Wenn Dokumente beantragt oder Anträge ausgefüllt werden müssen, sitzt mancher ratlos davor. Denn die Sprache der Verwaltung ist teilweise recht kompliziert. Wenn selbst Muttersprachler am Behördendeutsch verzweifeln, wie ergeht es dann Menschen mit Migrationshintergrund?
Um allen Bürgerinnen und Bürgern Zugang zu wichtigen Informationen und Sozialleistungen zu ermöglichen, hat der Magistrat Bremerhaven jetzt in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, das Projekt Formularlotsen 2024 mit 124.000 Euro weiter zu unterstützen.
In dem Projekt der Kirchengemeinden helfen mehr als 25 speziell geschulte Ehrenamtliche kostenlos beim Ausfüllen von Anträgen wie etwa für Grundsicherung, Wohngeld oder Kinderzuschlag. Sie haben außerdem Tipps parat, wo die Menschen weitere Hilfe finden.
Eine von ihnen ist Petra Kolze. Seit einem Jahr berät sie mittwochs von 9.45 bis 12 Uhr in den Räumen der Herz-Jesu-Gemeinde Menschen, die nicht oder kaum Deutsch sprechen oder Muttersprachler, die von Behördenschriftstücken abgeschreckt oder überfordert sind. Der Andrang auf sie und zweiweitere Formularlotsen sei oft so groß, dass sie die Sprechstunde in Lehe verlängern müssten, sagt Petra Kolze.
„In Bremen wird diese Dienstleistung durch professionelle Teams sichergestellt“, sagt Bernd Schneider, Pressesprecher der Bremer Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport. Außer dem hauptamtlich besetzten Bürgertelefon unter der Nummer 115 gibt es nach seiner Auskunft das Team vom Bürgerinformationsservice (BIS), das bei der Performa Nord angegliedert und in der Stadtbibliothek West angesiedelt ist. Zudem setze Bremen seit einigen Jahren auf Unterstützungsangebote direkt in den Stadtteilen, so Schneider.
Ergänzend zu den Förderprogrammen der sozialen Stadtentwicklung wie „Wohnen in Nachbarschaften“ oder Gesundheitsfachkräfte in den Quartieren wurden in acht Bremer Gebieten mit einer schwierigeren Sozialstruktur die Beratungsstellen „Ankommen im Quartier“ (AiQ) angesiedelt, beispielsweise das Familienzentrum Mobile in Hemelingen oder das Quartiersbildungszentrum am Sonnenplatz in Kattenturm. Geflüchtete, die aus dem Übergangswohnheim in die eigene Wohnung umgezogen sind, würden dort von Fachkräften bei Themen wie Gesundheit, Bildung, Arbeit und Ausbildung sowie Angeboten für Kinder beraten, begleiten und kostenlos wie vertraulich unterstützen. „Sie können eigentlich alle Fragen des Alltags vor Ort bewältigen helfen“, sagt Bernd Schneider.
Durch das Schwesterprogramm „Unterstützung im Quartier“ werden drei weitere Gebiete abgedeckt. Und über das Projekt „Sprinter“ sind Migranten für Menschen mit Migrationshintergrund als Sprach- und Integrationsvermittler von Bremen-Nord bis Mahndorf im Einsatz, die beim Übersetzen und Verstehen von Deutschland helfen. Dabei decken sie insgesamt 14 Sprachen ab.
Zwei hauptamtliche Mitarbeiter und zehn bis 14 Ehrenamtliche sind zudem beim Verein „Fluchtraum“ im offenen Beratungsangebot Ansprechpartner für diese Klientel, wie Mitarbeiter Robert Bosselmann informiert. Die Schwerpunkte der Beratung liegen ihm zufolge auf den Bereichen Schule/Spracherwerb und Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen.