgenommen wurde und daher "für uns nicht mehr bindend" sei. Das Land Niedersachsen baue derzeit seine Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren Inklusive Schule (RZI) weiter aus. Diese sind die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen der sonderpädagogischen Beratung und Unterstützung der inklusiven Schule in der jeweiligen Region. Man werde noch Ende dieses Monats in den Prozess eintreten. Für den Landkreis Diepholz informierte Ruth Wichmann die Anwesenden über das Ziel des RZI, nämlich eine einheitliche Vorgehensweise im Landkreis anzustreben, damit nicht jede Schule ein anderes Konzept habe. "Zurzeit sind wir in der Vorbereitungsphase", demnächst werde es dann konkreter. Welche Themen genau angegangen werden sollen, das werde eine sogenannte Lenkungsgruppe festlegen. Man müsse hier im Landkreis "nicht ganz bei null anfangen", sagte Wichmann – aber wohl doch fast.
Die Ausschussmitglieder zeigten sich "sehr ernüchtert" (Jürgen Borchers, SPD) bis "einigermaßen schockiert" (Stephan Kawemeyer, CDU). "Wann werden wir dann fertig sein?", fragte Borchers. Auch Wiebke Wall (SPD) war nur eine Konzepterstellung zu wenig: "Wir steuern und steuern, aber kommen nicht voran."
Bis zu drei Klassen an der Lindenschule eingerichtet
Zur Förderschullandschaft im Landkreis gehört vor allem die Lindenschule in Sulingen. Sie ist einzügig geplant worden, aber schon jetzt gibt es in einzelnen Klassenstufen bis zu drei Klassen. Sie wurde zum Schuljahresbeginn 2020/21 als öffentliche Förderschule mit dem Förderschwerpunkt "Geistige Entwicklung“. Zwölf Unterrichtsräume wurden eingerichtet. Zum Schuljahresbeginn 2023/24 waren die Jahrgänge eins und vier aber bereits zweizügig eingerichtet, sodass die Kapazitäten der Förderschule ab dem kommenden Schuljahr 2025/26 nicht mehr ausreichen werden, stellte Abeling fest. Überlegungen, die Hacheschule in Weyhe, die noch bis 2028 als Förderschule Lernen genehmigt ist, danach umzunutzen, hätten laut Abeling keinen Erfolg: Als Außenstelle der Lindenschule in Sulingen sei sie zu weit weg; zudem gebe es eben zu wenig Lehrkräfte. Auf weite Sicht könnten die Tagesbildungsstätten zu Förderschulen entwickelt werden. Jetzt aber gelte es erst einmal, die Lindenschule baulich zu erweitern – notfalls mit Mobilbauklassen. Das Geld dafür soll im Haushalt 2025 bereitgestellt werden.
Weiter ging es in der Ausschusssitzung mit den nötigen Haushaltsaufwendungen für 2025, die sich im Bereich Schule auf über 40 Millionen Euro belaufen. Dazu gehört auch die Schülerbeförderung. Der Antrag des Kreisschülerrates, dass auch für Schüler der Sekundarstufe II eine kostenlose Beförderung möglich sein solle, verwiesen die Ausschussmitglieder an die Verwaltung. Sie soll jetzt die Folgekosten einer vollständigen Kostenübernahme des Tim-Tickets für Schüler der Sekundarstufe II ermitteln.