Viel Platz in bester Lage: Die Osterholzer Tafel und der Second-Hand-Shop des DRK-Kreisverbandes ziehen um und werden neue Mieter des Gebäudes Kirchenstraße 13, in dem Sabine Geske ihren "Schuhkarton" Ende September schließt. Seit dem 5. August läuft dort der Räumungsverkauf.
"Einen besseren Ort hätte es für uns nicht geben können", schwärmt Lotta Kohlmann vom Diakonischen Werk. Die Einrichtung des Kirchenkreises Osterholz-Scharmbeck ist Trägerin der ehrenamtlich betriebenen Tafel, die Bedürftigen gegen geringes Entgelt den Zugang zu gespendeten Lebensmitteln ermöglicht. Für die Sozialarbeiterin sendet die neue Adresse am Südportal der Scharmbecker Flaniermeile ein "deutliches Signal" aus. "Die Tafel und ihre Kunden gehören nicht an den Rand." In ganz ähnlicher Weise begrüßt Jutta Rühlemann die Standortwahl. Dass Tafel und DRK sich direkt am Brigitte-Escherhausen-Platz niederlassen werden, hätte die Namensstifterin und frühere Bürgermeisterin der Stadt, 2022 verstorben, mit Sicherheit sehr gefreut, so die Superintendentin des Kirchenkreises Osterholz-Scharmbeck. "Soziale Belange lagen ihr ja ganz besonders am Herzen."

Der DRK-Shop und die Tafel ziehen in den ehemaligen ”Schuhkarton”, der im September schließt.
Auch der DRK-Shop, so Rühlemann weiter, werde für die Innenstadt auf jeden Fall eine Bereicherung darstellen. Die Rotkreuzler haben sich die dem Brigitte-Escherhausen-Platz zugewandte Schokoladenseite des Gebäudes gesichert, um dort mit 34 ehrenamtlichen Mitarbeitern auf etwa 125 Quadratmetern Bekleidung aus zweiter Hand zu präsentieren.
Gebäude wird kernsaniert
Im hinteren Bereich, wo zuletzt eine Spielothek betrieben wurde, bekommt die Tafel ihr neues Domizil. Diese Seite des Gebäudes wird gerade kernsaniert. "Der dort zur Verfügung stehende Parkraum ist gut und auskömmlich. Die Zufahrt für den Lieferverkehr wird über die Schwaneweder Straße erfolgen", informiert Jutta Rühlemann, die für den - gemeinsam geplanten - Einzug der beiden Mietparteien den November oder Dezember dieses Jahres im Visier hat.
Patrick Grotheer, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes, macht wie Lotta Kohlmann auf mögliche Synergien aufmerksam, die sich aus den Gemeinsamkeiten zwischen den beiden spendenfinanzierten Einrichtungen ergeben könnten. Er verweist auf sich "überschneidende Themen" und denkt an Entwicklungspotenzial, das beispielsweise für eine Erweiterung der Öffnungszeiten genutzt werden könnte.
Nur einen Steinwurf vom alten Standort entfernt
Der aus der einstigen Kleiderkammer hervorgegangene DRK-Shop entfernt sich nur um einen Steinwurf vom aktuellen Standort in der Kirchenstraße. Nach Jahrzehnten in der Bördestraße war das der Stadt gehörende Gebäude im Juni 2021 übernommen worden. Deutlich größer fällt der logistische Aufwand für den Umzug der Tafel aus, die ihre Ausgabestelle noch in der Loger Straße hat. "Die Vorbereitungen laufen schon", versichert Lotta Kohlmann. Es werde sich bei diesem "fliegenden Wechsel" aber nicht vermeiden lassen, dass dem Umzug zwei Öffnungstage geopfert werden müssen.

Die ehemalige Spielothek wird derzeit saniert. Hier soll die Tafel einziehen.
Mit 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern versorgt die Tafel montags und donnerstags jeweils etwa 100 Bezugsberechtigte unter anderem mit Brot, Gemüse, Milchprodukten und Obst. "Zusammen mit den Haushaltsangehörigen ergibt das einen Kreis von insgesamt 700 Personen", berichtet Lotta Kohlmann. Gegenüber den Jahren vor der Pandemie und dem Ukrainekrieg hätte sich die Zahl glatt verdoppelt. Auch dieser Umstand ist ein Grund, nach einem neuen Standort Ausschau zu halten. Die Kirchenstraße hatten sie dafür schon seit Jahren im Blick. Die Verhandlungen hätten sich aber so lange hingezogen, weil die für den neuen Standort anfallenden Mietkosten erst einmal finanziert sein wollten, lässt Jutta Rühlemann wissen. "Die Stadt gewährt uns weiterhin ihre Unterstützung, aber das Risiko trägt die Kirche."
Sozialer Treffpunkt
Die Superintendentin ist aber überzeugt davon, dass sich der finanzielle Mehraufwand lohnt. Nicht nur wegen der Verdopplung der zur Verfügung stehenden Fläche: fast 300 Quadratmeter gegenüber 140 Quadratmetern in der Loger Straße. "Die Osterholzer Tafel ist mit dem Ziel gegründet worden, dass der Lebensmittelverschwendung etwas entgegengesetzt wird. Heute geht ihre Bedeutung indes weit darüber hinaus." Inzwischen ist sie wie der DRK-Shop auch zu einem "sozialen Treffpunkt" (Grotheer) geworden, an dem die Menschen sich mitteilen und austauschen können. Dieser Aspekt dürfe nicht unterschätzt werden, betont die höchste Repräsentantin des Kirchenkreises, denn ein niedriges Einkommen gehe oft Hand in Hand mit einem Mangel an gesellschaftlicher Teilhabe oder sogar mit regelrechter Vereinsamung und ihren vielen negativen Begleiterscheinungen. Jutta Rühlemann: "Wir freuen uns auf die neue Nachbarschaft, mit der wir auf unserer Einweihungsfeier Bekanntschaft zu schließen hoffen."