Die Pappe vom Fisch zu entfernen, das war Matthias Teichmanns erste Tätigkeit bei Frosta. Seit 31 Jahren arbeitet er bei dem Hersteller für Tiefkühlkost in Bremerhaven. „Hier fängt alles an“, sagt Teichmann und zeigt auf eine Palette mit gefrorenem Fisch. Es ist Alaska-Seelachs, gefangen im Nordwestpazifik. Ein magerer Fisch. „Der beliebteste der Deutschen“, ergänzt er. Die Paletten stehen am Anfang eines Fließbandes. Wenn der Seelachs wieder vom Band läuft, wird er zu Fischstäbchen verarbeitet worden sein.
Teichmanns Job von damals, den gibt es nicht mehr: Heutzutage befreien Produktionsmaschinen den Fisch aus seiner Pappe. Die gewachste Verpackung sorgt dafür, dass die gefrorene Ware nicht anfriert. Der 53-Jährige arbeitet mittlerweile als Produktentwickler für das Unternehmen.
Ein stetes Brummen schallt durch die Produktionshalle des Bremerhavener Betriebs. Die Maschinen der Produktionslinie laufen auf Hochtouren: Aus drei Tonnen rohem Fisch machen sie 150.000 Fischstäbchen – pro Stunde. Diamantsägeblätter zerkleinern die 7,5 Kilogramm schweren Blöcke aus Seelachs in jeweils 387 Stücke.
Es riecht nach rohem Fisch und Frittierfett. Ist der Seelachs in Stäbchenform gebracht, geht es weiter mit der Panade aus Brot. Damit die Fischstäbchen zu Hause auch knusprig schmecken, gart Frosta sie im nächsten Schritt in Sonnenblumenöl. 3500 Liter fasst die Fritteuse. Sind die Fischstäbchen fertig, wiegt eines 30 Gramm und enthält 65 Prozent Fisch – entsprechend den gesetzlichen Vorgaben.
Fischstäbchen kommen ursprünglich aus England
Das erste Fischstäbchen wurde 1955 in England produziert, vier Jahre später startete eine Firma in der Seestadt mit der Fertigung. Heute sagt man Bremerhaven nach, die Welthauptstadt der Fischstäbchen zu sein. Am Ende einer Schicht sind 1,2 Millionen Stück der panierten Fischhappen bei Frosta vom Band gelaufen. Konkurrent Iglo produziert direkt gegenüber.
In den vergangenen Jahrzehnten hat Frosta die Produktion immer weiter automatisiert und optimiert. Das Ergebnis: mehr Fischstäbchen und weniger Personal. So hätten früher zwischen 25 und 30 Personen an einer Produktionslinie gearbeitet, erläutert Teichmann. Heute seien es nur noch 17 Menschen.
Der 53-Jährige kümmert sich bei Frosta um alles, was mit der Entwicklung von Fischprodukten zu tun hat – von der Idee bis zur Umsetzung und Verpackung. Dass das Unternehmen inzwischen vermehrt auf pflanzliche Alternativen setzt, sieht er pragmatisch. Letztlich sei es ihm egal, ob er Fisch- oder Gemüsefrikadellen entwickelt. „Wir müssen mit den Wünschen der Verbraucher wachsen“, sagt der Produktentwickler. Vegane Angebote, eine Low-Carb-Ernährung und Bioprodukte – das sind laut Teichmann die Trends. „Das Ernährungsbewusstsein ist gestiegen.“ Außerdem legten Verbraucher zunehmend mehr Wert auf Zertifizierungen.
Nach eigenen Angaben verarbeitet Frosta nur Fisch, der mit dem MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) für nachhaltige Fischerei ausgezeichnet ist. Umweltorganisationen wie Greenpeace äußern allerdings Vorbehalte gegenüber dem Siegel, unter anderem hinsichtlich der Transparenz und Steuerung des MSC sowie der Qualität der Fischerei-Zertifizierungen.
Die meiste Zeit verbringen die Seelachshappen bei minus 40 Grad Celsius im Spiralfroster: 26 Minuten lassen sie komplett durchfrieren. Anschließend laufen die Fischstäbchen zurück auf das Fließband und über ein Rütteldeck. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kontrollieren, dass sich zwischen der Ware keine kaputten Stücke befinden. Danach geht es weiter in die Verpackung, 15 Stäbchen pro Schachtel.
Am Ende der Produktion ist der Seelachs zurück auf einer Palette, paniert, frittiert und wieder eingefroren. Im letzten Schritt bringt ein Gabelstapler die Ware in die Lagerhalle – automatisiert ohne Fahrer. Vom Fisch zum Stäbchen in weniger als einer Stunde.