Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Werders Fußballerinnen Mehr Qualität – und nicht weniger Geld

Werders Fußballerinnen wollen sich in der ersten Liga etablieren. Die Voraussetzungen dafür werden gerade geschaffen.
10.06.2021, 18:15 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Mehr Qualität – und nicht weniger Geld
Von Olaf Dorow

Als Werders Abstieg feststand, stand ihr Handy nicht mehr still. So erzählt es Birte Brüggemann, Abteilungsleiterin Frauenfußball. Sie ist quasi die Managerin der grün-weißen Frauen, die im Gegensatz zu den Männern in der ersten Liga geblieben sind. Mit dem besten jemals erreichten Endergebnis übrigens. Platz neun in der Zwölfer-Liga, 19 Punkte. Und nun? Sinngemäß sah Brüggemann diese Frage immer wieder auf ihrem Display. Kreist jetzt der Rotstift? Wird der Etat für die Werder-Frauen zusammengestrichen? Wird gar überlegt, ob Werder sich überhaupt noch einen Frauen-Bundesligisten leisten will?

So naheliegend die Fragen, so naheliegend Brüggemanns Antwort. "Wir gehören zur Werder-DNA", sagt sie. Ein Herunterfahren ihres Bereiches würde doch alles infrage und auf den Kopf stellen, was Grün-Weiß macht und was Grün-Weiß ausmacht. Und deswegen soll es in dieser Sparte kein "Schluss damit" geben. Möglichst sogar mehr als ein "Weiter so" soll es geben. Lieber ein "Besser so". Birte Brüggemann sagt: "Wir wollen besser werden." Thomas Horsch, seit April verantwortlicher Cheftrainer für die Frauen, sagt: "Wir haben den Traum, uns in der ersten Liga zu etablieren." Die Managerin und der Trainer wollen versuchen, einen Kader zusammenzubekommen, der einen höheren Konkurrenzkampf als zuletzt verspricht. Sie wollen praktisch in der Qualität quantitativ aufstocken. Mit mehreren Zugängen sei in den kommenden Wochen zu rechnen, sagt Brüggemann.

Der Traum soll nicht scheitern an einem verknappten Budget. Er soll in der vergangenen Saison bei rund 800.000 Euro gelegen haben. „Das Budget für die Frauen-Bundesliga war im Frühjahr durch die Geschäftsführung fixiert worden", sagt Birte Brüggemann, "sodass wir nach dem Klassenerhalt in Duisburg seriös und ausschließlich für die Bundesliga in die Kaderplanungen gehen konnten. Unsere finanzielle Situation ist weiterhin stabil.“ Damit hat sie – so darf man das interpretieren – etwas verklausuliert angedeutet, dass in der kommenden Saison nicht weniger Geld zur Verfügung steht als in der abgelaufenen.

Rund 800.000 Euro sind im Vergleich zu den Etats der Branchenführer VfL Wolfsburg und FC Bayern herzlich wenig. Aber das ist nicht der Punkt beim Blick aufs Geld. Wären die Frauen abstiegen, hätte es aus dem TV- und Sponsorentopf des Ligaverbandes 30.000 Euro gegeben. Statt der zehnfachen Summe, die für Erstligisten ausgeschüttet wird. Die Bremerinnen siegten in Duisburg mit 2:1. Ein MSV-Kopfball war in der Nachspielzeit hauchdünn über die Latte des Werder-Tors gesaust.

Kreative Transfers wollen sie jetzt hinbekommen, um die Qualität im Kader erhöhen zu können. Das personelle Gerüst steht ohnehin, mit Leistungsträgerinnen wie Kapitänin Lina Hausicke, mit Stammspielerinnen wie Katharina Schiechtl und Ricarda Walking wurde jüngst ebenso verlängert wie mit Super-Stammspielerin Michelle Ulbrich. Sie stand in der abgelaufenen Saison von der ersten bis zur letzten alle 1980 plus die Nachspiel-Minuten auf dem Platz. Das habe ligaweit außer ihr nur noch Lisa Weiss aus Meppen vorzuweisen, teilt Werder auf seiner Homepage nicht ohne Stolz mit.

Eine zentrale Figur beim Blick nach hinten wie nach vorn sei Thomas Horsch, sagt Birte Brüggemann. Horsch hatte Anfang April Alexander Kluge abgelöst, und dieser Trainerwechsel sei letztlich zum genau passenden Zeitpunkt erfolgt. Horsch brachte die Erfahrungen aus dem Trainerstab der weiblichen DFB-Jugendauswahl mit sowie aus dem von Florian Kohfeldt bei den Werder-Profis. Inzwischen ist er bei den grün-weißen Frauen Chef- und nicht mehr Interimstrainer. Was für die Abteilungsleiterin intern wie extern eine feine Sache ist. Von den Werder-Spielerinnen sei sie sehr bedrängt worden, dass Thomas Horsch länger als nur bis Saisonende bleibt. Für Verhandlungen mit potenziellen Werder-Spielerinnen sei "am Ende der Trainer der Türöffner für einen guten Kader", sagt Birte Brüggemann. Man kenne und schätze Horsch in der Szene. Was sich wohl unwidersprochen auch über Birte Brüggemann sagen lässt. Sie ist schon so lange dabei, sie ist so gut vernetzt, man könnte sie, ohne das ideologisch zu meinen, als Frauenfußball-Aktivistin bezeichnen.

Sie selbst sagt, dass der Standort Bremen deutlich attraktiver geworden sei für Spielerinnen, die von einem Wechsel an die Weser überzeugt werden wollen oder sollen. Verhandlungen würden deutlich leichter fallen als früher. Thomas Horsch sagt, er spüre so etwas wie eine Aufbruchstimmung unter den Spielerinnen. Sie alle wissen, dass sie nicht um den Meistertitel kicken werden demnächst. Mit Wolfsburg oder Bayern werden sie nicht mithalten können. Aber es sollen gerne ein paar mehr Teams werden, die ein enges Match erwarten, wenn der SV Werder kommt.

Zur Sache

Ligastart ist Ende August

Am letzten August-Wochenende startet die Bundesliga der Fußballerinnen in die Saison 2021/22. Der SV Meppen und der MSV Duisburg sind aus der Zwölfer-Liga abgestiegen, Carl-Zeiss-Jena und der 1. FC Köln sind die Aufsteiger. Läuft der Ligabetrieb nach Plan, endet er Mitte Mai 2022. Das Team des SV Werder mit Cheftrainer Thomas Horsch will Mitte Juli mit der Vorbereitung beginnen. Erste Testspiele seien bereits vereinbart, sagt der Trainer, dazu soll es ein Trainingslager geben.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)