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Fasching in Ganderkesee Baron von Ganterteich feiert Comeback bei den Büttenabenden

Seit Jahren leidet der Ganderkeseer Fasching unter einem Mangel an Büttenrednern. Mit Torge Kublank alias Baron von Ganterteich feiert nun ein bewährter Redner sein Comeback in der Bütt.
18.01.2024, 17:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Baron von Ganterteich feiert Comeback bei den Büttenabenden
Von Jochen Brünner

Zwischen Ganderkesee und dem Landkreis Prignitz liegen rund 320 Kilometer. Für den Ganderkeseer Fasching war es ein einigermaßen herber Schlag, als Torge Kublank, auch bekannt als "Baron von Ganterteich", 2022 seiner Heimatgemeinde den Rücken kehrte und sich mit seiner Familie in der Mark Brandenburg niederließ. Denn schließlich war der "Baron" im Ganderkeseer Fasching der letzte klassische Redner seiner Art. In diesem Jahr wird der 45-Jährige nun sein Comeback bei den Büttenabenden feiern.

"Das Kostüm passt noch, und der Ganter kommt auch wieder mit auf die Bühne", versichert Kublank im Vorgespräch. Vier Jahre ist es inzwischen her, seit der Baron zuletzt in der Festhalle am Steinacker zu erleben war. "Dann kam Corona, vor zwei Jahren sind wir nach Brandenburg gezogen, und 2023 war ich noch nicht wieder so weit", erklärt er. Doch natürlich verfüge er immer noch über gute Kontakte zu den Aktiven der Büttenabende, wie etwa den Bookhorn Allstars. "Und wenn die dann am Telefon von den Büttenabenden schwärmen, das macht dann schon wieder Lust, auf die Bühne zu gehen", betont der Baron.

Die Figur gebe es bereits seit 1998. "Damit ist er zu einem nicht unerheblichen Teil meines Lebens geworden. Und so hat es mich auch nach dem Umzug wieder gejuckt, die Tradition fortzusetzen", schildert Kublank seine Motivation. Und auch wenn er in der Prignitz mit seiner Familie nun die Ruhe "und ein bisschen mehr Luft um uns herum" genieße, bade der Baron ab und an durchaus auch noch gerne in seinem Ganterteich. "Sobald die Temperaturen wärmer werden und man sich wieder raus trauen kann, kommt er auch gerne wieder nach Ganderkesee und genießt dort die Sommerfrische“, kommentiert Kublank.

Schwerpunkt auf überregionalen Themen

Doch ist er über das Geschehen in der Ganter-Gemeinde überhaupt noch im Bilde? "Der Baron hat natürlich viele Zuträger – auch wenn das nicht das günstigste Hobby ist, weil die natürlich auch einen gewissen Tribut einfordern", erläutert er seine Recherchemethoden. Es gebe zwar einige lokale Aspekte, der Schwerpunkt seiner Rede aber liege ohnehin auf den überregionalen Themen.

"Zum Büttenabend kommen die Leute aus der ganzen Region, da muss ich mich nicht bei einzelnen Amtsleitern aufhalten, die kaum jemand kennt. Von diesen Kirchturm-Reden habe ich schon vor über 15 Jahren Abstand genommen", argumentiert der Baron. Wichtig sei ihm gewesen, politisch neutral zu bleiben und sich nicht eindeutig zu positionieren. "Das ist mir an der einen oder anderen Stelle durchaus ein bisschen schwergefallen", verrät der Büttenredner.

Ende November hat er begonnen, seine Einfälle zu Papier zu bringen. Inzwischen ist die Rede längst fertig, wobei sie natürlich immer auch noch Möglichkeiten zur Aktualisierung bietet. "Die Protestaktionen der Landwirte hatte ich damals noch nicht auf dem Schirm. Aber natürlich habe ich das noch eingearbeitet", lässt Kublank durchblicken. Und von der Entwicklung der Bundespolitik bis zur Flut von Fake-Nachrichten habe er so viele schöne Ideen gehabt, dass die Rede in der ersten Version viel zu lang geworden sei. Natürlich gebe es in seiner Rede aber auch einen "Lokalteil": Der Prinz werde etwas zu hören bekommen, im Gegensatz übrigens zu Christian Dürr oder der FDP:"Dazu fiel mir nichts ein", bekennt Kublank.

Hohe Dichte an Pointen

Aus langjähriger Erfahrung weiß der Baron, dass das Ganderkeseer Büttenabendpublikum für Redner nicht gerade dankbar ist. Sein Anspruch sei aber, auch die jüngeren Leute bei der Stange zu halten. "Da hat man keine Zeit, eine Pointe zwei Minuten lang vorzubereiten. Da muss schon Gag auf Gag kommen", verspricht er eine hohe Lacher-Dichte. Und wenn es nicht läuft, werde er den Text auch nicht bis zum bitteren Ende "durchprügeln": So gebe es auch die ein oder andere Möglichkeit, elegant abzukürzen. Und auch an einer weiteren Tradition werde er festhalten: "Ich hab‘ das alles in Papierform. Ich nehme kein Tablet mit auf die Bühne, das dort dann nicht funktioniert."

Auf das vor den Büttenabenden übliche "Casting" musste Kublank indes verzichten, auch eine Begegnung mit dem örtlichen Faschingsadel ist aufgrund der Entfernung bislang unterblieben. "Das Casting sah so aus, dass ich die Rede eingesprochen und sie dem Regieteam geschickt habe", schildert Kublank das Prozedere. Aufgrund beruflicher Verpflichtungen könne er auch nicht an der Generalprobe teilnehmen, sondern werde erst zur Büttenabend-Premiere am Freitag, 26. Januar, in die Festhalle am Steinacker anreisen.

Die Figur des Barons von Ganterteich bleibe übrigens exklusiv in Ganderkesee verortet, versichert Kublank: "Ich habe im vergangenen Jahr zwar mal als Baron eine Rede auf ein hölzernes Hochzeitspaar gehalten, aber ich tingele damit jetzt nicht in Brandenburg über die Schützenfeste." Seine Figur habe es übrigens schon gegeben, bevor sich der Name Ganterteich für das kleine Gewässer am Riedeweg etabliert habe. "Und ich wurde nicht mal zur Einweihung eingeladen – das ist eine Frechheit“, empört sich der Baron.

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