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Gazakrieg Was wird aus der Hamas?

Ein Sprecher der Hamas verkündet, dass seine Organisation bereit sei, die Verwaltung des Gazastreifens an andere zu übertragen. Doch das hilft auf dem Weg zum Kriegsende kaum, meint Birgit Svensson.
30.04.2025, 05:05 Uhr
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Was wird aus der Hamas?
Von Birgit Svensson

Der Sohn der Hamas lebt heute in den USA. Als Mosab Hassan Yousef sein Buch schrieb, war an den jetzigen Gazakrieg noch lange nicht zu denken. Und trotzdem gibt er tiefe Einblicke in den ewig währenden Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis.

Er berichtet über die dramatischen Verhältnisse in israelischen Gefängnissen, in denen er und sein Vater, Mitbegründer der Hamas, mehrere Jahre verbrachten, immer wieder freigelassen und wieder inhaftiert wurden. Er berichtet über die Hierarchien, die sich unter den Häftlingen bildeten, über die unterschiedlichen palästinensischen Gruppen, die in gesonderten Trakten und Bauten untergebracht sind. Und er berichtet über die Hamas, die selbst im israelischen Gefängnis ihre rigoros islamistische Herrschaft einführte und die Mitgefangenen drangsalierte, bis hin zur Folter, wenn sie nicht ihren Ritualen gehorchten.

Die Wächter, so Yousef, ließen sie gewähren. Die Israelis profitierten, wenn die Häftlinge sich untereinander bekämpften. Dass daraus eine Radikalisierung der Gefängnisinsassen erwächst, versteht sich von selbst. Jahija Sinwar war einer, der 22 Jahre in israelischer Haft saß und von dort die militärischen Operationen der Hamas koordinierte. Nachdem er 2011 in einem Gefangenaustausch für die Geisel Gilad Shalit freikam, ein von der Hamas gekidnappter israelischer Soldat, plante er das Massaker vom 7. Oktober 2023.

Als Sinwar aus dem Gefängnis entlassen wurde, war Buchautor Yousef bereits in den Vereinigten Staaten. Er war zum israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet übergelaufen, hat Selbstmordattentäter enttarnt und floh vor seinen eigenen Leuten, als sein Verrat aufflog. Jetzt ist er zum schärfsten Kritiker der Hamas geworden und muss auch in den USA um sein Leben bangen.

Seit Gründung des Staates Israel im Mai 1948 hat es acht Kriege zwischen Israel und arabischen Nachbarländern und ständige bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern gegeben. Der jüngste Krieg im Gazastreifen endete im Januar 2009 mit einem Waffenstillstand. Doch kein Krieg war so brutal, blutig und zerstörerisch wie der jetzige, der bislang mehr als 50.000 Palästinenser das Leben kostete.

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Noch 73 israelische Geiseln sollen gefangen gehalten werden. Israels Premier Benjamin Netanjahu will so lange im Gazastreifen Krieg führen, bis die Hamas von dort verschwindet. Um die Zukunft der Terrororganisation, die den Gazastreifen seit 2007 regiert und seine Bewohner fest im Griff hat, ist ein heftiger Streit entbrannt.

Dabei hilft es wenig, wenn ein Sprecher der Hamas im arabischen Nachrichtensender Al Jazeera und später in der britischen BBC verkündet, dass seine Organisation bereit sei, die Verwaltung des Gazastreifens an andere zu übertragen. Es geht um die Entwaffnung der Hamas-Kämpfer. Hier sind die Fronten weit auseinander. Um Bewegung in die festgefahrenen Positionen zu bringen, haben amerikanische Unterhändler direkte Gespräche mit Hamas-Vertretern in Katars Hauptstadt Doha geführt – sehr zum Verdruss der israelischen Regierung. Doch die USA wollen unbedingt die Freilassung von Edan Alexander erreichen, der letzten noch lebenden Geisel mit amerikanischer Staatsangehörigkeit. Hier steht Israel im Weg.

Die Amerikaner boten als Gegenleistung den Führern der Hamas freies Geleit aus dem Gazastreifen, die Hamas lehnte ab. Seitdem unterstützt Washington alles, was die israelische Regierung im Gazastreifen tut. Ohne Einschränkungen. Die vollständige Blockade humanitärer Hilfe in den Gazastreifen stößt in den USA auf taube Ohren. Kein Wort auch über die brutale Tötung der 14 Sanitäter des Roten Halbmonds durch die israelische Armee.

Inzwischen gibt es auch zwischen den beiden Vermittlern, Katar und Ägypten, Uneinigkeit über die Zukunft der Hamas. Doha begnügt sich mit der Zusage, dass die Hamas die Kontrolle des Gazastreifens an eine Übergangsregierung übergibt, Kairo will eine vollständige Beendigung ihrer Präsenz im Gazastreifen. Derweil geht dort das Sterben weiter.

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