Delmenhorst. 29 Ein- und Zweifamilienhäuser sowie 88 bis 110 Wohnungen in mehrgeschossigen Häusern könnten nach den Ideen des Oldenburger Planungsbüros NWP auf dem gut fünf Hektar großen, ehemaligen Delmod-Areal in Deichhorst und der angrenzenden Freifläche im Westen, die der Firma Divabau gehört, entstehen. Das geht aus der Vorlage der Verwaltung für die nächste Sitzung des Ausschusses für Planen, Bauen und Verkehr hervor, der am Dienstag, 19. Juni (17 Uhr, Rathaus), zusammenkommt. Die Planungspolitiker sollen dann bereits für die Verwaltungsausschusssitzung einen Tag später ihre Empfehlung abgeben, den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan "Südlich Delmodstraße" anzunehmen. Dass es in dieser engen zeitlichen Taktung zu einer Entscheidung kommt, wäre für Delmenhorst auch mit Blick auf die Tragweite dieses Bauprojektes eher überraschend.
Derzeit laufen noch die Abrissarbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Textilherstellers. Laut der dafür verantwortlichen Delmenhorster Wirtschaftsförderungsgesellschaft (DWFG) liegen die Arbeiten im Zeitplan, im Sommer sollen sie beendet sein. Wie Medien berichten, sei die Entkernung der Gebäude vollendet, nun werden die Bagger anrücken und die Hallen abreißen. Lediglich ein altes Verwaltungsgebäude von Delmod an der Brauenkamper Straße wird erhalten bleiben: Darin befinden sich eine Spedition und die Dekra-Akademie. Der Rest des Geländes wird, zumindest nach jetzigem Planungsstand, ein sehr urbanes kleines Quartier werden. Laut Verwaltung kann der Bebauungsplan in einem beschleunigten Verfahren aufgestellt werden, "da es sich um einen Bebauungsplan der Innenentwicklung handelt", es werden dafür quasi keinen echten Freiflächen versiegelt, was im Prinzip stets auf große Zustimmung bei Naturschutzverbänden stößt.
Wohnhöfe als Aufenthaltsort
Kernstück der Planung sind fünf sogenannte Wohnhöfe mit unterschiedlicher Bebauung. Ihnen gemein ist, dass die Gebäude um die Erschließungsstraßen mit Wendehammer gruppiert werden. Dabei haben die Planer vorgesehen, dass die Wendehammer zu richtigen Plätzen erweitert werden. Zum einen können Besucher dort ihre Autos abstellen, zum anderen sollen diese Plätze begrünt werden und damit auch Aufenthaltsqualität bieten, also Treffpunkte für die Nachbarschaft werden, Spielort für Kinder. Die Höfe zwei bis fünf befinden sich dabei auf dem ehemaligen Delmod-Gelände und der Fläche der vor ein paar Jahren abgerissenen amerikanischen Schule. Auf diesen Flächen sind Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Kettenhäuser geplant, also Einfamilienhäuser gleicher Bauart, die mittels Schuppen oder anderer Nebengebäude eine geschlossene Reihe formen. Die Grundstücke sollen demnach eine Größe von mindestens 220 (Doppelhaus) bis höchstens 450 Quadratmeter (Einfamilienhaus) haben. Wohnhof eins gehört Divabau, dort sollen fünfstöckige Mehrfamilienhäuser entstehen, wahrscheinlich eher etwas für mittlere bis gehobene Einkommensschichten.
Doch es soll in dem Gebiet auch sogenannten bezahlbaren Wohnraum geben. Oder zumindest preiswertere Wohnungen. An der Brauenkamper und der Delmodstraße sind insgesamt neun Mehrfamilienhäuser geplant. Zumindest in Variante A. Das ginge aber nur, wenn sechs der Häuser eine Tiefgarage bekommen, um genügend Stellplätze für die Bewohner zu haben. "Unter der Maßgabe, für preiswerte Wohnungen auf aufwendige Tiefgaragen zu verzichten, ergibt sich die Möglichkeit, auf das jeweils mittlere Gebäude der Dreiergruppen zu verzichten und im Abstand zwischen den beiden verbleibenden Gebäuden die für sie erforderlichen Stellplätze unterzubringen", schreibt NWP (siehe auch unsere Grafik für diese Lösung). Die Mehrfamilienhäuser sollen auch dazu beitragen, dass das neue Gebiet als solches im Stadtraum sichtbar wird, erklären die Planer die stadtbildprägende Funktion dieser Immobilien. Sie sollen alle vierstöckig gebaut werden.
Zentral für den NWP-Entwurf ist auch, dass sowohl der Grünzug im Süden des alten Fabrikgeländes als auch zahlreiche Bäume erhalten bleiben, was teilweise dazu führt, dass einige Grundstücke größer werden, damit die Häuser nicht zu stark im Schatten liegen. Zudem soll im südlichen Bereich, gegenüber der Kindertagesstätte Die Arche, ein 750 Quadratmeter großer Spielplatz gebaut werden. Auch wird das Gebiet von Rad- und Fußwegen durchzogen. Die Straßen, um auf die Wohnhöfe zu gelangen, sind nicht miteinander verbunden, sondern werden alle als Stichstraßen angelegt. So wird es vier Zufahrten von der Delmodstraße geben, ein Wohnhof wird von der Brauenkamper Straße aus erschlossen.