Mit ihrem überraschenden Angebot, die Tür für Arbeitszeitverkürzungen ein Stück weit aufzumachen, ist der Bahn-Vorstand der streiklustigen Lokführergewerkschaft deutlich entgegengekommen. Das hatte die Arbeitgeberseite mit Verweis auf die fehlenden Fachkräfte bisher stets abgelehnt. Das neue Angebot hatte den Charme, dass Arbeitnehmern die Wahlfreiheit überlassen worden wäre, ob sie zusätzlich zu der bereits angebotenen Lohnerhöhung von 9,8 Prozent mehr Lohn bis April 2025 noch einmal 2,7 Prozent mehr oder eine Stunde mehr Freizeit haben möchten.
Dieses Angebot als "nicht verhandlungsfähig" abzulehnen und stattdessen Millionen Pendler, die auf die Leistungen der Deutschen Bahn angewiesen sind, mit einem weiteren sechstägigen Streik zu überziehen, zeigt erneut, dass es der kleineren Gewerkschaft der Lokführer und ihrem scheidenden Chef Claus Weselsky in Wahrheit nicht um Geld oder Arbeitszeit, sondern um ihre Machtposition im Wettstreit der Bahn-Gewerkschaften geht.