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Historisches Gebäude in Bremen-Nord Aldi plant Erweiterung: Altem Aumunder Bahnhof droht der Abriss

Aldi will seinen Markt in Aumund vergrößern und dafür ein historisches, laut Denkmalpflege erhaltenswertes Bahnhofsgebäude abreißen lassen. Nordbremer Politiker wollen den Bahnhof erhalten.
05.09.2018, 17:35 Uhr
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Aldi plant Erweiterung: Altem Aumunder Bahnhof droht der Abriss
Von Patricia Brandt

Der Discounter Aldi will sich erweitern und dafür das alte Bahnhofsgebäude auf dem Nachbargrundstück an der Meinert-Löffler-Straße 2/ Ecke Hammersbecker Straße abreißen lassen. Doch in der Politik regt sich Widerstand. Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sprehe hat das Thema in die Bürgerschaft gebracht. Das Gebäude ist zwar nicht denkmalgeschützt, gilt aber als erhaltenswert. Die Fachleute vom Landesamt für Denkmalpflege halten es für völlig unangemessen, das historische Gebäude einer Verkehrsschleife zu opfern. Allerdings könnte es für Bedenken zu spät sein: Das Bauamt hat dem Bauantrag inzwischen zugestimmt.

Das Ensemble aus dem früheren Empfangsgebäude, einem Güterschuppen und einer Gaststätte stamme aus dem Jahr 1911, sagt der Bremer Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki. 1987 seien die Gebäude noch in Betrieb gewesen. Danach verkaufte die Deutsche Bahn an Privatleute, das Wohnhaus wurde laut Skalecki mehrfach umgebaut. In der Liste der denkmalwürdigen Gebäude in Bremen-Nord taucht das Bahnhofsgebäude deshalb nicht auf. "Es fällt knapp unter den Denkmalschutz, aber es ist ortsbildprägend und erhaltenswert", urteilt Skalecki. Das Gebäude habe eine bahngeschichtliche Bedeutung und sei somit wichtig für die Ortsgeschichte Aumunds. "Es ist schade, dass es nun ohne Not wegkommen soll. Wie wir erfahren haben, soll das Grundstück für einen Lkw-Wendeplatz genutzt werden."

Fraglich, ob der Bau noch zu retten sei

Der Handelskonzern wolle den bestehenden Markt am alten Standort erweitern und das nebenan gelegene Bahnhofsgebäude abreißen, um über dieses Grundstück den Verkehr für die Anlieferung zu regeln, erläutert Referatsleiter Helmut Böttjer. Das Bauamt Bremen-Nord hält es für fraglich, ob der Bahnhof überhaupt noch zu retten ist: „Rechtlich habe ich keine Handhabe gegen einen Abriss“, sagt Helmut Böttjer aus dem Stadthaus. Denn laut Bebauungsplan 374 von 1986 sind für die Fläche, auf der sich das Empfangsgebäude befindet, lediglich Bahnanlagen ausgewiesen. „Es gibt keinen Erhaltungsschutz“, bestätigt auch Stadtplaner Siegfried Hafke.

Das Bauamt Bremen-Nord hat dem Discounter inzwischen eine Baugenehmigung für die Erweiterungspläne erteilt – „aber eine mit aufschiebender Wirkung“, wie Referatsleiter Böttjer betont. „Ich brauche, damit ich bauen kann, ein Baugrundstück. Und daran hakt es noch“, berichtet Böttjer weiter. Wie weit die Verkaufsverhandlungen über das Bahnhofs-Grundstück gediehen sind, wissen die Mitarbeiter des Bauamtes nicht.

Aldi selbst hält sich in Sachen Erweiterung bedeckt. "Konkrete Entscheidungen stehen derzeit noch aus", sagt Aldi-Sprecher Manuel Sentker. Nur so viel gibt er preis: "Im Zuge der Modernisierung unseres gesamten Filialnetzes prüfen wir derzeit verschiedene Optionen, um das Einkaufserlebnis für unsere Kundinnen und Kunden zu optimieren."

Aufwertung für das Quartier

Die Politik hat das Bauressort aufgefordert, eine Vorlage zu erarbeiten, bei der verschiedene Varianten einer Erweiterung durchleuchtet werden. „Mit blutet das Herz, wenn dieses historische Gebäude abgerissen wird“, sagt die Nordbremer Grünen-Abgeordnete Maike Schaefer. Es biete einen schönen Anblick, der eine Aufwertung für das Quartier sei. Darin seien sich übrigens die Nordbremer Abgeordneten in der Deputationssitzung fraktionsübergreifend einig gewesen. In der Sitzung hatte die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sprehe die Aldi-Erweiterung angesprochen. Sprehe hält es nicht nur für inakzeptabel das Bahnhofsgebäude abzureißen: „Ich habe auch Bedenken wegen der Verkehrssituation.“

Heike Sprehe schlägt selbst eine neue Variante vor: "Theoretisch könnten sich Aldi und Rewe zusammentun.“ Erst im April war im Vegesacker Ausschuss für Stadtentwicklung darüber gesprochen worden, dass die Eigentümer des Rewe-Marktes auf der anderen Seite der Kreuzung nicht neu bauen dürfen. Hintergrund ist das Zentren- und Nahversorgungskonzept, das als überholt gilt und überarbeitet werden soll. Heike Sprehe fragt sich, was sich nun auch Rewe fragen dürfte: „Wie kann es angehen, dass nach dem Nahversorgungskonzept Rewe keine Baugenehmigung für eine Erweiterung bekommt und andererseits der Aldi dort sich erweitern darf?"

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