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Delmenhorst vor 25 Jahren Post und Bundeswehr auf dem Rückzug

Die Post beschloss im Jahr 1993, ihr Filialnetz auszudünnen. Auch die Bundeswehr hatte viele Soldaten vom Standort Delmenhorst abgezogen, doch negative Effekte auf den Arbeitsmarkt blieben aus.
07.07.2018, 14:40 Uhr
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Von Volkmar Friedrichs

Protest aus Delmenhorst gegen die Schließungspläne der Deutschen Bundespost. Das Staatsunternehmen erwägt, von den bundesweit 23 000 posteigenen Annahmestellen lediglich 2500 zu erhalten, und zwar 500 große und 2000 mittlere. Stattdessen sollen Agenturen die Aufgaben im Auftrag der Post wahrnehmen. Nach Informationen der Postgewerkschaft stehen in Delmenhorst zwei Filialen auf der Streichliste. Eine solche Rationalisierung würde die Bürger empfindlich treffen, kritisiert Jürgen Seidler, Vorsitzender des Personalrats beim Delmenhorster Postamt. Leidtragende wären vor allem ältere Leute, die zukünftig teils deutlich weitere Wege zur Post hätten. Außerdem würden sich Verkehrsprobleme für die Umgebung des Hauptpostamtes an der Mühlenstraße ergeben: Mehrere Hundert Kunden würden zusätzlich zum Hauptpostamt kommen und versuchen, einen der wenigen Parkplätze in der City zu ergattern (8. Juli 1993).


Kein Geld aus Bonn für die Einrichtung eines Seniorenbüros: Die Bewerbung der Stadt beim Bundesfamilienministerium hatte keinen Erfolg. Dabei hatte sich Delmenhorst gute Chancen ausgerechnet, bei dem Modellvorhaben des Bundes berücksichtigt zu werden. Den Zuschlag im Norden bekamen stattdessen Cloppenburg, Bremen, Hamburg, Neumünster und Kiel. Das Modellvorhaben des Bundes sieht vor, bis Ende 1993 in Deutschland 32 Seniorenbüros einzurichten. In ihnen sollen älteren Menschen unter anderem Beratungs- und Informationsdienste angeboten werden. Im Delmenhorster Verwaltungsausschuss wurde der negative Bescheid mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Das Bundesfamilienministerium hätte berücksichtigen müssen, führte CDU-Ratsherr Erwin Pelka aus, dass Delmenhorst zu den Städten gehöre, die als erste einen Altenhilfeplan auf den Weg gebracht hätten. Delmenhorst und Hannover hätten sich bei diesem Thema vorbildlich hervorgetan (8. Juli 1993).


Von einem dramatischen Einsatz mit glücklichem Ausgang berichtet die Freiwillige Feuerwehr Ganderkesee in ihrer Juni-Bilanz. Das Geschehen begann mit einem Notruf vom Tower des Ganderkeseer Flugplatzes: Ein Flugzeug hatte eine Notlandung angekündigt, weil das Fahrwerk klemmte und nicht ausgefahren werden konnte. Die Rollbahn sollte deshalb für die zu erwartende Bauchlandung abgesichert werden. Drei Feuerwehrfahrzeuge rasten zum Flugplatz. Der Pilot der Maschine behielt währenddessen die Ruhe und versuchte mit allen Tricks, das Fahrwerk doch noch auszufahren. Und es gelang ihm. Das Flugzeug landete sicher, und die 15 Feuerwehrmänner, die vorsorglich an der Landebahn Position bezogen hatten, konnten wieder nach Hause fahren (8. Juli 1993).


Vor wenigen Wochen erst hatte sich der Gesundheitsausschuss des Delmenhorster Stadtrates mit der prekären Lage der logopädischen Versorgung Delmenhorsts beschäftigt. Jetzt ist die Sprachheilversorgung in der Stadt erheblich verbessert worden: An der Schönemoorer Straße haben Dagmar Pelinka und Joke Wefer eine logopädische Gemeinschaftspraxis eröffnet, im August kommt mit Klaus Kauffeldt noch ein dritter Logopäde hinzu. Genug zu tun für die Drei gibt es allemal, denn die beiden bisher in Delmenhorst niedergelassenen Logopäden Marita Korte an der Syker Straße und Dagmar Schmidt an der Nordwollestraße sind ausgelastet. Es bestehen lange Wartelisten (10. Juli 1993).

Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer hat jüngst an alle Patienten appelliert, nicht mehr benötigte Medikamente nicht einfach in den Hausmüll zu werfen, sondern bei den Apotheken abzuliefern. Für die meisten Delmenhorster Apotheken ist das schon seit Langem selbstverständlich, wie eine Umfrage ergab. Sie nehmen zum Teil schon seit Jahrzehnten nicht aufgebrauchte Medikamente, Salben oder Säfte als Kundenservice zurück. Nur wenige Apotheker haben das Glück, Arzneien kostenlos entsorgen zu können. Und auch für sie könnte sich das bald ändern: Johannes Schaub von der Einhorn-Apotheke berichtet, dass sein Großhändler demnächst Gebühren für die Entsorgung der Altmedikamente erheben will (12. Juli 1993).


Tief greifende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt waren 1991 befürchtet worden, als bekannt wurde, dass der Bundeswehrstandort Delmenhorst verkleinert wird. Doch die Befürchtungen sind nicht eingetreten: Der Truppenabbau hat sich nicht sonderlich negativ auf den Delmenhorster Arbeitsmarkt ausgeübt. Das geht aus dem Geschäftsbericht des Arbeitsamts Oldenburg hervor. Im engen Zusammenwirken mit dem Berufsförderungsdienst der Bundeswehr sei schlimmen Arbeitsmarktentwicklungen vorgebeugt worden. Ungünstig sah es dagegen in einer anderen Sparte aus: Der Maschinenbau lag in Delmenhorst darnieder. Die Betriebe bekamen den Wirtschaftsabschwung voll zu spüren und schwenkten auf Kurzarbeit um (13. Juli 1993).


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