Von Ahlhorn in die Welt: Dass die Faustballerinnen und Faustballer des Ahlhorner SV seit vielen Jahren international Erfolge einfahren, ist nichts Neues. Dieser Sommer war für einige Spielerinnen besonders voll gepackt mit Großereignissen: erst die Finals in Dresden und dann die World Games in Chengdu (China). Jordan Nadermann und Michaela Grzywatz vom ASV waren beide Male dabei und holten Gold sowie Bronze. Doch wie meistern sie den Spagat zwischen Beruf, Trainingseinheiten und Turnieren?
Dass es nicht einfach ist, Beruf und sportliche Spitzenleistungen unter einen Hut zu bringen, weiß Nadermann. Viele ihrer Mitspielerinnen mit einem regulären Job müssten fast ihren kompletten Urlaub dafür nutzen, zu Lehrgängen und Spielen zu fahren, und viel Freizeit fürs Training opfern. Nadermann selbst konnte in die Polizeispitzensportförderung wechseln, wo sie für sportliche Maßnahmen freigestellt wird. 20 Stunden pro Woche absolviert sie ein duales Studium in Nienburg bei der Polizei, zudem ist sie bei der Polizei in Vechta eingesetzt – die restliche Zeit „kann ich mich ganz auf den Faustball konzentrieren“.
Was für Unterstützung die Deutsche Sporthilfe bietet
Grzywatz geht es ähnlich. Sie lebt in Lüneburg, dort habe sie mit Familie und Freunden ihren Lebensmittelpunkt und sei zudem durch die Pflege ihrer Pferde gebunden. Regelmäßig zum Training nach Ahlhorn pendelt sie seit 2019, und das nehme nicht nur viel Zeit in Anspruch, es sei auch eine sehr weite Strecke. Über die Deutsche Sporthilfe kann die 31-Jährige eine Sportförderung in Anspruch nehmen: Sie arbeitet in einem Angestelltenverhältnis als Physiotherapeutin in einer halben Stelle. Den Rest der Zeit könne sie in den Faustball stecken und es bleibe noch Zeit, sich um die Pferde zu kümmern. Zudem engagiert sie sich im Jugendbereich als Trainerin. „Das ist ein riesiges Privileg!“ Die Sportförderung helfe vor allem Spielern in kleineren Sportarten, weil sie Sicherheit gebe und entlaste, sodass man sein sportliches Niveau halten oder verbessern könne.
Faustball sei eine sehr familiäre Sportart, betonen Grzywatz und Nadermann. Die Spielerinnen würden die Fans, die zu den Spielen kommen, sehr gut kennen. „Wir haben einen starken Rückhalt auf der Tribüne“, so Nadermann. Sie ist in Ahlhorn mit Faustball aufgewachsen, den auch ihre Mutter und Schwester spielten. Ihre Familie reise zu allen Spielen mit und unterstütze sie tatkräftig, was der 21-Jährigen viel bedeute. Der Zusammenhalt von Zuschauern und Spielerinnen helfe dabei, mit Rückschlägen umzugehen, aber auch gemeinsam Erfolge zu feiern, und gebe den Ansporn, sich neue Ziele zu setzen. Für diese gemeinsamen Momente ist Nadermann dankbar und sie genießt sie sehr.
Für Grzywatz ist das Besondere am Faustball, dass man sich immer wieder neue Ziele setzen könne. Am Anfang habe sie athletischer werden, mehr Verständnis für Spielabläufe entwickeln oder es in die Nationalmannschaft schaffen wollen. Später wollte sie dann die Mannschaft mit Erfahrung besser führen und die Mitspielerinnen sowie Nachwuchstalente begeistern und mitreißen.
Welche Vorteile der Mannschaftssport bietet
„Wir sind ein Team, das wird großgeschrieben. Wir gewinnen und verlieren zusammen. Das ist das Wichtigste im Teamsport“, betont Nadermann. Team-Erfolge und gute Leistungen würden gemeinsam gefeiert. Mit Niederlagen gehe jede anders um – manche bräuchten einen Moment für sich allein und hinterfragten sich, andere suchten Unterstützung bei Mitspielerinnen. Grzywatz zum Beispiel habe ein, zwei Vertrauenspersonen, mit denen sie in solchen Momenten spricht, manche Situationen mache sie aber auch mit sich selbst aus. Natürlich sei es toll, von Familie und Freunden angefeuert zu werden und sie stolz zu machen. Die 31-Jährige teile mit ihnen zwar auch Freude und Trauer, mittlerweile aber eher dosiert.
Für Grzywatz ist das Besondere am Teamsport, dass man eine eigene Gruppe bildet. Ihre Mitspielerinnen seien Teil ihrer Familie geworden – teilweise sehe sie sie häufiger als ihre Mutter oder Schwester. Die 31-Jährige empfiehlt Eltern, dass ihre Kinder zumindest einmal eine Teamsportart ausprobieren sollten, weil das Zusammenspiel in der Gruppe die charakterliche Entwicklung positiv beeinflusse.