Der Landkreis Rotenburg gehört auch weiterhin zu den sichersten Regionen Niedersachsens. Dieses Fazit zog Holger Burmeister, Leiter der Polizeiinspektion Rotenburg, bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2024 für den Landkreis. Der Polizeidirektor macht das unter anderem an der Häufigkeitszahl fest. Sie gibt an, wie wahrscheinlich es ist, Geschädigter oder Opfer einer Straftat zu werden. Im Kreis Rotenburg ist diese Zahl um 693 auf 5519 pro 100.000 Einwohner zurückgegangen und liegt damit unter dem Landeswert von 6485.
Wie ist die Lage im Kreis Rotenburg?
2024 wurden im Landkreis Rotenburg 9297 Straftaten erfasst. Das sind 1114 Taten oder 10,7 Prozent weniger als 2023. Dabei sei im Rotenburger Bereich die Aufklärungsquote mit 64,3 Prozent auf einem hohen Niveau geblieben.
Wie hat sich die Kriminalität entwickelt?
Die Fallzahlen im Kreis Rotenburg sind nach Angaben der Polizei unter den Zehn-Jahres-Durchschnitt von 9321 gefallen, nachdem 2023 mit 10.411 der höchste Wert der letzten Dekade erreicht worden war. Als Tatverdächtige seien 4558 Personen ermittelt worden, ein Rückgang um 7,2 Prozent. 669 (14,7 Prozent) der ermittelten Tatverdächtigen waren minderjährig – 15,5 Prozent weniger als 2023. Besonders auffällig seien Jugendliche bei Diebstahlsdelikten, Körperverletzungen, Bedrohungen, Hausfriedensbrüchen und Sachbeschädigungen. Weitere 349 Personen zählen zur Altersgruppe der Heranwachsenden. Nahezu unverändert sind die Opferzahlen: 2448 Personen (minus 0,1 Prozent) wurden Opfer einer Straftat. Einen Anstieg gab es bei erwachsenen Opfern (plus 6,8 Prozent). Seit 2024 werden auch Beleidigungen als Opferdelikte erfasst. Die durch Straftaten verursachte Schadenssumme sei mit 10,2 Millionen Euro nahezu konstant geblieben.
Was hat die Polizei besonders bewegt?
„Die vierfache Tötung durch einen Bundeswehrsoldaten hat uns alle sehr bewegt", sagte Polizeidirektor Holger Burmeister. Eine dieser Taten ist als Mord in der Statistik 2024 erfasst, die übrigen Opfer dieses Falles würden nach der Urteilsverkündung nachträglich in die Statistik aufgenommen. 2024 hatte es die Polizei im Kreis Rotenburg noch mit einem Totschlag und zwei fahrlässigen Tötungen zu tun sowie zwei Mordversuchen und einem versuchten Totschlag. 2023 gab es drei "Straftaten gegen das Leben", wie es bei der Polizei heißt – das ist für 2024 ein Anstieg um vier Fälle oder 133 Prozent.
Wie oft waren Messer im Spiel?
In 43 Fällen wurden Messer bei Bedrohung, gefährlicher und schwerer Körperverletzung eingesetzt. 2023 wurden 49 Messer-Fälle gezählt.
Wie sieht es bei den Sexualdelikten aus?
Die Zahl der bekannt gewordenen Fälle stieg um 20 auf 308. Wie schon in den vergangenen Jahren entfalle ein Großteil auf Kinder- und Jugendpornografie (136 Taten, 2023 wurden 148 Fälle erfasst). 41 sexuelle Belästigungen wurden erfasst (minus 4,6 Prozent), dafür stiegen die Fälle von Vergewaltigungen, sexueller Nötigung und sexuellen Übergriffen von 26 auf 38 (plus 46 Prozent). Um 43 Prozent auf 53 Fälle stieg der sexuelle Missbrauch von Kindern. Die Aufklärungsquote bei den Sexualdelikten betrage rund 93 Prozent.
Wie viele Wohnungseinbrüche wurden aufgeklärt?
21 Prozent, das sei ein Plus von knapp 6 Prozent. 195 Wohnungseinbrüche gab es, darunter 73 Versuche. 2023 waren es insgesamt 215 Taten.
Wie ist die Tendenz bei häuslicher Gewalt?
Mit 478 Fällen sei die Zahl im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben. Die Polizei unterscheidet in familiäre Gewalt (165 Fälle) und partnerschaftliche Gewalt. 331 der 489 Opfer waren weiblich. 98 Fälle betreffen Gewalt unter Ex-Partnern, 181 Mal gab es Gewalt zwischen Partnern. In 66 Fällen waren Kinder betroffen, in 41 Fällen die Eltern.
Was ist mit Schockanrufen und Enkeltrick?
132 Straftaten wurden angezeigt, die bewusst auf ältere Menschen zielen, dabei blieb es 110 Mal beim Versuch. 2023 waren es noch 245 solcher Taten aus dem Bereich Schockanrufe, Enkeltrick, falsche Polizeibeamte, Gewinnbenachrichtigungen. Die Polizei geht jedoch davon aus, dass das Dunkelfeld in diesem Bereich nach wie vor sehr groß ist.
Und mit Cyberkriminalität?
Internetkriminalität nehme zu, so die Polizei, die Zahl der Fälle ist um 6 Prozent auf 102 gestiegen. Die Polizei warnt besonders vor Anlagebetrug und vor Fake-Shops.
Gibt es Gewalt gegen Polizeibeamte?
In 74 Fällen wurden 161 Polizeikräfte der Polizeiinspektion Rotenburg angegriffen. Dabei wurden 26 Beamte leicht verletzt. 2023 wurden 86 Angriffe gezählt, betroffen waren 200 Beamte, von denen 32 verletzt wurden.