Das sind die Neuheiten der „IAA Mobility“
Die Autowelt ist im Umbruch – nicht nur beim Antrieb, sondern auch bei den Anbietern. Stärker denn je drängen die Chinesen nach Europa. Entsprechend bunt sind die Premieren auf der Internationalen Automobil-Ausstellung. Wer alle Neuheiten auf der „IAA Mobility“ (5. bis 10. September) in München sehen will, der muss nicht nur gut zu Fuß sein. Angesichts der vielen, in der ganzen Stadt verstreuten Locations ist auch ein gewisser Orientierungssinn nötig. Und damit ist die letzte große Automesse in Europa fast ein Sinnbild für den Zustand der PS-Branche.
Auch Kunden kann die Orientierung zunehmend schwerer fallen: Als wäre die Mobilitätswende hin zum Elektroantrieb für viele nicht schon irritierend und verunsichernd genug, drängen nun auch noch zahlreiche neue Spieler auf den Platz. Und weil die meisten davon aus dem Fernen Osten kommen, sprechen Experten wie der Automobilwirtschaftler Ferdinand Dudenhöffer bereits von der „IAA der Chinesen“.

Opel Experimental: Die klare Vision für die Zukunft der Marke / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/59486 / Die Verwendung dieses Bildes für redaktionelle Zwecke ist unter Beachtung aller mitgeteilten Nutzungsbedingungen zulässig und dann auch honorarfrei. Veröffentlichung ausschließlich mit Bildrechte-Hinweis. Foto: Frederic Schlosser/Opel Automobile GmbH/obs
Kein Wunder also, dass auch das Premierenprogramm in diesem Jahr vergleichsweise speziell ist – natürlich mehrheitlich elektrisch, aber vor allem exotisch. MG, BYD, Leapmotor, Forthing, Denza, Yoyo, Voyah und viele mehr: „Wir haben die Zahl der chinesischen Aussteller verdoppelt“, äußerte sich Hildegard Müller, die als Präsidentin des Branchenverbandes VDA oberste Gastgeberin auf der Messe ist.
Und all diese Marken haben vom Winzling im Stil des Smart Fortwo (Yoyo Pro), über den ersten elektrischen Roadster (MG Cyberster) nach Teslas Erstling bis hin zum Luxusbus (Denza D9) oberhalb der Mercedes V-Klasse vornehmlich elektrische Neuheiten mitgebracht.
BMW und Mercedes haben auf der IAA zwei Studien ins Rampenlicht gerückt, die ab 2025 ganze Modellfamilien begründen sollen. Damit will man den Chinesen mit großen Fortschritten bei Reichweite, Ladeleistung und Effizienz sowie Digitalisierung und Vernetzung Paroli bieten.
Bei BMW ist das die sogenannte Neue Klasse. Aus dem Technologiepaket sollen als Erstes die Nachfolger von X3 und 3er entstehen. Und bei Mercedes ist es der nächste CLA, dem noch drei weitere Modelle für die Kompaktklasse folgen sollen.

05.09.2023, Bayern, München: Die Studie ·Neue Klasse· wird auf der Auto- und Verkehrsmesse IAA am Messestand von BMW präsentiert. Die Internationale Automobil-Ausstellung IAA Mobility 2023 findet vom 05. bis 10. September in München statt. Foto: Felix Hörhager/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bei Audi ist der Q6 noch immer nur ein getarnter Prototyp und hinkt damit dem geplanten Start von vor zwei Jahren immer noch hinterher. Die Audi-Mutter VW zeigt das ID. GTI Concept als handlichen Breitensportler im Geist des allerersten Golf GTI. Die knackige Karosserie und ein paar augenzwinkernde Zitate aus der glorreichen Vergangenheit wie etwa der Golfball auf den Felgen oder das Wabenmuster im Kühler positionieren die Wolfsburger aber nicht unbedingt als klaren Inovationsführer der Branche.
In diese Rolle drängt stattdessen ausgerechnet Opel. Schließlich haben die Hessen tatsächlich mal wieder ein Showcar gebaut. Sie haben ihm den hoffnungsfrohen Namen Experimental gegeben und nehmen damit nicht nur ihre neue Designsprache vorweg, sondern auch die erste reine Elektroplattform der Stellantis-Automarken-Familie. Diese soll bis 700 Kilometer Reichweite, spürbar schnelleres Laden, ein weiter reduziertes Bedienkonzept und einen hohen Recyclinganteil ermöglichen.
Auch Ford ist wieder mit von der Partie und feiert die Publikumspremiere des Hoffnungsträgers Explorer. Für den allerdings gehen die Lorbeeren nach Wolfsburg. Schließlich ist der kompakte Geländewagen nicht viel mehr als eine neu eingekleidete Variante der elektrischen VW-Modelle ID.3 und ID.4.

HANDOUT - Am Vorabend der IAA Mobility 2023 in München zeigte Mercedes-Benz den Vorreiter einer neuen Modellfamilie, das Concept CLA Class. Foto: Mercedes-Benz AG/dpa-tmn - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des vorstehenden Credits
Die selbstbewussten Chinesen haben Hunger auf ein großes Stück des europäischen Autokuchens.Und die aufgeschreckten Heimspieler möchten ihre Marktposition gern verteidigen: Auf den ersten Blick wirkt die IAA wie ein Showdown zwischen China und Deutschland.
Erst recht, weil weder die Japaner noch die Koreaner in München sind und aus dem europäischen Ausland auch nur ein paar Töchter aus der BMW- und der VW-Familie von sich reden machen.
Aber auf den zweiten Blick erkennt man eine dritte PS-Weltmacht, die mit neuen Spielern wieder aufbegehrt. Denn während General Motors der Messe genauso fernbleibt wie Jeep und Chrysler und Ford nur den umgebauten VW zeigt, sind zwei andere Amerikaner nach München gekommen: Fisker hat im Umfeld der IAA die Europapremiere von gleich drei neuen Modellen gefeiert und auch Tesla hat zurück auf die Messe gefunden. Nach einem Jahrzehnt IAA-Abstinenz sind die Kalifornier wieder da und zeigen das überarbeitete Model 3.
Denn der Markt, so sagen es die Analysten in München, wird gerade neu aufgeteilt. „Und wer da jetzt nicht dabei ist, der geht womöglich leer aus“, sagt Jan Burgard von Strategieberater Berylls.
Die ganze Autowelt ist im Wandel und die Kunden müssen sich auf viel Neues einstellen – doch ein paar Premieren haben durchaus etwas Bewährtes: Es sind vor allem zwei neue Kombis, die hier die konservative Konstante geben. Denn dass VW noch einmal einen Passat baut und den nur als Variant bringt, und dass bei Mercedes der E-Klasse Limousine wieder ein T-Modell folgt – das dürfte all jene trösten, die mit allem Exotischen fremdeln wie mit dem Elektrischen. Selbst wenn die beiden Autos jetzt verbesserte Plug-in-Hybride haben und bis zu 100 Kilometer ohne Sprit fahren.
Image, Prestige und Außenwirkung
Rationale Abwägungen, darum sollte es beim Autokauf eigentlich gehen. SUV oder Sportwagen? Diesel, Benziner, Hybrid oder ein reines Elektroauto? Dazu kommen die Farb- und Preisfragen. Oft spielen aber auch emotionale und soziale Faktoren hinein. Was sagt das Auto über einen selbst aus – und wie steht man damit vor seinen Nachbarn da?

ARCHIV - Beim Autokauf lohnt sich der Griff zum Gebrauchtwagen preislich nicht immer. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa
Nicht nur deshalb wird die Wahl des neues Autos für viele bisweilen zur Qual. Was hilft: Sich auf das Wesentliche konzentrieren, Marketing und Psychologie ausblenden und sich an nüchternen Fakten orientieren. Mit diesen Fragen kommt man zurück auf den Pfad der Rationalität.
Limousine, Kombi, Steilheck – was war die Autowelt früher einfach. Heute gibt es vom Crossover bis zur Coupé-Limousine über ein Dutzend Karosserievarianten in jeder Preis- und Größenklasse. Doch die Kriterien für die Auswahl haben sich nicht geändert: Wer Status und Außenwirkung ausblendet, der entscheidet vor allem nach dem eigenen Platzbedarf und dem Aktionsradius, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigenorganisation KÜS „Welche Strecke muss ich täglich zurücklegen? Bin ich eher in der Stadt oder auf der Autobahn unterwegs? Und wie viele Personen habe ich im Auto?“ Mit Antworten auf diese Fragen könnten Autokäufer die Auswahl „dramatisch einschränken“, erklärt der Experte. Und wer der eigenen Einschätzung misstraut, fragt vielleicht die eigene Familie, also die Frau oder den Mann und die Kinder.
Neben Form und Format ist auch das Alter entscheidend, sagt Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in Bonn. Das wirft die Frage auf, ob es ein Neu- oder Gebrauchtwagen sein soll. Zwar büßt man bei der Wahl eines Gebrauchten womöglich Garantieleistungen ein, spart dafür aber Geld, das man in ein größeres Modell oder mehr Ausstattung investieren kann.
Auch die Frage nach der Antriebsart ist schwerer denn je zu beantworten. Denn unter der Haube ist die Auswahl deutlich größer geworden, und zu Benziner und Diesel haben sich der Hybrid- sowie der Plug-in-Hybrid, der E-Motor sowie als vergleichsweise konventionelle Alternative die Umrüstungen mit Erd- oder Flüssiggas gesellt, zählt Marmit auf.
Preislisten dick wie Illustrierte und Optionen ohne Ende: Was davon sinnvoll ist und was überflüssig, dazu kann der Verkäufer im Handel zwar durchaus Ratschläge gaben. Wer eine etwas neutralere Meinung bevorzugt, dem empfehlt Köster ein Blick in Autofachmedien mit Testberichten.
Wer sich im besten Wortsinn selbst ein Bild machen will, der schaut auf den Internetseiten der Hersteller nach dem Konfigurator, der vor allem bei optischem Zubehör eine wichtige Entscheidungshilfe ist.