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Fischumschlagzentrum Fünf Millionen für den Fischumschlag

Die Nordwest-Gruppe investiert fünf Millionen Euro in ihr Fischumschlagzentrum im Fischereihafen Bremerhaven. Das ist nötig, um nach internationalen Standards zertifiziert zu werden und um zu wachsen.
03.02.2019, 20:27 Uhr
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Fünf Millionen für den Fischumschlag
Von Silke Hellwig

Der Neubau ist im Zentrum der fischverarbeitenden Industrie emporgewachsen. Schräg gegenüber der Frosta Tiefkühlkost GmbH und in der Nachbarschaft des Unternehmens Frozen Fish International werden am Lunedeich pro Tag bis zu 80 Tonnen Fisch umgeschlagen – bislang. Es sollen mehr werden. Die Nordwest-Gruppe investiert fünf Millionen Euro, um im Fischereihafen Bremerhaven zu wachsen.

Der größte Teil der Investitionssumme ist in den Neubau geflossen – ein Zweckbau mit dunkel abgesetzten Obergeschossen, abgesetztem Treppenhaus und vier mächtigen Toren im Erdgeschoss. Hinter den Toren – es handelt sich um Kälteschleusen – wird bereits Fisch in Empfang genommen, umgepackt, kommissioniert und wieder verladen.

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Die Büroetagen im ersten und zweiten Stock mit einer Größe von rund 800 Quadratmetern werden in den nächsten Wochen fertiggestellt und bezogen, berichtet Björn Behrmann, Vorstand der Straßenverkehrs-Genossenschaft Nordwest eG mit Sitz in Hamburg. Zur SVG Nordwest eG gehört, unter anderen, die Nordwest Logistik & Spedition GmbH mit ihrem Fisch-Umschlagzentrum in Bremerhaven. Ihr Geschäftsführer ist Roland Seeckt. 15 Mitarbeiter hat das Unternehmen. Sie sorgen von einer Reihe von Dienstleistungen – von der Warenannahme über Pflege und Veredelung bis zur Kommissionierung, Selektion und den Versand von Frisch- und Tiefkühlprodukten.

Fischlieferungen an sechs Tagen die Woche

In der neuen und der alten Halle treffen an sechs Tagen in der Woche vom frühen Morgen an Fischlieferungen aus aller Welt ein. Sie werden bei der Nordwest Logistik & Spedition GmbH gewissermaßen zerpflückt und nach Kundenwünschen neu zusammengestellt. Die Kundschaft, die die Ware empfängt, ist ebenfalls international, sagt Seeckt, bei den meisten handelt es sich um Großhändler wie die Metro Group. „Uns gehört nicht eine Kiste Fisch.“ Das Umschlagzentrum ist ein Knotenpunkt zwischen Händlern und Kunden, um die Ware zu sortieren, zusammenzustellen und von A nach B zu bringen.

Der größte Teil der Ware wird von den Flughäfen Frankfurt und Köln nach Bremerhaven transportiert, neu geordnet und von dort aus in allen Himmelsrichtungen verteilt. Zu den Dienstleistungen des Umschlagzentrums gehört auch, die Ware zu prüfen – in Kooperation mit einem Labor in der Nachbarschaft. Auch Fotos werden auf Wunsch der Kunden gemacht und ihnen zugemailt. „Die Händler bekommen die Ware nicht zu sehen, nur so können sie sich ein Bild von der Qualität machen“, sagt Seeckt.

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In der neuen Halle wartet am Mittag nur noch ein Rest von Transportkisten darauf, abgeholt und verladen zu werden. Die Etiketten der großen Styroporkartons geben Auskunft über den Inhalt: Fjordforellen aus Norwegen. Die rund 1700 Quadratmeter große Halle strahlt vom Fußboden bis zum Sims aus, was Hygiene- und Lebensmittelvorschriften wollen: Sie ist hell, nüchtern, praktisch und wirkt antiseptisch. Eine mächtige Tür führt zu einem Raum mit einfachen Regalen. Es handelt sich um den Tiefkühlraum mit Stellplätzen für rund 400 Paletten.

Die Investitionen in das Umschlagzentrum waren nötig, um IFS-zertifiert zu werden, erläutert Behrmann. IFS steht für International Food Standard. Wer diesem Qualitäts- und Lebensmittelsicherheits-Standard nachweislich entsprechen will, muss ein aufwendiges Verfahren durchlaufen. „Die Zertifizierung war für uns der ausschlaggebende Punkt für unsere Investition, in der alten Halle war das nicht möglich“, so Behrmann. Das Zertifikat setze sich beim Handel von Lebensmitteln mehr und mehr durch. „Ohne Zertifizierung wird man innerhalb der nächsten Jahre vom Markt verschwinden“, bekräftigt Seeckt.

Im Laufe der Bauarbeiten seien die Ansprüche der Nordwest-Gruppe an ihr eigenes Umschlagszentrum gewachsen. Statt 3,9 Millionen Euro wie laut Bauschild zunächst geplant, wird eine weitere Million investiert. Der zweite Bauabschnitt gilt der seit 1994 bestehenden Halle, die vor allem technisch und was die Ausstattung betrifft, in die Jahre gekommen ist. Dazu gehört ein Asphaltboden: Standard beim Bau der Halle vor mehr als 25 Jahren, als ISF für die ganze Branche noch drei beliebige Buchstaben waren, ist heutzutage nicht mehr üblich. Die Halle wird komplett erneuert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Vielmehr als die Grundmauern blieben nicht. „Wir sind eine finanzstarke Gruppe, wir kriegen das gewuppt“, sagt Behrmann.

Kürzere Wege

Der Innenausbau der Büros ist noch im Gang, im Laufe des Februar sollen sie bezogen werden. Nur etwa ein Zehntel der Räume beansprucht die Nordwest-Gruppe für sich, der Rest wird vermietet, an „Fischprofis“, Logistiker mit Kühltransportern. Ein größerer Teil ist für die Großkunden Brüssel & Maass Logstik GmbH und die Isotrans Bolton & Cappelmann OHG reserviert, einzelne Büros sind an kleinere Partner vergeben. Auch das sei ein Vorteil des Neubaus: Die Wege verkürzen sich, die Partner sitzen unter einem Dach. Ende September sollen Baumaschinen und andere Arbeitsgeräte vom Gelände verschwunden sein. „Wir werden unsere Fläche verdoppeln, bei gleichem Energieverbrauch“, sagt Behrmann, „das ist ein energetischer Quantensprung“.

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Ähnliches geschieht im Bereich der Datenverarbeitung: Bislang wickelt die Nordwest Logistik & Spedition GmbH die Kommissionierung noch analog ab, mit dem Neubau können die Arbeitsprozesse digitalisiert werden. Für das Unternehmen wurde laut Seeckt eine eigene Software entwickelt. Sie ermögliche digitalisierte Hallenprozesse mit speziellen Scan- und Label-Verfahren. Die Arbeitsprozesse und Workflows sind laut Behrmann ebenfalls Bestandteil des Audits für die angestrebte Zertifizierung.

SVG will Transport und Umschlag für Fischhandelshäuser organisieren

Die SVG Nordwest eG mit Standorten in Bremerhaven, Hamburg und Bonn wurde vor 80 Jahren in Bremerhaven gegründet. Die Straßenverkehrs-Genossenschaft verdankt ihren Namen dem selbst gesteckten Ziel, den Transport und den Umschlag für Fischhandelshäuser zu organisieren. Zur Logistik gesellten sich im Laufe der Jahre neue Bereiche wie Versicherungen und Finanzierungen.

Den Umsatz beziffert Seeckt auf rund eine Million Euro pro Jahr. Die Investitionen sollen dazu führen, dass er sich in den nächsten Jahren verdoppelt. Durch die Vergrößerung der Fläche kann der Betrieb mehr Aufträge annehmen und abwickeln. Fünf Mitarbeiter werden hinzukommen. „Wir wollen mit 20 Prozent mehr Personal die doppelte Umschlagleistung erbringen“, sagt Seeckt.

Im Sommer will das Unternehmen die ISF-Zertifizierung bekommen haben. „Wir haben nach diesen Anforderungen gebaut“, sagt Behrmann. Die Zertifizierung eröffne einen größeren Kundenkreis. Zudem ergäben sich neue Möglichkeiten bei der Veredelung von Fisch sowie für den Umschlag von Fleisch.

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