Die Bürgerfraktion-FDP-Gruppe im Stadtrat Osterholz-Scharmbeck sorgt sich erneut über die Ortsentwicklung in Osterholz. In einem Schreiben an die Verwaltung wollen die Fraktionsmitglieder unter anderem wissen, wie es um die Zukunft der alten Berufsschule (BBS) und das Klosterplatz-Gebäude bestellt ist. Auch die Entwicklung des Butenfeld-Quartiers müsse erörtert werden, betonte Wilfried Pallasch. Osterholz-Scharmbecks Baudezernent Manuel Reichel stellte öffentlich klar, dass Stadt und Landkreis diesbezüglich schon längst im Gespräch seien.
Die Stadt hatte bereits vor der Sitzung einen Fahrplan für die anstehenden Landkreis-Projekte veröffentlicht. Demnach ist die Fertigstellung der Neubauten der BBS-Hauptstelle für Frühjahr 2025 angepeilt, und die Sanierung der BBS-Hauptstelle soll Ende 2027 erledigt sein. Daraus folge ein Auszug aus der alten Berufsschule an der Bahnhofstraße Anfang 2028. Der Umzug der Schule am Klosterplatz in das derzeitige Kreishaus II ist für Sommer 2026 vorgesehen.
Stadt und Landkreis im Austausch
Aufgrund der Bedeutung stehen die Verwaltungen von Stadt und Landkreis längst in einem regelmäßigen Austausch über die künftige Entwicklung, machte Reichel klar. Es herrsche Einigkeit darüber, bei der weiteren Nutzung der Gebäude eine einvernehmliche Lösung zu finden, so der Stadtdezernent weiter. „Seit über einem Jahr sind wir mit dem Landkreis im Gespräch.“
Herbert Behrens von der Linksfraktion hielt diese Aussage für „interessant“. „Ich wusste es bisher nicht“, sagte Behrens und präsentierte prompt eine Idee für die Nachnutzung des Gebäudes. Seine Fraktion könne sich generationsübergreifendes Wohnen im Schulkomplex vorstellen, sobald die Berufsschüler ausgezogen seien, erläuterte Behrens. Möglicherweise könne die städtische Entwicklungsgesellschafts (Steg) das Projekt schultern oder sich daran beteiligen, so Behrens weiter. Die Verwaltung sollte ein solches Wohnprojekt rechtzeitig angehen, so sein Appell. „Bevor ein Investor es sich greift.“

Unter anderem das farbige Fensterbild über der Seiteneingangstür der BBS am Waldweg ist eine Besonderheit.
In Bezug auf das denkmalgeschützte Haupthaus der Förderschule am Klosterplatz ist die Nachnutzung ebenfalls noch ungeklärt. Mit den Flächen müsse behutsam umgegangen werden, da sie an einem wichtigen Standort lägen, teilt die Verwaltung dazu mit. Zudem ist bekannt, dass die benachbarte Kita von St. Marien den Standort aufgeben will, um an die Pennigbüttler Straße zu ziehen. Aus Sicht der Stadtplaner seien das Ensemble aus Schule, Gerichtsgebäude und Kirche in einem „Zusammenhang zu denken und geeignete Funktionsalternativen ausloten“.
Butenfeld-Erschließung kompliziert
Beim Butenfeld ist die Erschließung des Gebietes kompliziert. Seit Jahren wird immer wieder darüber beraten. Schwierig ist, dass der Bereich vom öffentlichen Straßennetz nicht direkt erreichbar ist. Wegen der nahen Bahntrasse müssen weite Abstände eingehalten werden oder ein aktiver Lärmschutz errichtet werden. Darüber hinaus komme der Bereich wegen der Nähe zur Bahntrasse auch für die Nutzung durch Freiflächen-Fotovoltaikanlagen oder andere gewerbliche Nutzungen infrage, so die Haltung der Verwaltung. Auch gebe es Bestrebungen seitens der Kirchengemeinde St. Marien, im zur Pennigbütteler Straße hin orientierten Bereich eine Kita zu realisieren.
Die CDU-Fraktion ist uneins, wie es um den Erhalt des alten BBS-Gebäudes bestellt ist. Brunhilde Rühl sprach von unterschiedlichen Meinungen in ihrer Fraktion und hakte bei der Verwaltung nach, warum die Fassade „unbedingt erhaltenswürdig“ sei. Manuel Reichel verwies darauf, dass es nur noch wenige Gebäude aus den 1950er-Jahren in der Stadt gebe. Das Gebäudeensemble von 1952 sei im Stil der „Nachkriegsmoderne“ („Neue Sachlichkeit“) errichtet worden. Ähnliche Bauten in der Stadt, die aus dieser Epoche stammten, seien abgerissen worden, merkte er an. Untersuchungen belegten aber, dass sich viele Menschen nach etwa 50 Jahren wieder für alte Architektur in ihrer Stadt interessierten. Hinzu komme die interessante Gestaltung von Teilen der Klinkerfassade. Man könne nicht alles „wegreißen“, so Reichel. „Viele schätzen dieses Berufsschulgebäude wert“, steht für den Baudezernenten fest.
SPD: Bürgerfraktion-Antrag ist mau
Für die SPD ist am Antrag der Bürgerfraktion zu wenig dran. Klaus Sass betonte, er habe sich auf den Antrag der Bürgerfraktion eigentlich gefreut. Doch was er im Antragstext gelesen habe, sei „mau“. SPD-Genosse Jörg Monsees zog kurz darauf den Unwillen seines Parteikollegen Werner Schauer auf sich. Monsees kritisierte offen den Umgang der Kreisbehörde mit alten Gebäuden. Beispielhaft wies er auf die ehemalige Landwirtschaftsschule an der Bremer Straße hin, die seit Jahren leer stehe und sichtbare Mängel zeigte „Der Landkreis lässt es vergammeln“, sagte Monsees. Parteikollege Werner Schauer, ehemaliger Landkreis-Dezernent und Vorsitzender im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung, reagierte sichtlich irritiert. „Ich habe nicht den Eindruck, dass der Landkreis es vergammeln lässt.“
Politiker verschiedener Fraktionen appellierten an die Verwaltung, über den Stand der Gespräche informiert zu werden. Die Stadtratsmitglieder sollten laufend über den Sachstand informiert werden, so die Bitte an die Verwaltung. „Wir werden alles daransetzen, einen offenen Gesprächsprozess zu gestalten“, betonte Manuel Reichel. Auch das Wohnkonzept habe man auf dem Schirm.