Die Universität Göttingen beschäftigt sich mit der Frage, wie sie vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine mit dem Ehrendoktortitel von Altkanzler Gerhard Schröder umgehen soll.
„Dieser Prozess ist aber noch nicht abgeschlossen“, teilte die Universität am Mittwoch mit. Das Nachrichtenportal „The Pioneer“ hatte zuvor berichtet, die Uni prüfe am Mittwoch den Entzug der Ehrendoktorwürde des SPD-Politikers. „Ein formales Prüfverfahren gibt es bisher nicht. Eine Entscheidung steht heute nicht bevor“, betonte ein Uni-Sprecher auf Nachfrage.
Die naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Göttingen hatten Schröder den Titel im Jahr 2005 verliehen, weil er sich in seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen (1990-1998) außerordentlich für die Förderung der Naturwissenschaften an der Uni eingesetzt habe. Darüber hinaus habe er als Bundeskanzler wichtige Anstöße für eine Debatte über die Biowissenschaften in Deutschland gegeben und damit zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Biotechnologie und Lebenswissenschaften beigetragen. Schröder selbst hatte an der Universität Jura studiert.
Der Altkanzler gilt als langjähriger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er ist Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft und hat auch Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2. Am vergangenen Donnerstag hatte er die Regierung in Moskau im Online-Netzwerk LinkedIn zwar aufgefordert, den Krieg in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Von persönlichen Konsequenzen war aber nicht die Rede.
Hannover 96-Chef Kind: Gerhard Schröder darf weiter ins Stadion
Trotz des enges Verhältnis zu Russland will Fußball-Zweitligist Hannover 96 seinem bekannten Fan Gerhard Schröder nicht den Zutritt zu Spielen verbieten.
„Er hat mit einigen Freunden eine Loge, diese darf er natürlich weiter nutzen, weil er seine Plätze innerhalb dieses Teams bezahlt. Gerhard Schröder ist für uns gerade kein Thema“, sagte 96-Chef Martin Kind bei „sport1.de“.
Vor dem Viertelfinalspiel zwischen Hannover 96 und RB Leipzig am Mittwochabend (18.30 Uhr/Sky und Sport1) erklärte Kind, dass Schröder bei 96 kein Mitglied sei und als gewöhnlicher Kunde seine Karten kauft. „Wir sind ein Rechtsstaat mit einer Demokratie und haben die Rechtsnormen natürlich zu beachten. Herr Schröder darf weiter Spiele besuchen, wir verbieten ihm nicht den Zutritt.“
Hannover-Fan Schröder steht wegen seiner engen Verbindung zum russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Kritik, auch weil er nicht auf seinen Posten als Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft verzichten möchte. Der DFB hatte Schröder als Ehrenmitglied des Verbands aufgefordert, auf die „Funktionen in russischen Staatskonzernen“ zu verzichten. „Oder im Fall, dass er dazu nicht bereit ist, seine Ehrenmitgliedschaft im DFB“ aufzugeben. Ähnlich hatte sich zuvor Borussia Dortmund geäußert.