Nach drei Jahren verliert Bremerhaven wieder den Anschluss an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn (DB). Das Unternehmen streicht die Ende 2021 eingeführte Intercity-Verbindung zwischen der Seestadt und dem Ruhrgebiet vom Fahrplan. Das hat die DB am Freitag mitgeteilt. Die letzten Züge werden Mitte Dezember fahren – zu diesem Zeitpunkt wechselt die Bahn traditionell ihre Fahrpläne.
Grund für das Aus der IC-Verbindung ist nach DB-Angaben eine schwache Auslastung der Züge. Die Nachfrage habe "trotz einer um ein Jahr verlängerten Testphase immer noch deutlich unter dem gesteckten und bei Einführung des Zuges kommunizierten Ziel" gelegen, heißt es in der Mitteilung.
In der Seestadt sorgt das Aus für Unmut. "Die Entscheidung der Deutschen Bahn, die IC-Verbindung nach Bremerhaven nicht weiter zu betreiben, ist nicht nur eine herbe Enttäuschung, sondern für uns als Stadt auch nicht nachvollziehbar", erklärt Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD). "Mit der Einstellung der Intercity-Verbindung hängt die Bahn eine ganze Region, die maßgeblich vom Tourismus lebt, vom Fernverkehr ab. Das ist inakzeptabel."
Grantz sieht Schuld bei der Bahn
Für Grantz, der sich im vergangenen Jahr noch einen Ausbau der Fernverkehrsverbindungen von und nach Bremerhaven erhofft hatte, trägt die Bahn selbst ihren Anteil an der geringen Nachfrage. Er verweist auf regelmäßige Ausfälle des täglich verkehrenden IC durch fehlendes Personal oder technische Störungen.
"Wenn eine Verbindung aber nicht verlässlich vorgehalten wird, ist es kein Wunder, dass sich die Menschen anders orientieren, um von A nach B zu kommen", so Grantz. Von einer ernst gemeinten Testphase mit belastbaren Zahlen könne unter diesen Umständen keine Rede sein. Grantz fordert eine Rücknahme der Entscheidung. Er hält zudem daran fest, dass Bremerhaven zusätzlich eine regelmäßige ICE-Verbindung brauche.
Die DB betont in ihrer Mitteilung, dass es in Bremerhaven weiterhin "gute Nahverkehrsverbindungen zum Fernverkehrsknoten Bremen" gebe. Auch sei das Unternehmen mit den betroffenen Städten im Austausch über "alternative, dauerhaft tragfähige Fernverkehrsanbindungen von Bremerhaven".
Dennoch bleibe das Aus der Direktverbindung ein Rückschritt, heißt es aus dem Bremer Verkehrsressort. "Der Nahverkehr kann die Bequemlichkeit und Effizienz einer direkten Fernverkehrsanbindung nicht voll ersetzen", erklärt Ralph Baumheier, Staatsrat von Verkehrssenatorin Özlem Ünsal (SPD).
Überraschend kommt das Aus der IC-Verbindung auch wegen gegenteiliger Aussagen in der jüngeren Vergangenheit. Im aktuellen Bericht zum Schienenpersonennahverkehr, der im April in der Verkehrsdeputation vorgestellt wurde, heißt es: "Das zum Fahrplan 2022 neu eingeführte IC-Zugpaar aus dem Ruhrgebiet über Bremen nach Bremerhaven wird auch im Fahrplanjahr 2025 in unveränderter Zeitlage weiter täglich verkehren."
Kritik von der CDU
Kritik an der DB-Entscheidung kommt auch von der CDU in Bremen und Bremerhaven. "Dieses Vorgehen ist nicht nachvollziehbar und zeigt deutlich, dass die Bahn ihrer Verantwortung gegenüber den Regionen nicht gerecht wird", sagt Michael Jonitz, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion.
Thorsten Raschen, CDU-Abgeordneter aus Bremerhaven, sieht ein Muster von Entscheidungen, die die Anbindung Bremerhavens schwächten. Er verweist auf die geplanten Sanierungen auf der Strecke zwischen Bremen und Bremerhaven, die "ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2027, in dem unsere Seestadt ihr 200-jähriges Bestehen feiert", geplant würden.
