Vom Wettbewerb um Fachkräfte und Azubis über den Wohnungsbau und das nicht vorhandene Wirtschaftswachstum bis hin zu gesprengten Geldautomaten reichte das Themen-Spektrum bei der Jahrespressekonferenz der Sparkasse Rotenburg Osterholz. Und natürlich wurde der Vorstand des Geldinstituts im Zevener Hotel Paulsen auch gefragt, wann denn wieder an der Preisschraube gedreht werde. Erwartungsgemäß nannte der Vorsitzende Thorben Prenntzell kein Datum, sondern machte grundsätzlich darauf aufmerksam, „dass neue Tarifabschlüsse irgendwann auch bei uns ankommen werden“. Ulf Lennart Martens ergänzte, dass moderate Anpassungen etwa bei der Kontoführungsgebühr auch mit Verbesserungen bei der Angebotsqualität einhergehen. Als Beispiel führte er an, dass sich der Kunde mittels einer auf Kontobewegungen spezialisierten App die Mühe ersparen könne, ein Haushaltsbuch zu führen.
Wie die Sparkasse Rotenburg Osterholz am Donnerstag berichtete, hat sie im Geschäftsjahr 2024 einen Jahresüberschuss von 4,1 Millionen Euro erwirtschaftet. Damit hat sie ihr gutes Ergebnis aus dem Jahr davor bestätigt. Verantwortlich dafür wiederum waren vor allem Erträge aus dem Zinsgeschäft. „Insgesamt war 2024 für uns ein sehr ordentliches Geschäftsjahr“, zog Thorben Prenntzell Bilanz. Dabei seien die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen alles andere als komfortabel waren. „Die deutsche Wirtschaft ist 2024 das zweite Jahr in Folge in die Rezession gerutscht und dabei von mehreren Seiten ausgebremst worden.“ Neben dem russischen Krieg gegen die Ukraine und dem Nahostkonflikt hätten auch die „haushaltspolitischen Turbulenzen“ in der Bundesregierung und das vorzeitige Scheitern der Ampel-Regierung Wachstum verhindert und Verunsicherung geschürt.
Neugeschäft mit starkem Zuwachs
Die Sparkasse Rotenburg Osterholz legte beim Neugeschäft im Kreditbereich erheblich zu. 358 Millionen Euro – das sind 33 Prozent mehr als im Vorjahr (264 Millionen Euro). Hatten sich die Kreditzusagen von 2022 bis 23 marktbedingt mehr als halbiert, zeigt sich nun eine Trendumkehr. „Aufgrund der seit Sommer 2022 gestiegenen Zinsen hatten sich noch bis Mitte 2024 zahlreiche Unternehmen mit Investitionen zurückgehalten. Es entwickelte sich ein Investitionsstau, der sich erst mit den Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank und der abnehmenden Inflation im Laufe des Jahres etwas zurückbildete“, erklärte Prenntzell.

Freuen sich über das gute Jahresergebnis ihrer Sparkasse Rotenburg Osterholz 2024: der Leiter des Vorstandsstabs, Axel Seidenschwarz mit Marko Putaro, Volker Eichler, Ulf Martens, dem Vorstandsvorsitzenden Thorben Prenntzel und Marco Tulodetzk (von links).
Der Bestand der Kundenkredite veränderte sich kaum; er ist mit 2,95 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr (2,9 Milliarden Euro) nur geringfügig gewachsen. Die Schwäche der deutschen Wirtschaft resultiert nach Erkenntnissen des Sparkassen-Vorstandes unter anderem aus der anhaltenden Krise im Wohnungsbau. „Viele der hier tätigen Unternehmen schauen pessimistisch in die Zukunft. Sie beklagen fehlende Neuaufträge und Stornierungen bereits geplanter Projekte“, glaubt Vorstandsmitglied Marko Putaro.
Im Wohnungsbau hat die Sparkasse Rotenburg Osterholz Darlehen in Höhe von 249,6 Millionen Euro zugesagt (2023: 173,2 Millionen Euro) – eine Steigerung um 44,1 Prozent. Mit 208,7 Millionen Euro ist der wesentliche Teil dem Erwerb von Bestandsimmobilien zuzurechnen – ein Plus von rund 67 Millionen Euro gegenüber 2023 (141,5 Millionen Euro). Nur ein vergleichsweise geringer Teil mit 35,6 Millionen Euro entfiel auf das Neubaugeschäft.
Der Bestand der Kundenkredite veränderte sich im Geschäftsjahr 2024 kaum; er lag am Jahresende mit drei Milliarden Euro nahezu auf Vorjahresniveau. Planmäßige und außerordentliche Tilgungen konnten im Jahresverlauf somit leicht überkompensiert werden. Nahezu unverändert zeigt sich auch der Bestand der Kundeneinlagen.