Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Beschäftigten der Deutschen Bahn zum nächsten Streik aufgerufen. Dieser werde im Personenverkehr am frühen Mittwochmorgen um 2 Uhr, beginnen und bis Montag kommender Woche, 18 Uhr, andauern, teilte die Gewerkschaft in der Nacht mit. Die Gewerkschaftsmitglieder bei der für Güterverkehr zuständigen DB Cargo sind bereits ab Dienstag, 18 Uhr, zum Streik aufgerufen. Für Pendlerinnen und Pendler stehen damit erneut schwierige Tage mit absehbar Tausenden Zugausfällen bevor.
Zugausfälle im Regionalverkehr
Der Regionalverkehr in Niedersachsen und Bremen wird nach Angaben der Bahn erneut "massiv beeinträchtig sein". Das Unternehmen bemühe sich um einen Ersatzverkehr mit Bussen.
Nach Angaben der Bahn fahren einzelne Züge von Norddeich Mole nach Hannover, von Osnabrück nach Bremerhaven-Lehe sowie von Braunschweig nach Helmstedt. Im Zweistundentakt gebe es auch Verbindungen von Braunschweig nach Schöppenstedt oder nach Herzberg (Harz), von Nordhausen und Northeim (Han) sowie zwischen Kreiensen und Goslar. Im Stundentakt sollen Busse von Einbeck Mitte nach Göttingen fahren.
Auf anderen Linien wird voraussichtlich gar kein Zug fahren, wie die Bahn mitteilte. Dazu zähle die Verbindung von Bremerhaven-Lehe nach Hannover, von Braunschweig nach Salzgitter-Lebenstedt. Keine Informationen gebe es zunächst zu den Verbindungen von Cuxhaven nach Hamburg, von Bremen nach Uelzen, von Hannover über Soltau nach Hamburg-Harburg, von Rheine über Osnabrück nach Löhne, von Bünde nach Hildesheim sowie von Hildesheim nach Bodenburg.
Ob sich auch die Beschäftigten des privaten Bahnunternehmens Transdev wieder dem Streik anschließen, war zunächst unklar. Dann würden auch Verbindungen der S-Bahn Hannover und der Nordwestbahn ausfallen.
Die Bahnunternehmen Metronom, Enno und Erixx hatten beim letzten Bahnstreik an ihren Fahrplänen festgehalten. Für die Unternehmen gibt es seit Mitte Dezember einen Tarifabschluss gebe. Metronom bietet etwa RE-Verbindungen auf den Strecken Bremen – Hamburg, Hannover – Hamburg und Hannover – Göttingen an.
Deutsche Bahn verteidigt Angebot an GDL
Erst am Freitag hatte die Deutsche Bahn ein neues Tarifangebot vorgelegt, um die GDL wieder an den Verhandlungstisch zu holen. Darin ist unter anderem auch eine Option zu einer Stunde weniger Arbeitszeit für Lokführer und Zugbegleiter ab dem 1. Januar 2026 enthalten. Für neue Verhandlungen reichte dies aber offenbar nicht aus. „Mit dem dritten und angeblich verbesserten Angebot hat die Deutsche Bahn AG erneut gezeigt, dass sie ihren bisherige Verweigerungs- und Konfrontationskurs unverdrossen weiter verfolgt – von Einigungswillen keine Spur“, hieß es in der GDL-Mitteilung.
Die DB verteidigte am Morgen ihr Angebot an die GDL. „Die DB setzt auf Kompromisse, die GDL verschärft maßlos den Konflikt“, teilte ein Sprecher mit. Wer bei einem neuen Angebot noch nicht einmal an den Verhandlungstisch komme, der handle absolut unverantwortlich, hieß es.
Vierter Streik im laufenden Tarifkonflikt
Der nun angekündigte Arbeitskampf wäre der vierte im laufenden Tarifkonflikt. Vor dem Jahreswechsel legte die GDL bei zwei Warnstreiks große Teile des Personenverkehrs lahm, im Januar folgte dann ein dreitägiger Streik mit ähnlicher Wirkung. DB-Personalvorstand Martin Seiler kritisierte am Freitag, dass die GDL Streiks nicht als letztes Mittel einsetze, sondern als Mittel der Selbstinszenierung.
Das am Freitag präsentierte Angebot der Bahn sieht 4,8 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten ab August und weitere 5 Prozent mehr ab April 2025 vor. Zudem ist die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie gleich nach einem möglichen Tarifabschluss vorgesehen. Die Laufzeit soll dem DB-Angebot zufolge bei 32 Monaten liegen.
Lokführern und Zugbegleitern bietet die Bahn darüber hinaus an, ab dem 1. Januar 2026 die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt von 38 auf 37 Stunden zu reduzieren. Wer sich gegen die Absenkung entscheidet, bekommt gemäß dem Angebot stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. In Summe erhielten die Beschäftigten, die bei der aktuellen Arbeitszeit bleiben, mit dem Angebot brutto 13 Prozent mehr Geld als jetzt. Die GDL fordert 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei 12 Monaten Laufzeit.
Weselsky: Unsere Streiks sind rechtmäßig und verhältnismäßig
Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat den sechstägigen Streik verteidigt. Die Arbeitgeber seien der Gewerkschaft mit ihrem jüngsten Angebot nicht entgegengekommen, sagte Weselsky am Montag in Berlin. "Wir können lesen. Wir wissen, was dort geschrieben steht. Und es ist keine Verhandlungsgrundlage zum Einstieg in einen Verhandlungstermin mit der DB."
Mit Blick auf einen möglichen neuen Versuch der Deutschen Bahn, den angekündigten Arbeitskampf gerichtlich zu stoppen, zeigte sich der GDL-Chef zuversichtlich. Schon beim vorigen Streik vor rund anderthalb Wochen sei die Bahn mit einem solchen Versuch in zwei Instanzen gescheitert. "Wir sind nicht gestoppt worden, weil unsere Streiks rechtmäßig, verhältnismäßig und zulässig sind", sagte Weselsky. Ob die Bahn erneut vor Gericht ziehen wird, war am Montag zunächst offen.
Der drohende Streik ist der längste Arbeitskampf, den Claus Weselsky in seiner bisherigen Zeit als GDL-Vorsitzender ausgerufen hat. Er leitet die Gewerkschaft seit 2008.