Hude/Ganderkesee. „Nach wie vor neigen Menschen dazu, Themen wie Tod und Trauer zu verdrängen. Noch schwerer fällt der Umgang damit, wenn es um Kinder geht“, sagt Susanne Lebedinzew vom Hospizkreis Ganderkesee-Hude. Seit gut einem Jahr begleitet der seit 15 Jahren bestehende Verein auch Familien, in denen Kinder mit lebensverkürzenden Krankheiten leben. Den Tag der Kinderhospizarbeit, der alljährlich am 10. Februar stattfindet, hat der Verein jetzt zum Anlass genommen, die Themen Leben, Sterben und Tod in allen Altersstufen aus der Tabuzone zu holen und damit „ein Stück weit in die Mitte der Gesellschaft zu bringen“, wie Lebedinzew betont.
Intensive Vorbereitung
Vor gut drei Jahren habe der Aufbau der Kinderhospizarbeit als zusätzlicher Zweig begonnen, aber erst seit dem vergangenen Jahr begleite der Verein betroffene Familien. Man habe sich in diesem Punkt Zeit gelassen, da Kinderhospizarbeit ein sehr verantwortungsvolles und sensibles Thema sei. Die Ehrenamtlichen hätten hierzu auch erst eine neunmonatige Zusatzausbildung machen müssen. „Zurzeit unterstützen wir drei Familien mit sieben Begleitern“, sagt Lebedinzew. „Je nach Bedarf stellen wird dafür auch mehrere Begleiter zur Verfügung, die eng miteinander vernetzt sind.“
Sina Mahlstedt, die die Kinderhospizarbeit federführend koordiniert, erklärt: „Von einem Kind mussten wir in diesem Jahr bereits Abschied nehmen. Aber Kinderbegleitung ist oftmals Lebensbegleitung, da eine Unterstützung auch mehrere Jahre dauern kann“. Dabei begleite der Verein nicht nur aus dem Leben heraus, sondern auch wieder hinein, wie etwa bei einer Chemo- oder Strahlentherapie, die zur gewünschten Linderung oder sogar zur Genesung des Kindes führen kann.
Aus der Erfahrung von Familienbegleiter Peter Altmann brauchen nicht nur die Kinder, sondern eben auch die Eltern Raum und Zeit für sich. „Teilweise sind die Eltern den ganzen Tag und die ganze Nacht bei ihren Kindern. Da hilft es ihnen, dass es außerhalb der Familie noch freiwillige Menschen gibt, die einfach nur da sind“, erklärt er. Gleichzeitig gebe es vielleicht Geschwisterkinder, die oft nicht verstehen, was in ihrer Familie geschieht. Sie spüren die Veränderung und ziehen sich eventuell zurück. Altmann ist seit zwei Jahren im Hospizkreis aktiv, brachte aber bereits langjährige Erfahrungen in der Familienbegleitung mit. „Wichtig ist, vorab für sich selbst zu entscheiden, ob man direkt in den Familien helfen will oder etwa lieber in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen will“, betont Altmann. „Das gilt ohne Wertung. Beides ist wichtig.“
Aufklärungsarbeit in Schulen
Speziell im Bereich der Kinder- und Jugendhospizarbeit besuchen die Aktiven auf Einladung Kindergärten, Grundschulen, weiterführende Schulen und Konfirmandenunterrichte. Je nach Alter und Situation arbeitet der Verein dabei mit Bilderbüchern, Fragebögen und – ganz besonders wichtig – mit viel Einfühlungsvermögen. „Der Tod gehört zu unserem Leben, auch wenn wir dieses Wissen gerne verdrängen und gerade Kinder davor schützen möchten“, sagt Mahlstedt.
Anlässlich des Tages der Kinderhospizarbeit hat der Hospizkreis 1000 Flyer mit Angeboten und Kontaktdaten entwickelt, die in dieser Woche in den Einzelhandelsgeschäften in Ganderkesee und Hude verteilt werden. Zusammen mit einem grünen Band, das bundesweit als Symbol für die Kinderhospizarbeit gilt. Außerdem haben Ehrenamtliche des Hospizkreises eine selbst genähte Stoffschildkröte als Zeichen konzipiert, die zum einen an die betroffenen Kindern verschenkt wird, zum anderen aber auch gegen eine Spende erworben werden kann. Erhältlich sind die Schildkröten im Büro des Hospizkreises, Rathausstraße 17, in Ganderkesee, in dieser Woche aber auch in der Buchhandlung „Lesen & mehr“ an der Parkstraße 30 in Hude. Derzeit sucht der Hospizkreis nach weiterer Unterstützung. Das kann in der Trauer sein, in Begleitung von Projektgruppen, in der Produktion der dreimal im Jahr erscheinenden Zeitung „Lebenszeiten“. „Das muss also nicht zwingend in der Sterbebegleitung sein“, erklärt Susanne Lebedinzew.
Generell weist sie darauf hin, dass im Februar 2021 ein neuer fünf- bis sechsmonatiger Vorbereitungskurs zur Sterbebegleitung startet. Anmeldungen nimmt der Hospizkreis bereits jetzt unter Telefon 01 60 / 99 64 39 44 oder per E-Mail an buero@hospizkreis-ganderkesee-hude.de entgegen.