Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Erfahrung mit Altenheim Wenn die eigene Mutter ins Heim will – eine Dötlingerin berichtet

Für viele ist es ein großer Schritt, in ein Heim zu ziehen. Gute Erfahrungen damit hat die Dötlingerin Leonie Brand gemacht, deren Mutter genau diesen Schritt unbedingt wollte.
15.07.2024, 11:33 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Verena Sieling

Geblümte Kaffeetassen hängen an der Deckenlampe, ein altes Telefon ist an der Wand befestigt. Am Esstisch sitzt Leonie Brand und blickt sich um. „Meine Mutter hatte es gut hier“, sagt die Dötlingerin. Dennoch wollte Bärbel Brand bewusst in ein Pflegeheim. Dort ist sie im März dieses Jahres im Alter von 80 Jahren verstorben. Sie schlief ein, wie es Tochter Leonie sagt – die sichtlich dankbar ist, dass ihre Mutter die letzten Monate ihres Lebens in der Einrichtung verbracht hatte.

Zunächst gab es Vorurteile

Zunächst sah dies jedoch anders aus: „Was willst du im Heim?“, lautete damals ihre Frage, als ihre Mutter den Wunsch äußerte. „Sie war fit, nur etwas vergesslich“, berichtet sie. Hinzukam: „Wir hatten Vorurteile“, gibt Brand zu.

Nela Folkerts, die im Wohnpark an der Hunte in Wildeshausen sowohl in der Verwaltung als auch in der Pflege tätig ist, kennt das. „Manche denken, dass es wie im Gefängnis ist“, sagt sie. Manchmal reiche es aus, wenn eine Beschwerde in Umlauf geht. „Einen Ruf zu versauen, geht schnell“, so Folkerts.

Der Wunsch, in ein Heim zu ziehen, blieb bei Bärbel Brand trotz der Bedenken der Tochter. „Geh doch mal zum Dorfladen", sagten wir ihr zum Beispiel. Aber sie hatte Angst, hinzufallen, erinnert sich Leonie Brand. „Senioren haben Ängste, von denen wir nichts verstehen.“ Seit März 2021, nachdem ihr Mann gestorben war, lebte die Seniorin zudem allein in der Wohnung über dem Wohnhaus von Leonie Brand – zwar immer noch in der Nähe von Tochter und Schwiegersohn. Die Befürchtungen, dass was passieren könnte, wenn die beiden mal nicht da sind, blieben aber.

Annäherung dank räumlicher Trennung

Dann kam die Nachricht aus dem Wohnpark, dass ein Zimmer frei ist. „,Das ist ja toll hier’, sagte meine Mutter“, erzählt Brand. Im Sommer 2023 zog Bärbel Brand dort ein – und für die Tochter war es erst einmal schwer. Andererseits dürfe man die Reibereien, die unter einem Dach entstünden, nicht unterschätzen. Durch die räumliche Trennung hätten sie sich wieder angenähert. „Mein Mann und meine Mutter hatten sich wieder lieb“, erzählt sie.

Nela Folkerts erinnert sich lebhaft an Bärbel Brand: „Sie hatte immer ein Lächeln im Gesicht und war ein sehr kommunikativer Mensch. Sie knüpfte auch ein, zwei Freundschaften.“ Am Abend, bevor die Seniorin einschlief, kam die Pflegerin noch in ihr Zimmer, um ihr frische Tulpen hinzustellen. Nicht nur ihr Engagement weiß Leonie Brand zu schätzen: „Andere Pfleger reißen sich auch ein, zwei Beine aus.“ Folkerts weiß, dass es Einrichtungen gibt, in denen das Personal mit Unterbesetzung zu kämpfen hat: „Das spüren wir nicht so sehr. Jeder hat seine Bewohner zugeteilt – und die Bewohner merken uns den Stress nicht an.“

Ein großer Schritt

Die Pflegerin weiß auch, dass es für viele ein großer Schritt ist, in ein Heim zu ziehen. „Bei den Aufnahmegesprächen merkt man, welche Sorgen sie haben.“ Dazu gehöre auch die Sorge um das Finanzielle. „Dabei gibt es genug Hilfen“, sagt Folkerts. Im Pflegeheim sei es zudem nicht so streng, wie viele denken würden: „Einige trinken abends noch ihr Weinchen auf dem Zimmer. Viele sind per Du, die Bewohner kennen sich untereinander.“

Bärbel Brands Mutter kam vor mehr als 20 Jahren in ein Pflegeheim, das Alexanderstift in Wildeshausen. Ihre Tochter erinnert sich, was sie damals zu ihr gesagt hat: „Leonie, irgendwann will ich auch ins Heim.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)