Delmenhorster Kinder leiden darunter, dass die Betreuung der Kindertagesstätte (Kita) Langenwisch seit vergangenen November häufig ausfällt oder nur eingeschränkt angeboten wird. Diese Unzuverlässigkeit erzeugt nicht nur bei einigen Eltern Angst um ihren eigenen Arbeitsplatz, sondern geht auch an den Jüngsten nicht spurlos vorbei. "Kinder weinen morgens, wenn sie zur Kita gebracht werden", berichten einige Eltern gegenüber unserer Redaktion. Verantwortlich für die Missstände machen sie nicht die Erzieher, sondern die Stadt als Träger der Einrichtung. Auch die Kommunikation mit der Kita-Leitung wird kritisiert.
Seit fast einem halben Jahr wurden die Kinder an rund 41 Prozent der Tage nicht wie vertraglich vereinbart betreut, teilt der stellvertretende Elternsprecher der Kita Langenwisch Lars Holscher auf Nachfrage des DELMENHORSTER KURIER mit: "Dies entspricht durchschnittlich zwei Tagen pro Woche, an denen unsere Familien zusätzlich belastet wurden." Seit November wurden die Kinder an 25 Tagen zeitlich eingeschränkt betreut, zusätzlich gab es laut Holscher 20 Tage, an denen die Einrichtung ganz geschlossen war oder nicht alle Kinder untergebracht werden konnten. Er ist selbst betroffener Vater und weiß, dass seitens der Kita nicht selten erst am Abend vorher über ein Online-Portal bekannt gegeben wird, dass nur eine gewisse Anzahl an Kindern am kommenden Tag betreut werden kann – die Eltern müssen dann eigenständig entscheiden und untereinander diskutieren, wer sein Kind zur Kita bringen darf.
Späte Mitteilungen über Ausfälle
Deutlich verschärft wird diese ohnehin missliche Lage durch eine Mitteilung, die Eltern am Abend des Ostermontags um 20.16 Uhr erreichte, so Holscher: "Kurzfristig wurden wir Eltern wieder einmal darüber informiert, dass aufgrund personeller Engpässe die Betreuungskapazitäten erheblich eingeschränkt werden müssen." Viele Familien standen somit wieder vor der Aufgabe, innerhalb kürzester Zeit alternative Betreuungslösungen zu organisieren. Diese Vorgehensweise habe nicht nur für erhebliche Verunsicherung und Unstimmigkeiten zwischen den Eltern gesorgt, sondern belaste auch das Verhältnis vieler Familien zu ihren Arbeitgebern. Denn berufliche Verpflichtungen können zwangsläufig nicht wahrgenommen werden.
Begründet wurden die jüngsten angekündigten Einschränkungen mit dem Ausscheiden von drei Erzieherinnen aus der Einrichtung, so Holscher: "Ein Szenario, das der Leitung offensichtlich schon länger bekannt war." Hinzukommt, dass eine in der Kita Langenwisch arbeitende Zeitarbeitskraft aufgrund eines Verfahrensfehlers gekündigt wurde. "Das ist gerade in der aktuellen Lage mehr als schade", betont Holscher.
Keine Kritik an Erziehern
"Unsere Kritik an der Betreuungseinrichtung richtet sich keinesfalls an die Erzieher", sagt Holscher. Im Gegenteil, man sei beeindruckt von der Arbeit, die sie unter schwierigen Bedingungen leisten. Der stellvertretende Elternsprecher kritisiert die mangelhafte Planung und die schlechte Kommunikation. Die Eltern fordern wegen der Missstände in der Kita Langenwisch eine ernsthafte Überprüfung der Zuständigkeiten und die Lösungsbereitschaft der Stadtverwaltung Delmenhorst sowie der Kita-Leitung: "Diese Situation ist nicht nur für die betroffenen Familien bedrückend, sondern wirft auch Fragen hinsichtlich der Verantwortlichkeit und Kompetenz innerhalb Stadtverwaltung und auch der Einrichtung auf."
Wie belastend die derzeitige Situation ist, bestätigt auch Susanne Langnaese. Die Delmenhorsterin ist Mutter einer einjährigen Tochter, die die Langenwisch-Krippe besucht. Sie kritisiert, dass durch die Einschränkungen im Kita-Alltag die pädagogisch-soziale Förderung und die Fürsorge zu kurz kommen: "Gerade für die Kleinsten ist es schlimm, ständig von wechselnden Betreuern umgeben zu sein." Denn insbesondere die Jüngsten brauchen dauerhafte Bezugspersonen, die sie im Aufwachsen begleiten. Zudem hat Langnaese durch die vielen, oft auch kurzfristigen Betreuungsausfälle Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Mittlerweile muss sie sich sogar Urlaubstage nehmen, um in solchen Fällen selbst auf ihr Kind aufzupassen. Laut der Delmenhorsterin wurde seit Oktober nur selten eine Woche vollständig in der Kita Langenwisch betreut: "Die Stadt scheint sich nicht für das Wohlergehen der Kinder zu interessieren." Eine Besserung sei nicht in Sicht.
Eltern fühlen sich im Stich gelassen
Eine weitere Mutter, die namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet dem DELMENHORSTER KURIER, dass inzwischen das Vertrauensverhältnis gegenüber den Zuständigen brachliegt. Ihr dreijähriger Sohn leidet unter häufig wechselnden Bezugspersonen und wird durch die Lage verunsichert: "Kinder brauchen vertraute Menschen und Beständigkeit." Laut der Delmenhorsterin fühlen sich die Eltern im Stich gelassen und nicht ernst genommen – schriftliche Beschwerden einiger Betroffener an die Stadt blieben laut ihren Schilderungen bisher unbeantwortet und auch die Handhabe, wie Eltern von Ausfällen und anderen Problemen erfahren, stört sie. "Es ist eine städtische Kita, also ist die Stadt dafür verantwortlich, sich zu kümmern", so die Mutter.
Die Delmenhorster Stadtverwaltung hat sich bis Redaktionsschluss gegenüber unserer Redaktion nicht zur Thematik geäußert.