Seit der letzten Saison 2023/24 spielt Melissa Steinhoff bei den ersten Damen der HSG Hude/Falkenburg und zeigte von Beginn an ihr herausragendes Können. Mit ihren insgesamt 162 Toren in der vergangenen Oberligaspielzeit lag sie nicht nur auf Rang drei aller Spielerinnen der Nordseeliga, sie trug damit nicht unwesentlich dazu bei, dass Hude/Falkenburg sich direkt für die neugeschaffene Regionalliga qualifizierte. Aber nicht nur mit ihren zahlreichen Toren besticht die im rechten Rückraum agierende Handballerin, auch mit ihrer Spielübersicht und ihrer Fähigkeit ein Spiel zu lesen, trägt sie zusammen mit ihren Mitspielerinnen maßgeblich zum Erfolg ihres Teams bei.
Doch mit Handball ist nach Ende der Saison erstmal Schluss. Aufgrund ihres anspruchsvollen Studium der Meeresbiologie an der Universität Bremen bleibt für sie erstmal keine Zeit. „Ich werde im zweiten Jahr meines Masters ein Projekt durchführen und dafür vermutlich wieder ins Ausland gehen, wie lange steht allerdings noch nicht fest“, erläutert der 25-Jährige. Zeitlich ist Regionalliga-Handball parallel nicht möglich. „Dreimal in der Woche Training, das schaffe ich ja jetzt kaum“, fügt sie hinzu. So ganz wolle sie allerdings den Sport dann auch nicht an den Nagel hängen: „Vielleicht spiele ich später noch ein paar Ligen tiefer bei einem Verein in Bremen, wo es nicht so schlimm wäre, wenn ich ein paar Wochen oder Monate mal nicht dabei bin“, sagt sie.
Erfahrung in der 2. Bundesliga
Zum Handball kam die ursprünglich aus dem westfälischen Münsterland stammende Steinhoff im zarten Alter von fünf Jahren. „Der Handball wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Beide Eltern haben ebenfalls gespielt, da war es mehr als naheliegend, es selbst zu versuchen“, erzählt sie. Ihre ersten zaghaften Schritte unternahm sie bei den „Minis“ des SV Eintracht Dolberg. Nachdem sie alle Kinder- und Jugendklassen durchlaufen hatte, nahm sie 2018 nach ihrem Abitur eine einjährige Auszeit und bereiste den fünften Kontinent. Nach ihrer Rückkehr begann sie ein Biologie-Studium an der Uni Bremen mit dem Schwerpunkt „Meeresbiologie“.
Zurück zum Handball: Ab der Saison 2021/22 schloss sie sich als Neubremerin dem Oberliga Team des SV Werder an. Ein Jahr zuvor grätschte die Corona Pandemie dazwischen, Mannschaftssport war weitgehend ausgeschlossen. Als 2021/22 wieder ein halbwegs geregelter Spielbetrieb möglich wurde, spielte sie sogar ein halbes Jahr in der zweiten Liga. Eine Saison später ging es zurück zu Werder II, dass inzwischen ein völlig neues Gesicht aufwies: „Durch diverse Umstrukturierungen spielte ich mehr oder weniger mit Werders A-Jugend. Das war bei allem Verständnis, nicht mehr mein Team. Ich wollte mehr.“ Da traf es sich gut, dass der damalige Trainer der HSG Hude/Falkenburg, Lars Osterloh, die junge Spielerin nach dem Spiel in Bremen ansprach und versuchte ihr das Landkreis-Team schmackhaft zu machen. Nach kurzer Bedenkzeit sagte sie zu. „Ich habe mich von Anfang an in Hude sehr gut aufgehoben gefühlt“, betont die sympathische Sportlerin, die betont: „das Spiel mit Hude/Falkenburg bedeutet mir unheimlich viel. Wenn du selbst schlecht drauf bist, fängt mich mein Team auf, wenn ich selbst gut drauf bin, kann ich das Team mitreißen“.
Abstiegskampf in der Regionalliga
So richtig angekommen in der Regionalliga ist Hude/Falkenburg jedoch noch nicht. Nach 14 Spieltagen kämpft das Team gegen den Abstieg. Mit lediglich vier Siegen bei zehn zum Teil deftigen Niederlagen liegt das Landkreis-Team auf dem zehnten Tabellenplatz. „Es macht richtig Lust in dieser Regionalliga zu spielen. Das Niveau mit vier Absteigern aus Liga drei ist deutlich höher als in der Oberliga. Die Passgenauigkeit ist besser, die Abschlüsse sind deutlich besser und auch das Spiel ist wesentlich schneller und härter“, erläutert Steinhoff. Jeder technische Fehler, insbesondere in Spielen gegen die Topteams der Liga, werde gnadenlos bestraft. Dennoch – das würden gerade die letzten beiden Begegnungen zeigen – käme Hude/Falkenburg inzwischen unverkennbar besser in der Liga zurecht. „Unsere Abwehr ist einfach Bombe, da brechen wir teilweise auch den Willen der obersten Teams“, zollt sie den Abwehrbemühungen ihres Teams großes Lob. Großartige Änderungen im Training im Gegensatz zur Oberligaspielzeit erkenne sie nicht. Jedoch stelle sie sich vor jedem Spiel darauf ein, „dass es weh tut, vor allem wenn mehrere Spielerinnen an dir dranhängen“.
Neben dem Handball gehört für die junge Sportlerin das Tauchen zu ihrer großen Leidenschaft. Nachvollziehbar, dass sie als Studentin der Meeresbiologie nicht nur die Meere in trockener Theorie erforschen will, sondern auch praktisch. Die gnadenlose Überfischung vieler Meeresgebiete sowie die Umweltzerstörung der Ozeane liegt ihr sehr am Herzen. So will sie ihr Hobby später zu ihrem Beruf machen: „Inzwischen habe ich knapp 400 Tauchgänge absolviert. Mein Ziel ist es, eines Tages Forschungstaucherin zu werden“, blickt Steinhoff voraus.