Borgfeld. Geld fehlt dem Jugendfreizeitheim (Freizi) des DRK an allen Ecken und Enden. Und auch im Budget der Kinder- und Jugendfarm der Hans-Wendt-Stiftung klafft für dieses Jahr eine große Lücke. Der Borgfelder Beirat hat jetzt zwei Beschlüsse gefasst, um den Senat auf das Problem aufmerksam zu machen und das Angebot der beiden Einrichtungen zu retten.
Zum einen soll das Sozialressort schnellstens die angekündigte Summe in Höhe von rund 114.000 Euro plus 9000 Euro für Mieten frei geben. "Das Freizi wartet dringend auf dieses Geld", begründete der SPD-Fraktionsführer im Borgfelder Beirat, Bernd Stenner. Zum anderen soll die Borgfelder Jugendfarm, die ebenfalls einen Zuschuss beantragt hatte und leer ausgegangen ist, rund 11.000 Euro erhalten.
Es fehlen 50.000 Euro
Auch das DRK hatte für das Freizi 13.000 Euro mehr beantragt, als die Bremer Verantwortlichen des Bereiches Offenen Kinder- und Jugendarbeit der Einrichtung zugestehen.
Im Beirat erklärte am Dienstagabend Frank Schlemminger, der für die Vergabe der Mittel zuständig ist, warum das Freizi auf sein Geld warten muss und weniger erhalten soll als beantragt – und warum die Jugendfarm leer ausgeht. Politischen Beschlüssen zufolge stehen dem Bremer Ortsteil Borgfeld für 2024 für die Offene Kinder- und Jugendarbeit insgesamt 110.000 Euro zu, so der Leiter des Sozialzentrums in der Vahr. Das Freizi und die Jugendfarm hatten jedoch Bedarfe von insgesamt 160.000 Euro angemeldet. Es habe Verhandlungen mit den Trägern gegeben; weil man sich aber nicht einigen konnte, habe der zuständige Controllingausschuss keinen Beschluss gefasst.
Deputierte beraten im Februar
"Es bestand die Gefahr, dass das Geld zum 1. Januar nicht ausgezahlt werden kann – und damit drohte die Zahlungsunfähigkeit der Träger." Schlemminger habe also entschieden, dass das Freizi die gesamte zur Verfügung stehende Summe erhält und die Jugendfarm, wie im vergangenen Jahr, leer ausgeht. Dagegen protestiert der Borgfelder Beirat. Das letzte Wort ist aber offenbar noch nicht gesprochen. Laut Frank Schlemminger wird die Bremer Sozialdeputation im Februar über die Mittelvergabe diskutieren.
Die Mitglieder im Beirat lobten die gute und wichtige Arbeit der beiden Einrichtungen. Beiratssprecher Jörn Broeksmid (CDU) sagte, es müsse verhindert werden, dass die Jugendfarm ihren Betrieb womöglich einstellt. Bremen müsse nächstes Jahr deutlich früher mehr Geld zur Verfügung stellen, damit der Weiterbestand der Farm gesichert sei. Schlemminger betonte, über die Festsetzung der Mittel entscheide die Sozialdeputation. Borgfeld sei nicht der einzige Ortsteil Bremens, in dem Geld fehle. Vielmehr seien alle Bremer Stadtteile "nicht auskömmlich mit Mitteln der Offenen Kinder- und Jugendarbeit finanziert".
Höhere Kosten und Gehälter
Wie viele Kinder und Jugendliche von den Angeboten der Borgfelder Farm profitieren, konnte Schlemminger indes nicht sagen. Broeksmid bat um verlässliche Zahlen bis zum Ende des ersten Quartals.
Sara Dahnken ist Leiterin des Bereichs Jugendfreizeitheime beim Deutschen Roten Kreuz, zu dem auch das Borgfelder Freizi gehört. Sie warnte: "Wir schaffen mit dem Geld nicht mehr, den Status quo zu halten." Grund seien unter anderem Kostensteigerungen und Tariferhöhungen. "Das Wasser steht uns bis zum Hals." Der Ortsteil Borgfeld erhalte von der Stadt zu wenig Geld für die Offene Kinder- und Jugendarbeit, weil er nicht zu den Problemstadtteilen zähle. "Aber auch Borgfelder Kinder haben Problemlagen und brauchen mal eine Jugendfarm, wo sie hingehen können."
Stattdessen wird gekürzt. "Die Öffnungszeiten müssen von vier auf drei Tage reduziert werden und wir mussten zehn Stunden Personal entlassen", so Dahnken. Derzeit werde die Einrichtung von zwei Angestellten mit Zeitbudgets von 23 und 15 Stunden betrieben. Die Programmkosten werden über Spenden abgedeckt. "Das Geld reicht vorn und hinten nicht", so Dahnken. Die Jugendlichen in Borgfeld wünschten sich, dass das Freizi sogar an den Wochenenden öffnet. "Es ist nötiger denn je für Jugendliche etwas anzubieten, sie sehen die Krisen in der Welt und haben das Hochwasser erlebt."
Matthias Emrich, Verwaltungsleiter bei der Hans-Wendt-Stiftung und verantwortlich für die Kinder- und Jugendfarm in Borgfeld, schloss sich dem an. Er kritisierte das Vergabeverfahren, das andere Träger als das DRK benachteilige. Außerdem sei im entscheidenden Controllingausschuss kein Borgfelder stimmberechtigt. Farmleiterin Frederike Reinsch sagte, "wir kämpfen seit Jahren darum, die Offene Kinder- und Jugendarbeit weiterzuführen". Zurzeit fehle das Geld für sämtliche Programmposten. "Wir können die Tiere nicht einsetzen und kein Stockbrot backen", so Reinsch. Es stehe lediglich Geld für eine halbe Stelle zur Verfügung.
Frank Schlemminger zeigte Verständnis, er könne die Sorgen der Träger verstehen. Es brauche Planbarkeit "und wir haben einen Arbeitnehmermarkt". Jeder, der keine feste Zusage erhalte, besorge sich eine neue Stelle. "Wir als Sozialzentrum sind aber auf die politischen Beschlüsse angewiesen."
Beiratssprecher Jörn Broeksmid bat die Sprecherin des Borgfelder Sozialausschusses, Carolin Balzer (Grüne), "für 2025 eine Lösung zu finden, wie wir beide Einrichtungen erhalten können". Der Beirat hatte bereits im Juli einen Haushaltsantrag gestellt, in dem die Mitglieder Geld für die Jugendfarm forderten – bislang ohne Antwort vom Senat.