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Mobilitätskonzept des Kommunalverbunds Radwegnetz für Berufspendler

Der Kommunalverbund Bremen / Niedersachsen entwickelt ein Radwegnetz für Berufspendler. In Lemwerder und Berne müssten dafür rund 100 Baumaßnahmen für mehr als sechs Millionen Euro umgesetzt werden.
26.10.2020, 05:00 Uhr
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Radwegnetz für Berufspendler
Von Barbara Wenke

Viele Lemwerderaner und Berner pendeln zur Arbeit nach Bremen, Delmenhorst oder Oldenburg. In der Stadt arbeiten, im Grünen wohnen – das ist ihr Lebensmotto. Die meisten von ihnen nutzen das eigene Auto, Bus oder Bahn für den Weg ins Büro. Der Kommunalverbund Bremen / Niedersachsen möchte dieses Verhalten ändern. Er plant, mehr Arbeitnehmer für das Fahrrad zu begeistern.

Vor drei Jahren starteten die 28 im Kommunalverbund zusammengeschlossenen Städte, Gemeinden, Samtgemeinden und Landkreise das „Regionale Mobilitätskonzept: Radverkehr“. Gutachter haben seither ein rund 1500 Kilometer umfassendes Radwegnetz entworfen, das eine lückenlose und schnelle Verbindung zwischen den Ober- und Unterzentren herstellen soll.

„Die wenigsten Radwege sind nach den neuesten Standards ausgebaut“, weiß Lemwerders Bürgermeisterin Regina Neuke, die sich freut, dass Susanne Krebser am 12. November nach Lemwerder kommt. Im Finanz- und Planungsausschuss wird die Geschäftsführerin des Kommunalverbunds Bremen / Niedersachsen das Mobilitätskonzept öffentlich erläutern. Bislang hatte Bauamtsleiter Matthias Kwiske die Kommunalpolitiker über die Grundidee des Konzepts unterrichtet.

„Eine zukunftsfähige Mobilität sichert die Wohn- und Lebensqualität einer Region. Sie ermöglicht allen Menschen Teilhabe an der Gesellschaft und leistet einen Beitrag für den Schutz von Klima, Umwelt und Natur“, fasst der Kommunalverbund auf seiner Internetseite zusammen. Der Radverkehr sei dann im Alltag – auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen – zukunftsfähig, wenn er sich mit anderen Verkehrsträgern wie beispielsweise dem öffentlichen Personennahverkehr verweben lasse.

Seit 2017 sind Gutachter Hunderte Kilometer von Kommune zu Kommune geradelt, um zu erkunden, wo sich direkte Verbindungen ausbauen lassen. Seit Sommer 2019 liegt der Gutachterbericht vor. Darin enthalten ist ein mit den beteiligten Akteuren abgestimmtes Alltagsradwegnetz für die Region Bremen. Für alle Streckenabschnitte zeigen die Gutachter Maßnahmen und Handlungsempfehlungen zur Anpassung der aktuellen Radverkehrsnetze an die festgelegten Ausbau- und Qualitätsstandards auf. Zudem sind dem Gutachten Empfehlungen zu entnehmen, wie der öffentliche Personennahverkehr und der Radverkehr besser verknüpft werden können. Ergänzend werden die Themenfelder E-Mobilität und Klimaschutz beleuchtet.

An einigen Stellen hat die Realität die Planung allerdings bereits wieder überholt. So sieht das Mobilitätskonzept noch den Bau eines Radwegs entlang der Landesstraße 875 von Motzen bis zum Dreimädelhaus in Krögerdorf vor. Das Gutachten konstatiert eine „fehlende Radverkehrsanlage“. Dabei hat die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr im Herbst 2018 vom Doorgraben über die Einmündung der Industriestraße bis hin zur Ampelkreuzung in Krögerdorf eine 1,7 Kilometer lange Trasse für Radfahrer anlegen lassen.

Der Kommunalverbund hat die Radwege im geplanten Streckennetz in drei Kategorien eingeteilt. Einen Rad-Schnellweg sieht das Konzept für die Stadt Bremen vor. 21 Millionen Euro könnte die 43 Kilometer lange Route von Farge quer durch die City bis nach Mahndorf kosten. Die mehr als 100 im Kataster aufgeführten Maßnahmen in der südlichen Wesermarsch (45 in Lemwerder, 59 in Berne) würden rund sechs Millionen Euro kosten.

Über die Finanzierung sind noch keine Aussagen getroffen worden. Die Baulastträger variieren von Bund über Land, Kreis und Gemeinde bis hin zu privaten Eigentümern. Die Realisierung einiger Maßnahmen dürfte daher unwahrscheinlich sein. So schlagen die Gutachter für den Bereich Altenesch / Ochtum eine Route zweiter Ordnung über den privaten Wirtschaftsweg „Im Felde“ vor. Die anliegende Weggenossenschaft verbietet derzeit die Durchfahrt über ihren Grund und Boden.

Bürgermeisterin Regina Neuke fehlt hingegen eine Route, auf die die Gemeinde Lemwerder seit Längerem hofft – auf einen Radweg entlang der Ritzenbütteler Straße. „Die Strecke steht auf der Radwegbau-Prioritätenliste des Landkreises ziemlich weit oben“, berichtet die Verwaltungschefin. „Der 1. Oldenburgische Deichband hat den Deich extra so angelegt, dass am Fuß noch Platz für einen Radweg ist.“ Das Mobilitätskonzept des Kommunalverbunds sieht allerdings eine Trasse entlang der Industriestraße vor. In den Planungsunterlagen steht der Vermerk: „Ab hier geht der Radweg über eine Parallelstraße weiter, die nicht zum Streckennetz gehört; Beschilderungsmangel“.

Neben dem Rad-Schnellweg soll das Streckennetz in Radwege erster und zweiter Ordnung eingeteilt werden. Routen erster Ordnung verbinden Kommunen. Durch Lemwerder soll eine derartige Route von Delmenhorst kommend durch Ochtum und Altenesch über die Tecklenburger, die Deich- und die Industriestraße bis zum Ritzenbütteler Sand führen. Dort sieht die Planung einen Wechsel an den Deichfuß und eine direkte Weiterfahrt bis zum Berner Ortsteil Ranzenbüttel vor, wo die Strecke erster Ordnung auf eine zweite Route erster Ordnung stößt. Diese soll künftig die Fährstelle auf der Juliusplate über die Weserstraße und die Straße Berner Deich mit der Gemeinde Hude verbinden.

Für Radwege beider Ordnungen werden klare Trennungen zwischen Rad- und Fußverkehr anvisiert. Die Wege sollten mindestens 1,6 Meter breit sein und stets nur in eine Richtung befahren werden. Um das Fahren möglichst erschütterungsfrei zu gestalten, solle ein glatter Belag wie Asphalt, Beton oder Pflastersteine mit glatten Kanten verwendet werden, heißt es auf der Homepage des Kommunalverbunds. Eine regelmäßige Reinigung sowie beleuchtete Streckenabschnitte innerorts setzt das Konzept ebenfalls voraus.

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