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Das sind seine Ziele Werder-Neuzugang Julian Malatini stellt sich vor

Julian Malatini ist bei Werder Bremen angekommen und stellte sich in seiner ersten Pressekonferenz vor. Was er über seine sportlichen Ziele und seinen prominenten Paten Nelson Valdez sagt.
17.01.2024, 17:06 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Daniel Cottäus

Die Begrüßung, sie sitzt schon mal. Als Julian Malatini am Mittwochmittag den Medienraum des SV Werder betritt, wirft er ein freundliches „Moin!“ in die Runde – da wurde jemand offenbar gut vorbereitet auf seine erste Begegnung mit den Bremer Journalisten. Ein paar Schritte später, oben auf dem Podium angekommen, beantwortet der Winter-Neuzugang aus Argentinien dann viele Fragen, auf Spanisch, eine Dolmetscherin übersetzt. Es geht um sportliche Ziele und die Spielweise des 22-Jährigen, um die Umstellung, die so ein Wechsel von einem Kontinent auf den anderen bedeutet – und um die Misstöne, für die der Transfer im argentinischen Fußballverband gesorgt hat. Julian Malatani über. . .

. . . norddeutsches Winterwetter

In seiner Kindheit, da hat er dieses spezielle Wetterphänomen, das auf Deutsch „Schnee“ und auf Spanisch „Nieve“ heißt, schon einmal erlebt. Es gibt da alte Aufnahmen, die das belegen. „Da stehe ich als sehr kleiner Junge im Schnee“, sagt Malatini, „richtig erinnern kann ich mich daran aber nicht. Deshalb erlebe ich so ein Wetter gerade praktisch zum ersten Mal.“ Und es gefällt dem Südamerikaner, der mit der norddeutschen Kälte offenbar keine Probleme hat: „Bisher habe ich den Schnee sehr genossen.“ Bei seinem „großen Wechsel“ vom argentinischen Erstligisten Defensa y Justica in die deutsche Bundesliga hat der Verteidiger neben den neuen klimatischen Bedingungen noch einiges mehr in Kauf genommen, um „die große Chance“ nutzen zu können – nämlich reichlich Irritationen beim argentinischen Fußballverband.

. . . Mascheranos Missmut

Nein, begeistert war Argentiniens U 23-Nationaltrainer Javier Mascherano wahrlich nicht, als er vom Wechsel Malatinis nach Bremen erfuhr. Schließlich musste er Teile seiner eigenen Planung daraufhin über den Haufen werfen, hatte er den Abwehrspieler doch fest für ein Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele eingeplant, das am Wochenende in Venezuela ausgetragen wird. Als der Transfer nach Bremen konkret wurde, reiste Malatini jedoch Hals über Kopf aus dem Trainingslager ab. Darüber äußerte Mascherano umgehend öffentliches Unverständnis. „Es musste schnell gehen, und das war sicherlich nicht für alle ganz einfach“, sagt Malatini. Sorgen darüber, dass er seine Karriere in der Albiceleste womöglich gefährdet haben könnte, macht sich der Neu-Bremer laut eigener Aussage nicht: „Ich denke, dass es trotzdem die richtige Entscheidung für mich ist“, sagt er – und erklärt: „Denn auf diese Weise lerne ich ein anderes Umfeld kennen und kann in Europa spielen.“ Wovon irgendwann natürlich auch das Nationalteam profitieren könnte. Eines Tages für die A-Auswahl seines Heimatlandes aufzulaufen, nennt Malatini „meinen großen Traum“. Und weiter: „Vielleicht irgendwann ja sogar bei einer Weltmeisterschaft, und dann am besten mit einem Ausgang wie beim letzten Mal“. Als Argentinien in Katar den Titel holte. Aktuell liegt Malatinis Fokus aber freilich woanders: am Bremer Osterdeich.

. . . seinen Spielstil

Während des Gesprächs im Medienraum wirkt der Argentinier sehr aufmerksam, antwortet ebenso höflich wie freundlich. Auf dem Rasen, diesen Schluss lassen seine Aussagen zu, gibt es aber einen komplett anderen Julian Malatini zu sehen. „Ich bin ein aggressiver Spieler und für die Verteidigung gemacht“, sagt er über sich selbst und fügt nicht ganz ohne Pathos an: „Das ist meine Berufung.“ Zum Einsatz kam der Neuzugang in seiner Karriere, die bereits 50 Erstliga-Einsätze in Argentinien aufweist, bisher in der Innenverteidigung oder als Rechtsverteidiger. Gewohnt ist er es, in einer Viererkette zu spielen, die bei Werder in der Regel aber nicht vorgesehen ist. Ein Problem?

. . . über taktische Umstellungen

Julian Malatini rechnet nicht damit, dass er große Schwierigkeiten damit haben wird, sich an Werders 3-5-2- beziehungsweise das neu implementierte 3-4-3-System mit jeweils einer Dreierkette in der Defensive zu gewöhnen. „Es wird kein Problem sein, mich anzupassen“, versichert er. Malatinis Vorteil: Aus der argentinischen U 23-Nationalmannschaft kennt er die Dreierkette bereits, „da haben wir das zuletzt so gespielt“, berichtet er.

. . . Integrationshelfer Nelson Valdez

Während des Mediengesprächs sitzt der Double-Sieger von 2004 in der letzten Reihe und hört aufmerksam zu. Früher war das anders, da war es Nelson Valdez gewohnt, dass er im Mittelpunkt steht, sobald er den Raum betritt. Heute ist die Rolle des Ex-Profis eine andere. Werder hat den Co-Trainer von der U 23 zu den Profis befördert – mit dem Spezialauftrag, Julian Malatini beim Einleben in Bremen zu helfen. Wofür der Paraguayer Valdez natürlich prädestiniert ist. Entsprechend begeistert zeigt sich Malatini von seinem prominenten Paten. „Er hilft mir sehr viel, ich kann viel von ihm lernen“, sagt er – und fügt mit einem kleinen Schmunzeln in Richtung Valdez an: „Und natürlich bin ich auch gut informiert über seine große und beneidenswerte Karriere.“ So viel Zeit muss sein.

. . . seine Bremer Rückennummer

Die 22 ist es geworden, doch allein entschieden hat Julian Malatini das nicht. „Werder hat mir mehrere Nummern zur Auswahl gegeben. Ich habe meine Familie gefragt und die waren sich einig, dass die 22 eine schöne Zahl ist“, berichtet der Argentinier, der sein aktuelles Alter bis zu seinem Geburtstag im Mai also künftig auf dem Rücken trägt. Dass in Torsten Frings ein großer Werder-Spieler einst ebenfalls mit der 22 auflief, ist Malatini durchaus bewusst: „Das macht es für mich zum Privileg, diese Nummer tragen zu dürfen.“ Bei Defensa y Justica hatte der Neu-Bremer zuletzt die 2 getragen, auch in diesem Punkt steht also eine (kleine) Veränderung für ihn an. „Ich bin ein Typ, der offen für Neues ist“, sagt er auf die Frage, ob Bremen ein Abenteuer für ihn sei. „Mein Ziel ist es, mich weiterzuentwickeln. Wenn das als Abenteuer bezeichnet werden kann, bin ich ein Abenteurer. 

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