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Initiative von Ärzten Mit Masken Neuinfektionen vorbeugen

Mehrere Mediziner der Klostergemeinde appellieren an Bürger und Wirtschaft, Mund-Nasen-Schutze zu tragen. Ihr Ziel ist es, die Gefahr von Neuinfektionen einzudämmen. Sie verweisen auf gute Zahlen in Jena.
20.04.2020, 17:41 Uhr
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Von Jacqueline Schultz

Unter dem Motto „Hude – mit Maske schön“ setzen sich mehrere Ärzte aus Hude für das generelle Tragen von Schutzmasken in der Klostergemeinde ein. Mit ihrem Anliegen haben sie sich jetzt an Bürgermeister Holger Lebedinzew sowie an Andreas Otte und Lutz Harfst vom örtlichen Gewerbe- und Verkehrsverein gewandt.

„Wir alle fürchten mit der Lockerung der bisherigen Maßnahmen eine Zunahme der Neuinfektionen und damit die sichere Überforderung unseres Gesundheitssystems mit viel mehr Toten als bisher“, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben der örtlichen Ärzte. Hinter dem Appell stehen die Allgemeinmediziner Elisabeth und Jörg Lencer sowie Katharina Melzer, die Augenärzte Carola und Rasmus Thurow sowie die Frauenärztinnen Monika Rundel-Tegtmeyer und Anke Willenbrink.

Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern (und ab 27. April auch Bayern) hätten als bisher einzige Bundesländer eine generelle Pflicht zum Tragen sogenannter Behelfsmasken im öffentlichen Nahverkehr und in Geschäften eingeführt. In der Stadt Jena gelte diese Auflage bereits seit etwa zwei Wochen – mit der Folge, dass dort seit neun Tagen keine Neuinfektionen mehr aufgetreten seien, argumentieren die Ärzte. Sie sind davon überzeugt, dass selbst genähte Stoffmasken helfen, wenn viele Menschen sie tragen.

Dass noch nicht jeder in Deutschland eine Maske trägt, sieht Jörg Lencer auch in kulturellen Vorbehalten begründet. „In Asien ist das Tragen von Masken völlig normal und ein Zeichen der Höflichkeit, mit dem man anderen Menschen signalisiert, dass man sie schützt. Aber vielleicht bietet die Krise hier ja auch eine Chance, umzudenken.“ Und selbst, wenn eine Stoffmaske keinen hundertprozentigen Schutz biete, scheine sie gut zu helfen, wie die Zahlen in Jena belegten.

Um Schutzmasken flächendeckend in Hude einzuführen, hoffen die Ärzte nun auf Unterstützung von Verwaltung und Handel: „Bürgermeister und Gewerbe- und Verkehrsverein müssen nicht zwingend eine Pflicht zum Tragen dieser Behelfsmasken aussprechen – aber sie sollten einen Appell an alle Bürger und Kunden richten.“ Aus Sicht der Ärzte bewahre die Maßnahme davor, eventuell bei Zunahme der Infektionszahlen die Geschäfte erneut schließen zu müssen. Außerdem würden die Masken die im Einzelhandel tätigen Angestellten schützen. „Und es hilft auch uns, die medizinische Versorgung in den Huder Praxen aufrechtzuerhalten“, verdeutlicht die Initiatorin Monika Rundel-Tegtmeyer das hohe gesundheitliche Risiko für das medizinische Personal.

Dass die Umsetzung gelingt, davon sind die Ärzte überzeugt. „Hier im Ort gibt es genügend Frauen, die seit Wochen Stoffmasken produzieren“, erklären die Mediziner, die gerne bereit sind, vorhandene Kontaktdaten weiterzugeben. „Die Bevölkerung könnte versorgt werden, die Menschen müssten nur dazu angehalten werden.“

Hudes Bürgermeister Holger Lebedinzew äußert sich bei diesem Thema noch zurückhaltend: „Ich rechne damit, dass auch in Deutschland eine generelle Maskenpflicht eingeführt wird. Und dann wird es auch gar nicht mehr nötig sein, daran zu appellieren“, erklärt er auf Nachfrage. Bis dahin wolle er aber erst einmal abwarten. „Für mich ist die Einhaltung der Abstandsregelungen wichtiger als eine Maskenpflicht. Wenn wir das beherzigen, sind wir auf der sicheren Seite. Und das schließt ja nicht aus, dass jemand gerne einen Schutz tragen darf, wenn er sich damit sicherer fühlt.“ Ferner verweist Lebedinzew auf die Erfahrungen in den Lebensmittelmärkten: „Dort verhalten sich die Menschen seit zwei bis drei Wochen sehr diszipliniert.“ So gebe es auch in der Gemeinde Hude zurzeit keine aktuellen Corona-Fälle.

Wie die generelle Meinung zum Thema Mund- und Nasenschutz in der Gemeinde sei, könne er schwer abschätzen. „Dazu haben wir keine Umfragewerte. Ich bin aber der Letzte, der sich gegen das Tragen von Masken sträubt. So habe ich für Kundenkontakte im Rathaus bereits eine Maskenpflicht angeordnet“, berichtet er. Auch mit Andreas Otte vom Gewerbe- und Verkehrsverein hat sich der Bürgermeister bereits ausgetauscht. Dieser wolle zunächst eine Umfrage unter den Mitgliedern initiieren und deren Votum abwarten.

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