Die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal jährt sich in diesem Monat zum ersten Mal. Die Bremer Julia Strahl und Thomas Krumpen, die als Wissenschaftler am Alfred-Wegener-Institut arbeiten, zögerten im Juli 2021 nicht lange: Sie riefen eine Spendenaktion für Insul, Strahls Heimatdorf in der Eifel, ins Leben. Nun ziehen die beiden Organisatoren eine Bilanz: Über die Aktion konnten Spenden im Gesamtwert von 32.085 Euro eingenommen werden.
In einer Abschlussnachricht bedanken sich die Organisatoren bei den Spenderinnen und Spendern: "Ohne Sie hätten wir die Menschen vor Ort nicht bei dem ersten wichtigen Schritt, der Trocknung ihrer Häuser, unterstützen können." Mit dem Geld konnten insgesamt 15 Familien in Insul mit entsprechenden Trocknungsgeräten ausgestattet werden. Die Geräte stammen von den Werkzeugprofis in Bremen und dem Sandstedter Günter Jo Chrobok. Die Trocknung der Häuser habe zwischen drei und sieben Monate gedauert, schreiben die Organisatoren, und damit länger als ursprünglich erwartet. Die letzten Trocknungsgeräte seien erst Ende Januar abgebaut und nach Bremen und Sandstedt zurückgebracht worden. Die Familien in Insul konnten anschließend wieder in ihre Häuser einziehen.
Insgesamt sei in Insul und anderen Dörfern des Ahrtals wieder "ein Stück Normalität" zurückgekehrt, heißt es in der Bilanz, "die Schutthaufen sind verschwunden, viele Häuser wurden wieder aufgebaut und bezogen,
Straßen wurden repariert und die Flächen um die Häuser sind wieder grün". Dennoch seien viele Orte noch immer "von der Flut gezeichnet".
Anteilnahme hat Betroffene bestärkt
Für die Betroffenen bleibe die Flutkatastrophe und ihre Folgen wohl unvergesslich – im Positiven wie im Negativen: "die ausgestandene Angst um Angehörige und die eigene Existenz, aber auch die große Hilfsbereitschaft, die viele Menschen erfahren durften und der Zusammenhalt der Betroffenen vor Ort". Erst durch die Anteilnahme von Menschen aus ganz Deutschland, hätten sich viele der Betroffenen bestärkt und ermutigt gefühlt, das Dorf wieder aufzubauen.
Aber nicht nur die Trocknungsgeräte konnten durch die Spenden finanziert werden. Eine der Betroffenen bekam etwa einen neuen Laptop und neue Drucker, um ihre Selbstständigkeit und damit den Lebensunterhalt ihrer Familie, zu sichern.
Vor einem Jahr noch erzählte Strahl, die die ersten 19 Jahre ihres Lebens in Insul verbracht hatte, im Interview mit dem WESER-KURIER, dass es in dem Dorf "wie nach einem Bombenangriff" aussehe: "Es sind riesige Müllhalden entstanden. Bei vielen Häusern ist das Erdgeschoss nur noch Schrott, der Estrich muss dann raus, weil die Böden verseucht sind." Nun zeigt sie sich deutlich optimistischer, schreibt von einem "Riesenerfolg", der mithilfe der Spenden erreicht werden konnte.