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Krieg in Nahost Angriff auf einen Verbündeten

Der israelische Angriff auf die die katarische Hauptstadt Doha wird nicht ohne Konsequenzen bleiben, meint Birgit Svensson. Schließlich ist Katar ein Verbündeter der USA.
11.09.2025, 19:30 Uhr
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Angriff auf einen Verbündeten
Von Birgit Svensson

Also was denn nun? Waren die Bomben auf die katarische Hauptstadt Doha am Dienstagnachmittag Langstreckenraketen, die fast 3000 Kilometer von Israel auf die Halbinsel im Persischen Golf geflogen sind? Oder wurden sie von Jets abgeworfen, die unbemerkt von der Luftabwehr zu dem Compound gelangen konnten, wo die Hamas-Führer gerade ein Treffen hatten?

In diesem Wohngebiet sind auch ausländische Botschaften untergebracht. Auf dem Luftbildfoto mit dem zerstörten Gebäude sind Swimmingpools nebenan und gegenüber zu sehen. Über die Zahl der Toten und Verletzten gibt es ebenfalls widersprüchliche Aussagen. Manche sprechen von einem Toten, manche von vier. Nur eines scheint klar zu sein: „Israel hat den Angriff initiiert, ihn ausgeführt und übernimmt die volle Verantwortung für ihn.“ Das verlautete aus dem Büro von Premier Benjamin Netanjahu, noch bevor sich der schwarze Rauch von den Explosionen gelegt hatte. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise bekennt sich die israelische Armee nicht zu ihren Angriffen im Ausland. Lediglich im Gazastreifen und im Westjordanland nimmt sie zu ihren Aktionen Stellung. Sonst nie.

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Mittlerweile konnte man den Grund für die schnelle Stellungnahme erfahren. US-Präsident Donald Trump ist nicht glücklich mit der Aktion Israels. Es sei eine Entscheidung Netanjahus gewesen und nicht die seine. Er habe erst kurz vorher davon erfahren und seinen Sicherheitsberater Steve Witkoff beauftragt, Doha zu informieren, aber da sei es schon zu spät gewesen. Trump beeilte sich zu versichern, dass Katar ein wichtiger Verbündeter der USA sei. Er habe der Führung Katars versichert, dass solch „ein Ding“ auf ihrem Territorium nicht mehr passieren werde. Ob der Emir des Golfemirats sich damit zufriedengeben wird, steht auf einem anderen Blatt.

Die USA und Katar verbindet viel. Als die Bomben auf Doha fielen, waren katarische Unterhändler und die Hamas-Führung dabei, einen amerikanischen Plan zur Freilassung der noch verbliebenen israelischen Geiseln zu konkretisieren. Israel hat davon gewusst und die Gelegenheit nutzen wollen, die Hamas-Führung zu liquidieren. Die Schlussfolgerung des Angriffs ist, dass die Priorität Netanjahus und seiner rechtsextremistischen Kabinettsmitglieder nicht darin besteht, die Geiseln zu befreien.

US-Präsident Donald Trump ist nicht glücklich mit der Aktion Israels.

Doch Katar hat sich nicht nur als Vermittler im Gazakrieg hervorgetan, sondern beherbergt auch die größte US-amerikanische Militärbasis im Nahen Osten. Nirgendwo sonst in der Region sind bis zu 11.000 GIs stationiert. Rätselhaft bleibt in dem Zusammenhang, dass keine Flugabwehr gegriffen hat, als Raketen oder Jets auf das Emirat zuflogen. Der angebliche Schutz der Amerikaner für Katar war also gleich null.

Was, so drängt sich die Frage auf, machen die Soldaten dort eigentlich? Der Emir wird jetzt darüber nachdenken, ob er das Flugzeug, das er Trump schenken wollte für eine neue Air Force One und das 400 Millionen Dollar kostet, nicht lieber in den Wiederaufbau des zerbombten Gebäudes steckt.

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Dass das Emirat seine Vermittlerrolle im Gazakrieg nun aufgeben will, ist folgerichtig. Aber nicht nur hier war Katar mit Israel verbunden. Nachdem die Hamas nach dem Kampf um Gaza gegen die palästinensische Autonomiebehörde 2007 die Kontrolle des Küstenstreifens übernahm, schickte Doha Unterstützung – jahrelang, in Milliardenhöhe. Sichere Quellen berichten, dass das Geld in großen Säcken auf dem Flughafen in Tel Aviv ankam und mit Wissen und Zustimmung der israelischen Regierung in den Gazastreifen transportiert wurde. Israel eröffnete ein Handelsbüro in Doha, um Transaktionen und andere Geschäfte am Golf zu erleichtern. Für die Fußball-WM 2022 ließ die staatliche katarische Fluggesellschaft Qatar Airways eigens israelische Fans nach Katar einfliegen.

Wie die Hamas am Mittwoch mitteilte, ist keiner ihrer Führungskader der Verhandlungsdelegation durch den Angriff getötet worden, wohl aber sechs andere Mitglieder einschließlich eines katarischen Sicherheitsbeamten. Trotzdem wird die israelische Attacke auf einen Verbündeten nicht ohne Konsequenzen bleiben. Aber was zählen schon Allianzen heutzutage?

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