Für das Gebiet der Blumenthaler Aue rund um Burg Blomendal soll ein Hochwasserschutzkonzept entwickelt werden. Die Umweltbehörde will zusammen mit den Bürgern Vorsorgemaßnahmen erarbeiten. Im Februar startet ein erster von drei geplanten Workshops in der Burg.
Das Projekt des Ressorts hat einen Namen: „Bresilient“, ein Wortspiel aus Bremen und Resilienz – die Fähigkeit, Krisen besser zu bewältigen. „Wir wollen Bremen fit machen für den Klimawandel“, erklärte Barbara Dührkop von der Umweltbehörde am Dienstagabend im Beirat Blumenthal. Mit ihrem Kollegen Jens Wunsch und Manfred Born von der Agentur für Ökologie und Kommunkation „Ecolo“ stellte sie dort das Forschungsprojekt vor. Zwei Gebiete sollen zu „Real-Laboren“ werden. In der Pauliner Marsch in der östlichen Vorstadt und an der Blumenthaler Aue, beide schon jetzt ausgewiesene Überschwemmungsgebiete, sollen Fachleute am Modellfall die Auswirkungen von Starkregenfällen ermitteln.
Bremen will sich nicht nur gegen klassisches Hochwasser, das durch längere Regenfälle allmählich steigt, wappnen, sondern auch gegen Sturzfluten. Dabei lassen extreme Regenfälle in kurzer Zeit Gewässer stark anschwellen. Die Wassermassen, die nicht mehr abgeleitet werden können, überschwemmen dann schlagartig ein Gebiet. „Solche Sturzfluten kommen seit einigen Jahren verstärkt vor“, so Behördenvertreter Wunsch. Als Beispiel nannte er Braunsbach in Baden-Württemberg, wo eine Sturzflut im Mai 2016 verheerende Schäden anrichtete.
Das Gebiet um Burg Blomendal ist nach seinen Worten aus mehreren Gründen ausgewählt worden. Hier fließen die Blumenthaler Aue und die Beckedorfer Beeke in einer Senke zusammen, in der Gebäude ohne Hochwasserschutzanlagen stehen – neben der denkmalgeschützten Burg und einem Kindergarten auch Wohnhäuser. Im Projekt werden Fachleute anhand einer Simulation die Folgen eines Starkregens über der Blumenthaler Aue berechnen.
„Wir erhoffen uns möglichst exakte Erkenntnisse, wo wann wie lange wie viel Wasser steht“, so Wunsch. Für möglichst genaue Berechnungen habe Bremen auch Gewässerdaten vom Land Niedersachsen gekauft. „Wir schauen uns jeden Durchlass an.“ Aus der Risikoanalyse sollen dann Vorsorgemaßnahmen abgeleitet werden.
Ein Fachbüro ist laut Wunsch derzeit dabei, die Gelände- und Gewässerbeschaffenheit zu erfassen. Die Ergebnisse sollen bei einem Workshop am 27. Februar von 17 bis 20 Uhr auf Burg Blomendal vorgestellt werden. Es ist der Auftakt einer Bürgerbeteiligung mit drei öffentlichen Veranstaltungen. „Wir wollen das Wissen der Blumenthaler, die das Gebiet vor Ort am besten kennen, aufnehmen“, so Manfred Born von der Agentur Ecolo, die den Beteiligungsprozess begleitet. Ortsamt, Beirat, Vereine, Verbände, Technisches Hilfswerk, Feuerwehr, Polizei, Nutzer der Burg und Anlieger – alle sollen nach seinen Worten eingebunden werden. Dem ersten Informationsaustausch am 27. Februar folgen zwei weitere Workshops am 30. April und 19. Juni, jeweils von 17 bis 20 Uhr. Hier sollen gemeinsam Strategien zum Schutz vor Starkregen entwickelt und Möglichkeiten der Umsetzung diskutiert werden. Dabei geht es laut Born darum, was Behörden aber auch die Bürger selbst zur Vorsorge tun können. Interessierte Blumenthaler können sich ab sofort für den ersten Workshop online anmelden (unter www.bresilient.de in der Rubrik „Dialog“). Für den Mai ist außerdem ein Informationstag über Möglichkeiten zur Vorsorge am eigenen Haus geplant.
„Für Blumenthal ist das ein sehr spannendes Projekt“, so Ortsamtsleiter Peter Nowack. Der Beirat hatte vor einem Jahr neue Berechnungen der Aue gefordert. Anwohner hatten damals – nicht zum ersten Mal – „Land unter“ auf ihren Grundstücken beklagt.
In der Sitzung am Donnerstag beschlossen die Stadtteilpolitiker auch zwei Anträge. Mehrheitlich angenommen wurde ein gemeinsamer Antrag von SPD, Grünen und Linke für zwei Gedenkfeiern in Blumenthal. Ab 2019 soll jährlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 und der Opfer der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 an den jeweiligen Tagen gedacht werden. CDU und FDP enthielten sich. „Der 9. November ist ein sehr ambivalenter Tag“ meinte Hans-Gerd Thormeier (CDU). Zum einen seien damit die schrecklichen Ereignisse der Reichspogromnacht verbunden, aber auch positive Entwicklungen wie der Fall der Mauer am 9. November 1989.
Einig waren sich alle Fraktionen, dass die beschädigten Spielgeräte auf dem Spielplatz an der Bahrsplate umgehend repariert werden sollen. Ein entsprechender Dringlichkeitsantrag der CDU wurde einstimmig angenommen. Ebenso ein Bürgerantrag. Danach soll sich Blumenthal für einen der fünf vom Umweltressort im Stadtgebiet geplanten Trinkwasser-Brunnen bewerben, der dann auf dem Platz vor dem Wasserturm aufgestellt werden soll.