Herr Weiß, Sie beraten kleine und mittelständische Unternehmen in Fragen der IT. Wo sehen Sie für diese Unternehmen die größten Herausforderungen?
Danny Weiß: Zum Kerngeschäft unserer Kunden gehört im Regelfall nicht die IT. Entsprechend gering ist das Interesse für dieses doch komplexe Thema. Das führt zu einem Stillstand in den Bereichen Digitalisierung, IT-Security und der Arbeitsplatzausstattung. Unternehmen scheuen hohe Investitions- und Wartungskosten und Systeme werden weit über den offiziellen Zeitraum für Herstellerupdates betrieben. Als IT-Dienstleister auf Augenhöhe kümmern wir uns zum Festpreis um diese Aufgaben.

Danny Weiß
Ist die Digitalisierung denn für alle Branchen unbedingt nötig?
Die Digitalisierung ist nicht für alle Branchen unbedingt notwendig, schafft aber einen Wettbewerbsvorteil. Greifen alle digitalen Tools wie Zahnräder ineinander, lassen sich wiederkehrende Aufgaben automatisieren und händische Aufgaben effizienter und fehlerfreier erledigen.
Wie schätzen Sie den Stand in Sachen Digitalisierung bei den Unternehmen in der Region ein?
Als Dienstleister sehen mein Team und ich die unterschiedlichsten Branchen und IT-Umgebungen. Ich sehe bei den meisten viel Optimierungsbedarf im Bereich der Organisation und der Prozesse. Chaotische Zettelstapel sind leider an der Tagesordnung. Rückrufwünsche werden per Post-It an den Kollegen übergeben, eine Nachvollziehbarkeit über geführte Telefonate ist meist nicht vorhanden und wenn, dann nur auf Papier.
Woran kann die Digitalisierung in Unternehmen scheitern?
Die Vorteile der Digitalisierung müssen durch Vorgesetzte vorgelebt werden. Um alle Mitarbeiter auf die Reise mitzunehmen, bieten sich Schulungen und interaktive Workshops an. Probleme und Hürden müssen klar kommuniziert und gemeinsam bezwungen werden.
Wie kann Digitalisierung auch bei einem geringen Personalstamm gelingen?
Cloud-Lösungen erlauben bereits Soloselbstständigen, digital zu arbeiten. Teams können sich auf die eigentlichen Aufgaben fokussieren, ohne sich Gedanken über Ausfälle oder Wartungsstaus zu machen. Wächst der Personenstamm, ist die Lösung bereits etabliert und kann flexibel erweitert werden.
Welche Chancen bietet die Digitalisierung auch für kleinere Unternehmen?
Kleinere Unternehmen können schneller standardisierte Prozesse implementieren, die auch die Arbeitsweise beschleunigen. Die Einarbeitungszeit für neue Mitarbeiter reduziert sich, bestehende Mitarbeiter schaffen mehr in weniger Zeit und versinken nicht mehr im Zettelchaos.
Was müssen die Unternehmen in den Bereichen Datensicherheit und Datenschutz besonders beachten?
Regelmäßige Datensicherungen gehören genauso dazu wie der BSI-Grundschutz (Grundschutz des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Anm. d. Red.) oder die GoBD (Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff, Anm. d. Red.). Unternehmer sollten sich nicht alleine in das komplexe Gewässer stürzen, sondern sich mit Experten beraten.
Wie stark sind auch kleine und mittlere Unternehmen von Cyberangriffen betroffen?
Kleine und mittlere Unternehmen sind genauso betroffen wie große Unternehmen. Medial erhalten diese weniger Aufmerksamkeit, da Verantwortliche das Lösegeld schweigend bezahlen statt Pressemitteilungen herauszugeben.
Was sind in diesem Bereich die größten Probleme?
Gerade kleine und mittlere Unternehmen haben oftmals nicht die notwendigen Ressourcen wie Personal oder Wissen, um ihre Systeme abzusichern oder gehen gerne zu leichtfüßig an das Thema ran – nach dem Motto: „Wir sind so klein, bei uns ist doch nichts zu holen.“ Die Frage ist nicht ob, sondern wann jemand angreift. Dieses Bewusstsein muss weiter geschärft werden.
Welche Botschaft wollen Sie bei Ihrem Vortrag in Stuhr vermitteln?
Der Einstieg in die Digitalisierung von Geschäftsprozessen ist leichter, als man vielleicht denkt. Einfach mal die ersten Schritte gehen, der Rest ergibt sich dann.
Das Interview führte Eike Wienbarg.