Seit 18 Jahren arbeitet Tierpfleger Tim Fetting in der Seehundstation Norddeich, direkt an der Küste zum Wattenmeer. Schon seit den 1970er-Jahren kümmern sich die Mitarbeiter der Einrichtung um gerettete Heuler – wenige Wochen oder sogar nur wenige Tage alte Seehunde. Etwa 250 Tiere sind es pro Jahr, die hierher gebracht werden. Zwischen 15 und 20 Prozent aller gefundenen Seehunde überleben nicht.
Dass so viele Heuler von Hand aufgezogen werden müssen, ist hauptsächlich ein menschengemachtes Problem. Weil die Seehunde so ungefährlich wirken, kommen Touristen ihnen häufig viel zu nah. Zum Beispiel, wenn die Tiere gerade eine Pause auf einer Sandbank eingelegt haben. „Die Menschen wollen dann Selfies mit ihnen machen oder sie streicheln“, sagt Fetting.
Die Seehunde aber, nicht an Menschen gewöhnt, fliehen. Besonders die Heuler sind aber auf Ruhephasen an Land angewiesen: Sie haben nicht genügend Energiereserven, um durchgehend zu schwimmen. Außerdem können ihre Mütter sie nur an Land säugen. Werden sie dabei unterbrochen, fehlt ihnen diese Energie. Wenn es schlecht läuft, ist der Heuler so entkräftet, dass er nicht mehr schwimmen kann. Seine Mutter muss ihn zurücklassen. Werden sie dann von einem der mehr als 100 Ehrenamtlichen gefunden, die regelmäßig nach verlassenen Seehundkindern Ausschau halten, landen sie in der Seehundstation in Norddeich.