"Die Straße An der Riede in Delmenhorst hat sich durch die Großbaustelle an der Syker Straße zu einem hoch frequentierten Schleichweg für Pendler entwickelt", klagt Anwohner Ulrich Brause. Insbesondere seit diesem Frühjahr, als die Anliegerstraße nach Kanalbauarbeiten eine neue Fahrbahndecke erhielt, habe sich die Problematik verschärft: Die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von Tempo 30 wird nach seinem Eindruck ständig missachtet. "Es gibt hier weder Fuß- noch Radwege", mahnt Brause. "Aber Omas mit Hund, Familien mit Kinderwagen und viele Radfahrer." Die Beschilderung als Tempo-30-Zone erfolgt lediglich bei der Zufahrt ins Wohngebiet, noch an der Urselstraße, und wird im weiteren Streckenverlauf nicht wiederholt. Vor der Fahrbahnsanierung hatte es zusätzlich zur einmaligen Beschilderung zusätzlich auf der Fahrbahn aufgetragene 30er-Markierungen gegeben.
Radarkontrolle nicht zu finden
Brause freute sich, als er in unserer Zeitung die Ankündigung aus dem Rathaus las, dass für vergangenen Freitag eine Radarkontrolle angekündigt war. "Diese muss vortrefflich versteckt gewesen sein, denn ich konnte sie beim besten Willen nicht entdecken", sagt Brause gegenüber unserer Redaktion, gesehen habe er niemanden. In der Nachbarschaft wird viel über die unerträgliche Verkehrsbelastung gesprochen, Brauses Gegenüber, Jens Düßmann, berichtet, dass er aus der Stadtverwaltung gehört habe, dass die Stadtverwaltung eigentlich noch die erneute Hervorhebung der Tempo-30-Ausweisung plane.
In welcher Form im Rathaus tatsächlich Handlungsbedarf gesehen wird, hat die Pressestelle der Stadt unserer Redaktion gegenüber bis Mittwochabend nicht verraten. Auch wurde gegenüber unserer Zeitung nicht begründet, warum die angekündigte Radarmessung so unauffällig war oder möglicherweise abgesagt wurde. "Da kann man nur hoffen, dass sich die Verantwortlichen nicht irgendwann wegen Untätigkeit schwere Vorwürfe machen müssen", kommentiert Ulrich Brause.
Er trifft damit auch den richtigen Ton im Sinne von Anwohner Matthias Bültermann: Der Familienvater beobachtet ebenfalls das erhöhte Verkehrsaufkommen. Zu sagen, dass die Autos zu schnell führen, will er sich nicht anmaßen, eine Gefährdung insbesondere von Kindern sieht er aber im Fehlen eines Bürgersteigs begründet.
Problematik auch an anderen Stellen in der Stadt
Ratsherr Uwe Dähne (Grüne) hat selbst Erfahrungen mit Geschwindigkeitsübertretungen an seinem Wohnort in Hasbergen gemacht. Er beobachtete auch dort Raser, die frühmorgens mit erhöhter Geschwindigkeit in Richtung Bremen sausen und abends "mit gut 100 Sachen" zurückkommen. Seiner Anregung für eine Tempokontrolle wurde durch das Rathaus entsprochen. Als Dähne sich später nach dem Ergebnis erkundigte, wurde ihm erklärt, dass man keine Raser feststellen konnte. Auf seine Rückfrage erfuhr er, dass die Messung gegen 12 Uhr am Mittag stattgefunden hatte. Da verstand er dann auch, warum der Blitzer vergeblich Station gemacht hatte. Bei einer Wiederholung der Radarkontrolle an einem Morgen soll auch die Kasse geklingelt haben. Dähne zeigt Verständnis für die Anwohner der Straße An der Riede. Er rät den Bürgern, sich mit ihrer Beschwerde ans Rathaus zu wenden.
"Schleichverkehr wird sich aufgrund der Baustelle nicht gänzlich vermeiden lassen", meint Alexander Huber aus dem Sachgebiet Einsatz und Verkehr der Polizeiinspektion Delmenhorst. Eine Steigerung der Unfallzahlen in dem genannten Bereich sei aber nicht feststellbar. "Uns liegen keine Erkenntnisse über zu schnelles Fahren vor." Ferner könne die Polizei nicht bestätigen, "dass dort generell mehr für die Sicherheit für Fußgänger unternommen werden sollte." Die bestehenden Regeln seien weitreichend und zielführend.
Schutzstreifen werden von Autofahrern nicht akzeptiert
Dem schließt sich Burkhard Kühnel-Delventhal, stellvertretender Vorsitzender des Delmenhorster Allgemeinen Fahrradclubs (ADFC) bedingt an. Einen von Brause unterbreiteten Vorschlag, die Fahrbahn mit einem sogenannten Schutzstreifen für Fußgänger und Radfahrer sicherer zu gestalten, würde von den Autofahrern "nicht akzeptiert". Kühnel-Delventhal sorgt sich, dass dadurch den schwächsten Verkehrsteilnehmern Sicherheit nur vorgegaukelt werde. In den Ratsgremien sei aber beschlossen worden, mobile Geschwindigkeitswarnanzeigen anzuschaffen, um Autofahrer auf zu schnelles Fahren aufmerksam zu machen. An der Straße An der Riede befinde sich für eine solche sogenannte Smiley-Tafel jetzt ein guter Aufstellungsort, empfiehlt Kühnel-Delventhal. Ansonsten wolle er den Anwohnern raten, bei der Stadt vorzusprechen und eine Radarüberwachung einzufordern.