Ein Teamplayer war er nie, und er wird es mit seinen 66 Jahren auch nicht mehr werden. Sich ein- oder gar unterzuordnen, ist seine Sache nicht. Dann macht sich ein Friedrich Merz lieber auf und davon. Wenn es sein muss, sogar für fast 22 Jahre.
Aber nun – man könnte hinzufügen, weil Angela Merkel weg ist, ist er zurück – ist er in der Politik dort angekommen, wo er immer hin wollte: ganz oben. Im dritten Anlauf CDU-Vorsitzender, seit wenigen Tagen auch Fraktionschef der Union und damit Oppositionsführer im Bundestag. Und die Genugtuung darüber, endlich doch noch die gesamte Macht in der Partei in Händen zu halten, steht ihm dieser Tage ins Gesicht geschrieben.
Die Union feiert ihn. Merz soll es richten, ihm traut die Mehrheit zu, aus dem von ihm selbst bezeichneten „Sanierungsfall Union“ wieder eine Regierungspartei zu formen. Das man dabei alles auf die Karte Merz setzt, scheint zumindest in der CDU niemanden zu stören. Schließlich sind dort bis auf Weiteres ja auch alle ernst zunehmenden Kontrahenten im direkten Kräftemessen mit Merz verbraucht.
In der CSU sieht das schon anders aus. Dort gibt es schließlich noch ein Alphatier, das ähnlich tickt wie der Sauerländer: Markus Söder. Auch er fühlt sich zu Höherem berufen, und Merz wird das zu spüren bekommen.
Zunächst aber muss Merz liefern. Als Fraktionschef kann er im Bundestag öffentlichkeitswirksam die Regierung attackieren und die Union starkreden. Allerdings trägt er auch allein die Verantwortung für das große Projekt der Rückkehr an die politische Macht.
Die FDP ist mit dieser One-Man-Show gut gefahren. Es war Christian Lindner, der die Liberalen zurück in den Bundestag und dann vier Jahre später in Regierungsverantwortung geführt hat. Riskant bleibt Merz' Ego-Trip auf alle Fälle. Über seinem immensen Ehrgeiz schwebt nämlich das ungute Gefühl, dass dieser Mann nur angetreten ist, um Revanche an jener Frau zu nehmen, die ihn einst kalt lächelnd entmachtete. Übrigens so, wie es Merz jetzt mit Ralph Brinkhaus gemacht hat. Aber das ist eine andere Geschichte.