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Burglesum und Vegsack Bahn fällt sämtliche Bäume an Gleis in Bremen-Nord - noch kaum Ersatz

Anfang des Jahres ließ die Bahn sämtliche Bäume an den Gleisböschungen zwischen Burglesum und Vegesack fällen. Doch Ersatz hat sie bisher immer noch nicht geschaffen – jedenfalls nicht überall.
11.11.2018, 18:31 Uhr
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Bahn fällt sämtliche Bäume an Gleis in Bremen-Nord - noch kaum Ersatz
Von Christian Weth

Die Bahn nannte es einen Pflegerückschnitt, die Umweltbehörde dagegen eine Totaloperation – und beschwerte sich beim Konzern. Doch was das Ressort fordert, hat es immer noch nicht bekommen: neue Bäume als Ersatz für gefällte. Zehn Monate ist es jetzt her, dass die Bahn sowohl zwischen Burglesum und Vegesack als auch in Horn-Lehe so viele Ahorne, Eschen und Eichen an den Böschungen der Gleise abholzen ließ, dass Politiker von einem Kahlschlag sprachen. Und noch immer sprechen.

Wie Maike Schaefer. Die Fraktionschefin der Grünen in der Bürgerschaft dachte, dass die Bahn mehr Tempo machen würde. Dass sie inzwischen überall damit begonnen hätte, zumindest die ersten Bäume zu ersetzen, die sie Anfang des Jahres entfernen ließ, ohne vorher die Umweltbehörde über das Ausmaß der Fällarbeiten zu informieren. Die Nordbremerin, das weiß sie jetzt, hat falsch gedacht. Schaefer ist verwundert darüber, dass das Unternehmen bisher nicht einmal gesagt hat, wann wo welche und wie viele Bäume nachgepflanzt werden sollen. „Zumindest in der Umweltdeputation ist uns noch kein Plan vorgelegt worden.“

Liste mit Standorten vorgeschlagen

Dabei hat die Behörde vor Monaten nicht nur deutlich gemacht, was sie vom radikalen Vorgehen der Bahn hält und von ihr erwartet. Sondern auch Vorschläge gemacht, wo die neuen Bäume gepflanzt werden können. Etwa im Bürgerpark. Laut Jens Tittmann, Sprecher von Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne), hat der Konzern mittlerweile eine Liste von mehreren Ausgleichsstandorten bekommen. Die Umweltbehörde will nämlich, dass ein Großteil der gefällten Bäume ortsnah ersetzt wird. Darum hat sie für Horn-Lehe den Rhododendronpark und für den Norden Knoops Park genannt.

Dass die Liste der Standorte erweitert wurde, dafür hat sich die Umweltdeputation eingesetzt. Für Grünen-Politikerin Maike Schaefer macht es keinen Sinn, ausschließlich im Bürgerpark neue Bäume zu pflanzen und nicht dort, wo sie fehlen: eben zwischen Burglesum und Vegesack sowie in Horn-Lehe. Die Mitglieder der Deputation erwarten von der Bahn allerdings nicht bloß Ersatz. Sie verlangen von ihr auch, dass die kahlen Böschungen entlang der Schienen wieder natur- und zeitnah hergerichtet werden – wenn nicht mit Bäumen, so doch zumindest mit Büschen.

Dass die Bahn keine neuen Bäume an den Böschungen pflanzen wird, hat sie gleich beim ersten Gespräch mit der Umweltbehörde im Februar deutlich gemacht. „Der Konzern“, sagt Senatorensprecher Jens Tittmann, „will vermeiden, dass es erneut zu Sturmschäden und Fahrausfällen durch umstürzende Stämme und herabfallende Äste wie im Vorjahr kommt.“ Dafür hat die Bahn allein zwischen Burglesum und Vegesack 2500 Bäume fällen lassen, darunter auch solche, die unter die Bremer Baumschutzsatzung fallen und deshalb ersetzt werden müssen.

Aus Sicht der Behörde hat die Bahn Anfang des Jahres wesentlich mehr gemacht, als mit ihr abgesprochen war. Das Unternehmen sollte ausschließlich Bäume fällen, die zuvor von Mitarbeitern des Ressorts freigegeben worden waren: sechs Ahorne, zwei Eschen, eine Eiche an den Gleisen im Bremer Norden – neun Ahorne und acht Eichen in Horn-Lehe. Bei zwölf weiteren Bäumen sollte die Krone gestutzt werden. Am Ende wurde der Behörde zufolge jedoch die gesamte Vegetation an den Gleisen beseitigt. Der Umweltstaatsrat schaltete sich ein. Die Bahn entschuldigte sich.

Kosten für das neue Grün bei run 10.000 Euro

Inzwischen hat sie nach Angaben von Angelika Theidig jedoch mehr gemacht. Die Sprecherin der Bahn sagt, dass erste Bäume längst nachgepflanzt wurden. Nach ihrer Rechnung hat der Bürgerpark im April 23 Ahorne, Eschen und Eichen erhalten – als Ersatz für die gefällten Bäume in Horn-Lehe. Und bis Ende des Jahres sollen ihr zufolge auch die kahlen Böschungen im Bremer Norden begrünt werden. Theidig spricht von kleineren Strauchsorten, die ausgesucht wurden. Von Besenginster und Haselnuss. Und davon, dass beide ideale Lebensräume für Kleintiere und Insekten sind.

Von neuen Bäumen für den Rhododendron- und Knoops Park sagt Theidig dagegen nichts. Dafür nennt sie einen anderen Standort für Nachpflanzungen: eine Kleingartenkolonie in Walle, die neun Obstbäume bekommen soll – ebenfalls bis zum Jahresende. Dass sich der Ersatz verzögert hat, begründet die Unternehmenssprecherin mit dem extrem trockenen Sommer. Die Kosten für das neue Bremer Grün beziffert sie mit rund 10.000 Euro. Die Bäume, die nachgepflanzt wurden und noch werden, haben ihr zufolge einen Stammumfang von 16 bis 20 Zentimeter.

Ob es bei Angelika Theidigs Standorten für Ersatzpflanzungen bleiben wird, ist unklar. Was Behörde und Politiker fordern, fehlt auf der Bahnliste: der ortsnahe Ausgleich für die gefällten Bäume. Grünen-Fraktionschefin Maike Schaefer will die Bahn und ihr Vorgehen noch einmal zum Thema in der Umweltdeputation machen. Die nächste Sitzung ist im Dezember geplant.

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